Paris St. Germain Neymar, Mbappé, Messi - Systemfehler mit Superstars
Kylian Mbappé, Lionel Messi und Neymar sollen Paris St. Germain zum Gewinn der Champions League führen. Rechtzeitig zum Heimspiel gegen den FC Bayern ist das Triumvirat wieder vereint. Aber auch eine Hilfe?
Vorne dran: Kylian Mbappé. Leicht versetzt in seinem Rücken: Lionel Messi und Neymar. Ganz wie es sich für den Vorzeigeklub Frankreichs gehört, inszeniert Paris St. Germain auf seiner Homepage die drei Superstars auch noch in einer farblichen Abstufung. Als ob der französische Wunderstürmer etwas bunter strahlen muss als der argentinische Weltmeister und der brasilianische Superstar.
Dank des üppig sprudelnden katarischen Staatsfonds leistet sich PSG seit 2021 den teuersten Dreizack der Welt, doch eine Garantie auf die wertvollste Vereinstrophäe im Vereinsfußball ist nicht eingepreist. Im Gegenteil: Paris steht vor dem Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Bayern (Dienstag 21 Uhr) immer noch in der Bringschuld.
Zu oft ist das Ensemble mit seinen drei "Außerirdischen" auf dem Boden der Tatsachen gelandet; im Vorjahr übrigens in der Königsklasse gegen den späteren Champion Real Madrid ebenfalls im Achtelfinale.
Alle Superstars trainieren wieder
Was dem französischen Meister diesmal Hoffnung macht: Das zuletzt auseinandergebrochene Triumvirat "MNM" - Mbappé, Neymar, Messi - ist pünktlich zum ersten K.o.-Duell der Königsklasse zumindest auf dem Trainingsplatz wieder vereint: Alle drei waren in der Vormittagseinheit am Montag (13.02.2023) dabei und bester Laune.
Die Kommentatoren fürs PSG-Klubfernsehen überschlugen sich fast vor Freude, wer alles plötzlich wieder quietschfidel im Kreisspiel mitmischte: Mbabbé und Neymar trugen eine ulkige Mütze, Messi noch einen Halswärmer – in einer Gruppe mit Achraf Hakimi, Marco Verratti, Sergio Ramos und Torhüter Gianluigi Donnarumma passten sich die Ikonen bei strahlendem Sonnenschein die Bälle zu. Waren die vom Klub kommunizierten möglichen Absenzen der Megastars nur Bluff?
Bei Mbappé hieß es, er würde drei Wochen fehlen
Mbappé drohte eigentlich mit einer Anfang des Monats erlittenen Muskelverletzung für das Hinspiel im Prinzenpark auszufallen, denn der Klub selbst hatte die Ausfallzeit auf drei Wochen terminiert. Nun startet der 24-Jährige vielleicht gleich mit vollem Risiko auf den Rasen durch. Bei Messi hatte sich angedeutet, dass es nach der beim Pokalaus gegen Olympique Marseille (1:2) aufgetretenen Muskelermüdung reichen würde. Der 35-Jährige war zuletzt geschont worden.
Und ohnehin fit war Neymar, wenn auch nicht wirklich in Form: Der 31-Jährige hatte vor der WM mehrfach seine Läuterung im Dienste der Seleção versprochen, fiel aber im Verein gerade am Wochenende wieder in seine kindlichen Verhaltensmuster zurück. Als der Tabellenführer am Samstag (11.02.2023) das Ligaspiel bei AS Monaco (1:3) mit einer besseren B-Elf vergeigte, zankte die Diva noch auf dem Rasen mit Mitspielern.
Darauf ging Presnel Kimpembe im Fürstentum in die Kurve, um die aufgebrachten PSG-Ultras zu beruhigen. "Wir brauchen Euch, lasst uns nicht fallen", rief der Weltmeister von 2018 via Megafon fast flehentlich dem tief enttäuschten Anhang zu. Und auch Mbappé spürte aus sicherer Entfernung die Unruhe und setzte daraufhin einen Instagram-Post ab: "Lasst uns stark und vereint bleiben." Dahinter der Vereinsslogan: "Ici, c’est Paris“. Das ist Paris.
Appell an den Gemeinsinn
Dabei hätte der pfeilschnelle Ausnahmestürmer doch längst das Weite gesucht, wenn PSG nicht kolportiere 630 Millionen Euro in eine Vertragsverlängerung gepumpt hätte, um seinen (ablösefreien) Wechsel zu Real Madrid zu verhindern. Ob Mbappé sich in der Heimat seine Sehnsucht auf den Henkelpott erfüllen kann, erscheint ungewisser denn je.
Denn selbst wenn jetzt alle drei Giganten gesund sind: Mit der aktuellen Zusammensetzung steht sich die Startruppe selbst im Wege. Spötter sprechen von einem 7-3-System, weil die Elf so zweigeteilt auftritt: Sieben Spieler schuften gegen den Ball, drei schauen eher nur zu: Messi und Mbappé bringen nur in minimalistischer Dosis die Bereitschaft auf, Mittelfeld und Abwehr zu unterstützen, der häufiger auf die Zehner-Position geschobene Neymar macht zumindest teilweise mit.
Für Titel braucht es ein anderes Defensiverhalten
Insgesamt kommt das Defensivverhalten arg alibihaft daher, was keine Mannschaft der Welt kompensieren kann, wenn Titel gewonnen werden wollen. Christophe Galtier, immerhin 2021 Meistertrainer mit dem Außenseiter OSC Lille, macht denn auch gar keinen Hehl mit aus der strukturellen Unausgewogenheit seines überteuerten Kaders. "Bei uns entstehen zu viele Lücken", klagte der aus der Provinz gelockte Coach bereits im vergangenen Jahr, wenn seine Mittelfeldarbeiter, der Italiener Verratti und der Portugiese Vitinha, sich mal wieder vergeblich mühten, alle Löcher zu stopfen.
Eigentlich müsste Messi ja wissen, wie lohnend die kollektive Defensivarbeit sein kann: Die Krönung in Katar hätte Argentinien kaum hinbekommen, wenn sein Kapitän nur nebenher getrabt wäre. Bei der WM hatte Messi von einer Spiellaune und Kampfeslust gesprüht, die ihm in Paris zumindest teilweise abhanden kommt. Vielleicht fehlt ihm an diesem Standort die Herzenswärme, die ihm zuletzt die Nationalmannschaft und davor immer Barcelona vermittelt hat.
Bei PSG glänzt Lionel Messi nur sporadisch.
Messis Verbleib in Paris gilt als ungewiss
Messis Verbleib In Paris gilt als höchst ungewiss, zumal auch das Verhältnis zu Mbappé als belastet gilt. Präsident Nasser Al-Khelaifi muss irgendwie sehen, die astronomischen Gehaltsausgaben in den Griff zu bekommen, denn anderthalb Augen drücken die Finanzwächter der UEFA bei seinem PSG-Konstrukt ja schon zu.
Wenn es ums Geld geht, könnte den neuen Weltmeister bald derselbe Lockruf erreichen, dem sein ewiger Rivale Cristiano Ronaldo schon gefolgt ist: In Saudi-Arabien gibt es bei den Zuwendungen an lebende Kicker-Ikonen kein Limit, weil die Herrscher dort neuerdings auf dasselbe Pferd setzen wie die Scheichs in Katar.
Mit dem Fußball das Image aufzupolieren, funktioniert vortrefflich. So wollen auch die Saudis, im Verbund mit Ägypten und Griechenland, sicherlich mit gütiger Unterstützung der FIFA eine WM ausrichten - die Dreier-Bewerbung für 2030 wird auf den Weg gebracht. Bis dahin ist Messi praktischerweise bereits als Tourismusbotschafter eingespannt. Dort bald auch mit oder gegen Ronaldo zu kicken, ist zumindest keine ganz abwegige Option.
Saison | Wettbewerb | Gegner |
---|---|---|
2011/12 | Europa League, Gruppenphase | (Bilbao, Salzburg, Bratislava) |
2012/13 | Champions League, Viertelfinale | (2:2/1:1 gegen FC Barcelona) |
2013/14 | Champions League, Viertelfinale | (3:1/0:2 gegen FC Chelsea) |
2014/15 | Champions League, Viertelfinale | (1:3/0:2 gegen FC Barcelona) |
2015/16 | Champions League, Viertelfinale | (2:2/0:2 gegen Manchester City) |
2016/17 | Champions League, Achtelfinale | (4:0/1:6 gegen FC Barcelona) |
2017/18 | Champions League, Achtelfinale | (1:3/1:2 gegen Real Madrid) |
2018/19 | Champions League, Achtelfinale | (2:0/1:3 gegen Manchester United) |
2019/20 | Champions League, Finale | (0:1 gegen FC Bayern München) |
2020/21 | Champions League, Halbfinale | (1:2/0:2 gegen Manchester City) |
2021/22 | Champions League, Achtelfinale | (1:0/1:3 gegen Real Madrid) |