Champions League Manchester gegen Madrid - Schlagabtausch, zweiter Teil
Das Hinspiel war ein Wahnsinn. Auch das Rückspiel im Viertelfinale zwischen Manchester City und Real Madrid verspricht beste Unterhaltung.
Es ist wirklich ganz egal, wie dieses Duell der Giganten ausgeht, Pep Guardiola und Carlo Ancelotti werden nach Spielschluss aufeinander zugehen und einander gratulieren. Das gebietet allein die Wertschätzung, so grundverschieden die beiden eigentlich sind.
Der rastlose Katalane und der unaufgeregte Italiener sind als Trainer von Manchester City und Real Madrid die Architekten zweier Vereine, die im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League (Mittwoch 21 Uhr) eigentlich ein vorgezogenes Finale bestreiten. Jedenfalls hatte das 3:3 in der Vorwoche im noch nicht ganz fertigen Bernabeu alles, was ganz große Spiele ausmacht.
Manchester City seit 41 Heimspielen unbesiegt
Die spanische Zeitung "As" schrieb danach von einem "partido cañón", einem Kanonenspiel, weil Meisterwerke der Ballistik entstanden seien. Ein atemberaubender Schlagabtausch mit mehreren Metaebenen. Bessere Unterhaltung auf Vereinsebene kann es kaum geben. Nationalteams reichen längst nicht mehr an das Niveau von Weltauswahlen mit internationalen Stars heran, die in solchen Klubs in Hülle und Fülle beschäftigt werden.
Guardiola wird mit dem Tabellenführer der Premier League - City profitierte am Wochenende von den Patzern des FC Liverpool und FC Arsenal - vor allem auf die Heimstärke bauen. Seit November 2022 haben die "Skyblues" zu Hause nicht verloren. Seit 41 Pflichtspielen spielt diese Elf in den eigenen vier Wänden mit dem Nimbus der Unbesiegbarkeit. Deswegen hatte der 53-Jährige auch nach dem ersten Kräftemessen zweier Weltklasseteams zufrieden festgehalten: "Das nehmen wir mit."
Real Madrid vertraut auf die Erfahrung
Und doch glaubt Ancelotti natürlich an die Chance der Gäste aus der spanischen Hauptstadt. "Es ist keine fantastische Ausgangssituation, aber es ist noch alles offen." Die Prognose des Altmeisters, der als Spieler bereits zweimal und als Trainer viermal den Henkelpott in den Händen hielt: "Wir gewinnen es wegen unserer Einstellung."
Er weiß ja, wie es geht. Trotz einer nicht zufriedenstellenden Spielzeit 2022/2023, als die "Königlichen" sich mit dem Pokalsieg begnügten, hat der bald 65-Jährige wieder die richtigen Stellschrauben betätigt. Die spanische Meisterschaft ist bei acht Punkten Vorsprung sieben Spieltage vor Schluss sehr wahrscheinlich.
Toni Kroos hat Stammplatz behalten
Dazu gelang auch die Verjüngung der Stammelf, die noch beim (glücklichen) Champions-League-Triumph 2022 gegen den FC Liverpool (1:0) in die Jahre gekommen schien. Jude Bellingham und Eduardo Camavinga haben sich mit 20 bzw. 21 Jahren bereits im Mittelfeld feste Plätze erobert - nur Toni Kroos ist mit seinen 34 Jahren der unverwüstliche Anker, der noch aus der dekorierten Troika mit Luka Modric und Casemiro übrig geblieben ist.
Vorne vertraut Ancelotti mit Rodrygo und Vinicius Junior jenen beiden Brasilianern, die er ab 2024 als Nationaltrainer der "Selecao" betreuen kann. Wie aufregend das bei den jeweils auch erst 23-Jährigen an guten Tagen aussieht, war im Hinspiel zu besichtigen. Ancelotti hatte Rodrygo von rechts nach links gezogen und Vinícius Junior aufgetragen, die Innenverteidigung Citys als falsche Neun unter Druck zu setzen. Der Plan ging perfekt auf.
Antonio Rüdiger wieder gegen Erling Haaland
Dass Manchester trotzdem dennoch dreimal traf, sagt viel über die Klasse aus. Und dass dazu nicht mal Erling Haaland gebraucht wurde, wirkte noch bemerkenswerter. Der vielleicht beste Stürmer der Welt wurde von Antonio Rüdiger an die Kette gelegt. Ancelotti jedenfalls weiß, dass er sich auf den Abwehrchef der deutschen Nationalelf verlassen kann. "Rüdiger wird das Rückspiel spielen", stellte er bereits klar und kündigte damit an, seinen Fehler aus der vergangenen Saison nicht zu wiederholen.
Ohne Rüdiger in der Startelf war Real vor einem Jahr im Halbfinale mit einem Unentschieden im Gepäck zum Rückspiel gereist - und bei City 0:4 untergegangen. Haaland machte mit der Abwehr der Madrilenen was er wollte, auch wenn er selbst keinen eigenen Treffer erzielte.
Titelverteidiger gegen Rekordchampion
"Letztes Jahr war hart, natürlich wollen wir jetzt auch ein bisschen Rache", hatte Rüdiger vor dem Hinspiel gesagt und anschließend alles für dieses Ziel getan. Der ehemalige Stuttgarter grätschte, rannte, rangelte und nahm den zunehmend entnervten Norweger sogar in den Schwitzkasten.
So erzielten Bernardo Silva, Phil Foden und der Ex-Leipziger Josko Gvardiol die Tore für den Titelverteidiger, der mit einem Weiterkommen gegen den Rekordchampion natürlich einen Meilenstein setzen würde, um Guardiola gleich noch einmal als Trainer ans Ziel seiner Träume zu bringen.