Glücklicher Sieg bei Galatasaray Bayern erst vorgeführt - und dann doch eiskalt
Teilweise regelrecht vorgeführt, 3:16 Torschüsse zur Pause - doch am Ende triumphierte der letztlich mal wieder eiskalte FC Bayern München am Dienstag (24.10.2023) in der Champions League mit 3:1 (1:1) bei Galatasaray Istanbul.
Das Spiel im Rams Park benötigte keinerlei Anlaufzeit. Die Türken legten, angefeuert von ihren gewohnt frenetischen Fans, sofort mit hohem Tempo nach vorne los, hatten durch Mauro Icardi (4. Minute) und Kerem Aktürkoglu (7.) auch schnell Abschlüsse.
Sekunden später brachten die Bayern dann aber kurzzeitig das Dauer-Pfeifkonzert bei ihrem Ballbesitz zum vollständigen Erliegen: Leroy Sané war auf der linken Seite zu schnell für die Galatasaray-Abwehr, sein Querpass landete bei Kingsley Coman, der trocken ins linke Eck abschloss - 1:0 in der 8. Minute.
Chancenfestival für Istanbul gegen Bayern
Istanbul wirkte dadurch aber unbeeindruckt. Gleich im Gegenzug hatte Aktürkoğlu mit einem Seitfallzieher den Ausgleich auf dem Fuß, Sven Ulreich lenkte den Ball aber brillant um den Pfosten. Die Bayern-Abwehr wackelte extrem, in der 11. Minute patzte dann auch Ulreich bei einer Hereingabe von Sacha Boey, Aktürkoğlu jagte den Abklatscher aber aus sechs Metern über das leere Tor.
Die Bayern zogen sich danach immer weiter zurück, gaben das Mittelfeld beinahe widerstandslos preis und verlegten sich nur noch auf gelegentliche Konter über Sané und Coman. Die spielten sie aber mehrfach viel zu schlampig aus und ermöglichten Istanbul durch die vielen Patzer eine Ballbesitzquote von fast 60 Prozent
Elfmeter für Galatasaray: Kim und Kimmich treffen Icardi
Bei weiteren Großchancen durch Icardi (23./Mazraoui verlängerte die Kugel an den eigenen Außenpfosten) und Lucas Torreira (24./Zentimeter am rechten Winkel vorbei) hätte sich die zunehmende Passivität der Gäste schon rächen können.
Doch die Strafe folgte erst nach knapp einer halben Stunde: Nach einer Hereingabe von Kazimcan Karatas verfehlten sowohl Min-Jae Kim als auch Joshua Kimmich die Kugel, beide trafen stattdessen die Beine von Icardi - den berechtigten Elfmeter lupfte Icardi in Panenka-Manier zum 1:1 ins Tor.
Als Weckruf diente der Treffer für die Münchener nicht. Mazraoui auf rechts war ein großer Schwachpunkt, Konrad Laimer auf der Sechserposition bekam überhaupt keinen Zugriff, Matthijs de Ligt sah Icardi nur rechts und links an sich vorbeilaufen, vorne war Harry Kane kein Faktor und Sané wirkte zunehmend missgelaunt: Mal legte er sich selbst den Ball zu weit vor, dann war er sauer, weil ihm Kimmich die Kugel nicht fristgerecht zugestellt hatte.
Bayern selten dermaßen vorgeführt
Kimmich schwamm dann auch noch hinten, doch nach seinem Ballverlust vergab Icardi die nächste Riesenchance (45.), kurz davor hatte Ulreich erneut stark gegen Aktürkoğlu gerettet.
16:3 lautete die Torschussbilanz für "Gala" zur Pause - selten in den vergangenen Jahren wurden die Bayern derart vorgeführt. Dass sie trotzdem irgendwie das 1:1 in die Pause retten konnten, war aus ihrer Sicht die bis dahin beste Nachricht des frühen Abends.
Tuchel vertraut seiner Mannschaft und wird belohnt
Tuchels Reaktion zur zweiten Halbzeit: keine. Die identische Elf bekam die Möglichkeit, es ab der 46. Minute besser zu machen, was zunächst nur bedingt gelang: Hinten brannte es zwar nicht mehr wie zuvor fast im Minutentakt, vorne wurden die Bälle auch mal einen Tick länger gehalten - doch den durchaus vorhandenen Raum für Konter schenkten die Münchener auch weiter zu oft her.
Dann kam Kane. Nach einer durchdachten Kombination über Mazraoui und Jamal Musiala landete der Ball beim Engländer, der erst mit der Hacke abschloss und dann den Abpraller zum 2:1 versenkte (72.). Der allgemeine Schockzustand bei Galatasaray und auf den Rängen war hörbar und spürbar: Sieben Minuten später nutzte Musiala einen Kane-Pass sogar zum 3:1.
Die Statistiker servierten zum Ende der Partie die "expected goals" (die zu erwartenden Tore) mit 2,5 : 1,4 für Istanbul, was sogar noch wenig aus Galatasaray-Sicht war. Doch allein die Effizienz gab am Ende den Ausschlag für die Münchener.