Champions-League-Finale 2024 Trotz Topleistung - Real beendet Titeltraum des BVB
Borussia Dortmund spielt lange ein ganz starkes Finale in der Champions League, doch dann zeigt Real Madrid sein Titel-Gen. Trotz zahlreicher Chancen verpasst der BVB am Samstag (01.06.2024) seinen zweiten Triumph in der Königsklasse nach 1997.
27 Jahre nach dem bisher einzigen Champions-League-Sieg in München gegen Juventus Turin schien es, als könnte Dortmund Real bezwingen. Die Abschlussschwäche sorgte am Ende aber dafür, dass die "Königlichen" ihren 15. Titel in der Königsklasse feiern dürfen. Dani Carvajal (74. Minute) und Vinicius Junior (83.) sorgten in Wembley in der Schlussphase für die Entscheidung zugunsten der Spanier.
Nach der Begegnung beschrieb BVB-Trainer Edin Terzic sein "großes Gefühlschaos. In einer Sekunde bin ich stolz auf die gezeigte Leistung heute, in der anderen fühle ich mich leer und enttäuscht nach dem Spiel". Sein Team habe eine Saison gezeigt mit ganz vielen Höhen und auch Tiefen. "Heute war wieder das perfekte Beispiel, was möglich ist, zu was diese Mannschaft in der Lage ist."
Hummels hadert mit der BVB-Pleite gegen Real
"Das war 70 Minuten mehr als Augenhöhe, das macht es besonders schmerzhaft. Wir haben es nur verpasst, das Tor zu schießen - und dann schlägt Real zu, wie sie es gefühlt seit 100 Jahren machen", sagte Dortmunds Mats Hummels im "ZDF".
"Aktuell sind wir natürlich extrem enttäuscht, aber es ist ein riesiger Erfolg, dass wir das Finale hier spielen konnten", sagte BVB-Keeper Gregor Kobel im "ZDF". "Wir haben gezeigt, dass wir auf Topniveau bestehen können. Ich hoffe, dass wir alle auch stolz auf uns sind."
Sportdirektor Kehl "hätte gerne diesen Pokal nach Hause gebracht"
Für Stolz über eine grandiose Saison auf der großen europäischen Fußball-Bühne war (noch) kein Platz. "Wir hätten so gerne diesen Pokal nach Hause gebracht", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl, der den Schmerz nur zu gut kennt. 2013 hatte er mit Hummels und Reus das Champions-League-Finale in Wembley gegen den FC Bayern verloren.
Bei Bier, BVB-Burgern und Discomusik versuchten die niedergeschlagenen Borussen beim Bankett am Abend im angesagten Outernet London im Stadtteil Sohoden Schmerz zu verarbeiten. Vergeblich. "Wir hätten uns unsterblich machen können", sagte Stürmer Niclas Füllkrug. Doch die Geschichte eines Finales kennt am Ende nur einen Sieger.
Erst die Flitzer, dann neutralisierten sich Real und Dortmund
Das Spiel hatte gerade erst begonnen, da bekam es schon seine erste Geschichte - die allerdings nicht sportlicher Natur war. Nach nur 22 Sekunden war bereits der erste Flitzer auf dem Feld. Am Ende schafften es gleich vier Flitzer auf den Rasen. Nach über zweiminütiger Unterbrechung rückte dann der Sport wieder in den Fokus.
Doch der bot zunächst nichts Unterhaltsames, was die kuriosen ersten Momente verdrängen konnte. Beide Mannschaften neutralisierten sich, es gab keinerlei Torszenen - für den BVB aber schon ein Achtungserfolg, da er zeigte, Real in Schach halten zu können. Wenig später zeigte sich, wie viel Selbstvertrauen Dortmund aus dieser Anfangsphase schöpfen konnte.
BVB noch vor der Pause klar überlegen
Zwischen der 21. und 28. Minute gab die Mannschaft von Trainer Edin Terzic ein Chancenfeuerwerk ab. Anders als im Halbfinale, als Paris St. Germain in beiden Spielen insgesamt sechsmal das Aluminium getroffen hatte, war diesmal aber der BVB im Pech.
Dortmund in der ersten Hälfte total überlegen, mit 8:2 Torschüssen und extrem mutigem, geradlinigem Spiel nach vorne - aber im Pech. Real rettete sich gegentorlos in die Kabine und die Frage stand im Raum: Hatte Dortmund im Halbfinale das Glück aufgebraucht oder kommt es in der zweiten Halbzeit des Finales zurück?
Madrid nach der Pause mit ersten Chancen
Madrid tat dem BVB nicht den Gefallen, so schwach weiterzuspielen wie vor der Pause. In der 49. Minute hatte Toni Kroos mit einem Freistoß die erste gute Chance für die "Königlichen" - aber Gregor Kobel im Dortmunder Tor nutzte die erste Gelegenheit, sich im Finale auszuzeichen. Der BVB blieb aber richtig gut im Spiel, bestach vor allem in der Rückwärtsbewegung, das Real-Starensemble in der Offensive bekam keine Gelegenheit, sich zu entfalten.
Mats Hummels grätscht gegen Vinicius Junior
Und nach vorne blieb das Terzic-Team gefährlich, Füllkrug vergab aber per Kopf die nächste Chance nach einer Flanke von Adeyemi (63.). Dann kam tatsächlich der erste Moment, in dem Dortmund richtig Glück hatte - es sollte allerdings der einzige bleiben. Vinicius Junior brachte eine punktgenaue Flanke auf Jude Bellingham, dem aber einige Millimeter fehlten, um den Ball ins Tor zu drücken - Kobel war bereits vergeblich aus seinem Gehäuse geeilt (69.).
Statt Reus-Märchen gibt es den Carvajal-Schock
Kurz darauf bereitete Dortmund dann die perfekte Finalgeschichte vor: Marco Reus wurde in der 72. Minute eingewechselt und bekam seinen letzten Einsatz für den BVB nach zwölf Jahren. Schon im Vorfeld hatten viele die Märchenstory skizziert, dass sich der 35-Jährige, dessen Karriere von vielen Verletzungen und Rückschlägen geprägt war, mit dem Titel und Siegtor aus Dortmund verabschiede. Die Realität sah aber ganz aus.
Nur Sekunden nach dem Wechsel jubelte nämlich Real. Kroos brachte eine perfekte Ecke auf den ersten Pfosten, wo Carvajal im Duell gegen Füllkrug das bessere Timing hatte und zum 1:0 für die Madrilenen einköpfte (74.).
Real Madrid triumphiert erneut in der Königsklasse
Real plötzlich wie im Rausch, und dann auch mit der Entscheidung. Die minütlichen Chancen des 14-maligen Champions-League-Siegers gingen weiter und diesmal war auch Kobel ohne Chance. Vinicius Junior tauchte diesmal frei vor ihm auf und traf den Ball so falsch, dass der BVB-Torhüter keine Chance mehr hatte (83.) - Madrid macht damit den Titelgewinn in der Champions League klar.
15 Mal hat Real den Henkelpokal nun geholt, "eiskalt" hätten Kroos und Co. die schwindenden Dortmunder Kräfte ausgenutzt, urteilte Hans-Joachim Watzke. Der BVB-Boss war hin- und hergerissen, seine Ära nähert sich dem Ende, zu gerne hätte er sein Schaffen mit dem größten Triumph in Europa gekrönt. "Stolz bin ich darauf, dass wir hier sind. Wenn man das Spiel dominiert und am Ende gewinnt dann, wie immer, Real Madrid, ist das schon enttäuschend."
Dortmund musste trotz einer herausragenden Leistung ohne Titel nach Hause fahren. Und wie 2013 (gegen den FC Bayern) war das Wembley-Stadion in London für den BVB kein gutes Pflaster.