Stuttgarts Gegner in der Champions League Atalanta Bergamo - Vom Provinzklub zum Spitzenteam
Atalanta Bergamo hat sich unter Trainer Gian Piero Gasperini zum Europapokal-Stammgast entwickelt. Am Mittwoch soll in Stuttgart der nächste Schritt in Richtung K.o.-Phase der Königsklasse erfolgen.
Dass Atalanta Bergamo ein europäisches Spitzenteam ist, sollte deutschen Fußballfans spätestens seit dem Europa-League-Finale dieses Jahres klar sein. Der deutsche Meister Bayer Leverkusen fuhr Ende Mai ungeschlagen nach Dublin und wollte seine unvergessliche Saison mit einem weiteren Titel krönen. Doch Atalanta entzauberte die Alonso-Elf, siegte durch einen Hattrick des Ex-Leipzigers Ademola Lookman hochverdient mit 3:0 und feierte den ersten internationalen Titel der Vereinsgeschichte.
Das Momentum dieses Erfolges scheint das Team von Gian Piero Gasperini mit in die neue Saison genommen zu haben. Seit acht Spielen ist der aktuelle Tabellendritte der Serie A wettbewerbsübergreifend ungeschlagen. Am vergangenen Sonntag gewannen die Bergamasken mit 3:0 beim seit August unbesiegten Tabellenführer aus Neapel. Ein dickes Brett, das der VfB Stuttgart da am Mittwoch (ab 21 Uhr im Audio-Livestream und im Ticker) zu bohren haben wird
Beste Offensive der Liga
Im Fokus steht bei Atalanta seit dem Amtsantritt von Gasperini im Juli 2016 der Offensivfußball. Die Mannschaft des 66-Jährigen Italieners spielt mutig und dominant nach vorne und stellt mit 29 Toren in elf Partien aktuell den stärksten Angriff im italienischen Oberhaus. Der Hauptprotagonist im Atalanta-Sturm ist auch in dieser Saison Ademola Lookman. Der 27-jährige Engländer, der zuletzt einen beachtlichen 14. Platz bei der Wahl zum Ballon d´Or belegte, ist mit zwölf Scorern in elf Partien in die neue Saison gestartet. Gegen Neapel schoss er "La Dea" – wie Atalantas Fans ihren Verein auf Grund der namensgebenden Jagdgöttin Atalanta aus der griechischen Mythologie nennen - mit einem Doppelpack zum Sieg.
Sorgt auch in dieser Saison für Furore: Ademola Lookman
Neben Lookman überzeugt in der starken Atalanta-Offensive außerdem Neuzugang Mateo Retegui. Der italienische Nationalstürmer, der vor der Saison für 22 Millionen Euro vom CFC Genua in die Lombardei wechselte, führt die Torjägerliste der Serie A mit elf Treffern an. Er ersetzt damit seinen Nationalmannschaftskollegen Gianluca Scamacca, der im vergangenen Jahr bester Torschütze Bergamos war, sich aber in einem Testspiel gegen den FC Parma im Sommer das Kreuzband riss und wohl noch bis ins neue Jahr ausfallen wird.
Gasperini liebäugelte mit Wechsel
Dass Gasperini beim Auswärtssieg am Sonntag Atalanta und nicht die gegnerische SSC Neapel trainierte, ist nicht selbstverständlich. Der Erfolg Gasperinis mit seiner Mannschaft sorgte im Sommer wenig überraschend für Begehrlichkeiten. Der Italiener liebäugelte mit einem Wechsel auf den vakanten Trainerposten der SSC Neapel und galt als Wunschlösung von Neapel-Präsident Aurelio De Laurentiis. Sein Dilemma erklärte Gasperini folgendermaßen: "Es ist, als wäre ich verheiratet, mit Kindern, aber treffe eine wunderschöne Frau." Am Ende entschied sich der Italiener aber für die Kontinuität und hielt Bergamo die Treue.
Stammgast im Europapokal
Wie wichtig die Entscheidung des Erfolgstrainers für den Verein war, zeigt die Entwicklung des Klubs, seit Gasperini in Bergamo die Fäden zieht. Atalanta ist seitdem zu einem italienischen Spitzenteam und damit auch zu einem Stammgast im europäischen Geschäft gereift. In diesem Jahr ist der Provinzklub bereits zum vierten Mal in der Champions League vertreten – Trainer bei allen vier Teilnahmen war Gasperini. Neben dem guten Ligastart bestätigte der Europa-League-Sieger von 2024 auch in der Königsklasse seine bestechende Form. Bergamo hat noch kein Gegentor hinnehmen müssen und ist mit fünf Punkten zumindest auf Kurs in Richtung Zwischenrunde. Unter anderem gab es ein 0:0 gegen den FC Arsenal und einen 3:0 Auswärtserfolg bei Shaktar Donezk.
Erfolgstrainer von Atalanta: Gian Piero Gasperini
Guardiola outet sich als Fan
Einer für den der Erfolg der Norditaliener nicht verwunderlich ist, ist Manchester City Trainer Pep Guardiola. Bereits 2019 bezeichnete der Spanier nach einem Champions-League-Spiel gegen Atalanta, das mit 1:1 endete, die Erfahrung gegen den unangenehm zu spielenden Kontrahenten als "Zahnarztbesuch". Nachdem Bergamo Jürgen Klopp und den FC Liverpool in der vergangenen Saison auf dem Weg zum Europa-League-Titel besiegt hatte, fand Guardiola erneut lobende Worte: "Atalanta ist unglaublich, sie können jedes Team besiegen."
Gegen den VfB Stuttgart und den von Atalanta an den VfB ausgeliehenen Stürmer El-Bilal Toure, sollen die Zu-Null-Serie fortgesetzt und bestenfalls auch drei Punkte eingefahren werden, um die Weichen früh auf das Erreichen der K.o.-Runde zu stellen. Auf die "Bergamaschi" warten in der Ligaphase nämlich auch noch zwei spanische Hochkaräter – Real Madrid und der FC Barcelona. Doch daran, dass die Mannschaft von Gasperini auch gegen diese Teams mithalten kann bestehen keine Zweifel - wohl auch nicht bei Pep Guardiola.