3. Liga vor dem Start Top-Favorit Dynamo Dresden - und dann?
Die 3. Fußball-Liga startet am Wochenende mit dem großen Favoriten Dynamo Dresden in die Saison 2024/25. Dahinter ist das Feld der Teams mit Ambitionen Richtung 2. Bundesliga extrem dicht.
Am deutlichsten wurde die Hand in Ingolstadt gehoben. "Wir wollen unter die ersten drei, das ist unser Ziel, und das kommt auch aus der Mannschaft heraus", sagte Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer vom FC Ingolstadt kurz vor dem Start der Drittliga-Saison am Freitag (02.08.2024) im "Donaukurier".
Auch Sabrina Wittmann, die erste Cheftrainerin bei einem deutschen Profiklub, gibt sich nach einer Vorbereitung ohne Niederlage selbstbewusst: "Wir sind bereit für die 3. Liga." Nach einem hart erkämpften zehnten Platz in der Vorsaison und dem Verlust von Top-Torjäger Jannik Mause an Zweitligist 1. FC Kaiserslautern wirkt die Kampfansage allerdings etwas gewagt.
Dresden mit den besten Voraussetzungen
Trainer, Experten, Fans und Buchmacher haben zumindest andere Favoriten auf den Aufstieg in die 2. Liga auf dem Zettel. Ganz weit vorn bei allen: Dynamo Dresden. Die Sachsen verpassten in den vergangenen zwei Spielzeiten die Top 3 jeweils nur um einen Zähler. Vergangene Saison betrug der Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz zum Teil über zehn Punkte. Und trotzdem schauten sie am Ende an der Elbe in die Röhre.
Das soll dieses Mal nicht passieren. Dafür wurden bei Dynamo einige Steine umgedreht. Mit dem Schweizer Thomas Stamm (41) kam ein neuer Trainer, der sich zunächst in der Heimat und dann beim SC Freiburg einen Namen als Talent- und Team-Entwickler gemacht hat. Dazu wurde der Kader ordentlich umgewälzt. 16 Abgängen stehen 11 Zugänge gegenüber, darunter erfahrene Zweitliga-Profis wie Christoph Daferner (1. FC Nürnberg) oder Philip Heise (Karlsruher SC).
Dynamo-Leistungsträger fraglich
Vor dem Auftakt bei Viktoria Köln am Sonntag (13.30 Uhr im Sportschau-Livecenter) läuft es beim großen Favoriten aber noch nicht ganz rund. In den Tests gab es Niederlagen gegen Regionalligisten und die Generalprobe über 120 Minuten gegen Zweitligist Jahn Regensburg ging mit 1:2 ebenfalls verloren.
Dazu fehlen mit "Königstransfer" Vinko Sapina (von RW Essen) und Niklas Hauptmann (14 Scorerpunkte in der Vorsaison) zwei gedachte Leistungsträger zum Saisonstart wegen Knieproblemen. Trotzdem dürfte Dresden einen der rundesten Kader haben und trotz eventueller Startprobleme weit vorne landen.
Rostock noch im Findungsprozess
Das gilt auch für Hansa Rostock. Der Zweitliga-Absteiger musste seinen Etat zwar fast halbieren, hat aber mit einem Volumen von 27,9 Millionen Euro immer noch das doppelte des Drittliga-Durchschnitts zur Verfügung. Nach einer zum Teil chaotischen Zweitliga-Rückrunde soll Trainer-Routinier Bernd Hollerbach die "Kogge" in ruhigerem Fahrwasser wieder Richtung 2. Liga führen.
Geld allein macht aber (noch) nicht glücklich. Mit Benjamin Uphoff (30, Tor, SC Freiburg), Marco Schuster (28, Mittelfeld, SC Paderborn) oder Franz Pfanne (29, Mittelfeld, Borussia Dortmund II) kamen zwar gestandene Profis an die Ostsee, aber in der Vorbereitung zeigte sich schon, dass der Kader vor allem offensiv noch Optimierungsbedarf hat.
Stabiles Fundament bei Saarbrücken
Das gilt in gewisser Weise auch für den 1. FC Saarbrücken. Die Pokal-Sensation der vergangenen Saison verlor mit Luca Kerber sein Top-Talent an Bundesligist 1. FC Heidenheim. Allerdings kann Trainer und Manager Rüdiger Ziehl ansonsten auf gewachsene Strukturen im Kader zurückgreifen, der um gestandene Profis wie Sebastian Vasialidis (26, Mittelfeld, Hansa Rostock) oder Maurice Multhaup (27, Angriff, Eintracht Braunschweig) ergänzt wurde.
Trotz Verletzungspechs - vor allem in der Defensive - zeigte sich Saarbrücken in der Vorbereitung schon sehr stabil, feierte unter anderem einen 2:1-Sieg gegen Bundesliga-Absteiger Darmstadt 98. Mit dem Eröffnungsspiel am Freitagabend bei 1860 München (19 Uhr im Sportschau-Livecenter) wartet gleich eine echte Standortbestimmung auf den FCS.
Erwachender Riese 1860 München?
Die "Löwen" selbst wollen nämlich nach einer Horror-Saison im Tabellenkeller in ihrem siebten Drittliga-Jahr auch endlich wieder weiter vorne mitmischen. Dass es für das komplett neuformierte Team von Trainer Argirios Giannakis nach 20 Abgängen aber noch ein weiter Weg in die Top 3 sein könnte, haben für 1860 München nicht zuletzt die jüngsten Härtetests gezeigt, die gegen die Zweitligisten Karlsruher SC und 1. FC Kaiserslautern jeweils mit 0:2 verloren gingen.
Mit Arminia Bielefeld oder dem VfL Osnabrück sind weitere Traditionsvereine in Lauerstellung für eine Zweitliga-Rückkehr. Und natürlich wird mit Sicherheit wieder mindestens ein Überraschungsteam vorne mitmischen - wie zum Beispiel der clever um erfahrene Profis wie Defensivspezialist Jeremias Lorch (28, Abwehr, Viktoria Köln) oder Torjäger Dominic Baumann (29, Angriff, Hallescher FC, 58 Tore in 222 Drittliga-Spielen) verstärkte SV Sandhausen von Trainer Sreto Ristic.
Vielleicht zahlt sich am Ende aber ja doch auch die mutige Herangehensweise des FC Ingolstadt aus.