Zahlungsnöte bei 777? Sorgen bei Hertha - Investor offenbar in Schwierigkeiten
Hertha-Investor 777 fällt in diesen Tagen durch Zahlungsschwierigkeiten bei verschiedenen Engagements auf. In Belgien sorgten Fans mit Protesten für eine Spielabsage. Ist auch die Hertha-Finanzierung in Gefahr?
Mit Josh Wander and Steve Pasko wurden nach Informationen der "Financial Times" und des norwegischen Magazins "Josimar" die Gründer des Unternehmens aus der Fußballsparte abberufen. Wander und Pasko sind Teil des fünfköpfigen Aufsichtsrat der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA. Gleichzeitig wurden beim US-Investor externe Berater engagiert, deren Expertise unter anderem Insolvenzberatung ist.
Spielabsage in Belgien nach Fanprotesten
Das Geschäftsmodell von 777 Partners basiert unter anderem darauf, mit geliehenem Geld Beteiligungen oder ganze Unternehmen zu kaufen. Das Geld hat 777 Partners teilweise zu extrem hohen Zinsen geliehen, im Durchschnitt 13 bis 19 Prozent. Die Schulden des Investors sollen sich auf rund fünf Milliarden US-Dollar belaufen. Im April berichtete die Sportschau über eine interne Bilanz, die zeigt, dass der Investor allein im ersten Halbjahr 2022 über 400 Millionen Dollar Verlust gemacht hat. Interview-Anfragen der Sportschau lehnte 777 Partners ab.
777 Partners ist Mehrheitseigentümer bei mehreren Klubs auf der ganzen Welt. CFC Genua (Italien), Standard Lüttich (Belgien), Vasco da Gama (Brasilien), FC Red Star in Paris (Frankreich) sind neben Hertha BSC Teil des Netzwerks. Hinzu kommen Minderheitsbeteiligungen beim FC Sevilla (Spanien) und Melbourne Victory (Australien). Bei Standard Lüttich droht laut belgischen Medienberichten eine dritte Transfersperre durch die Liga, bei Vasco da Gama gab es eine durch die FIFA. Grund sind jeweils unter anderem unbezahlte Ablösesummen und Spielergehälter.
Bei Vasco und Standard gibt es immer wieder Fan-Proteste gegen den Investor. In Lüttich protestierten Fans am Freitagabend und blockierten die Zufahrt des Teams zum Stadion. Das Spiel gegen KVC Westerlo musste abgesagt werden. Zuletzt plante 777 Parterns eine Übernahme des Premier-League-Klubs FC Everton, was nun zu scheitern droht.
777 Partners - was droht der Hertha?
777 Partners übernahm im März 2023 die 64,7 Prozent der Kapitalanteile der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA, die zuvor Tennor Holding mit Lars Windhorst an der Spitze gehalten hatte. Später wurde bekannt, dass 777 Partners im Zuge einer Kapitalerhöhung seinen Anteil an der Hertha BSC KGaA auf 78,8 Prozent erhöhte. 777 Partners sagte im Rahmen der Kapitalerhöhung eine Zahlung von 100 Millionen Euro zu. Dieses Geld sollte der Sanierung des Klubs dienen.
75 der zugesagten 100 Millionen Euro von 777 Partners flossen dem Klub zufolge bislang an Hertha BSC. "Die 777 Football Group hat sämtliche vertraglichen Verpflichtungen gegenüber uns nicht nur erfüllt, sondern sogar vereinbarte Zahlungen frühzeitig geleistet", teilte der Verein auf Anfrage der Sportschau mit. "Damit hat die Group wesentlich zum wirtschaftlichen Sanierungskurs von Hertha BSC beigetragen." 25 Millionen Euro sind also noch offen. Sollte es zu einer Lücke von 25 Millionen Euro kommen, braucht Hertha möglicherweise einen anderen Geldgeber.
Die DFL hat Hertha BSC zunächst die Lizenz für die Saison 2024/25 erteilt. Bei der Lizenzierung müssen die Klubs vor und während der Saison ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nachweisen und eine Finanzplanung für die Saison vorlegen. Die DFL hatte Hertha BSC für die Lizenzerteilung eine Bedingung gestellt. "Diese Bedingung steht in keinem Zusammenhang zu 777", so die Hertha.
Präsentation von 777 Partners bei Hertha BSC
Was passiert im Ernstfall mit den Anteilen der Hertha?
Die Anteile an der Hertha kann 777 Partners dem Klub zufolge nicht einfach weiterverkaufen, wenn er das will oder möchte. In der Satzung der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA steht: "Die Übertragung von Aktien der Gesellschaft bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung durch die persönlich haftende Gesellschafterin." Die persönliche haftende Gesellschafterin ist die Verwaltungs GmbH.
Die 50+1-Regel, die in Deutschland für die meisten Klubs eine Mehrheit der Stimmanteile für den Mutterverein vorschreibt, wird bei der Hertha trotz des Verkaufs von 78,8 Prozent der Kapitalanteile eingehalten. Denn der Hertha BSC e. V. kontrolliert die Hertha BSC Verwaltungs GmbH und hat damit die Stimmenmehrheit.
Weitere Probleme für 777 Partners in anderen Finanzsektoren
777 Partners investiert außerhalb des Fußballs beispielsweise in den Energiesektor, Medienrechte, Filmproduktionen, Immobilien oder Fluggesellschaften. Die von 777 Partners geführte australische Fluggesellschaft Bonza musste kürzlich in die Insolvenz. Auch im Versicherungsbereich ist das Unternehmen mit der Gesellschaft 777 Re aktiv. Diese auf den Bermudas ansässige Gesellschaft wurde kürzlich von der Ratingagentur AM Best auf CCC- herabgestuft.
Ein weiteres Alarmsignal: Das Londoner Finanzhaus Leadenhall Capital Partners verklagt 777 Partners aktuell in New York wegen eines Kredits über 600 Millionen Euro. Die Sicherheiten für die Darlehen waren laut Anklage dabei das Problem. Es stellte sich heraus, dass diese Sicherheiten bereits anderweitig verpfändet waren oder 777 Partners gar nicht gehörten.