VAR DFB plant Erklärvideos zum Videobeweis
Der DFB will künftig strittige Entscheidungen beim Videobeweis in einem TV-Format erklären. In England gibt es derweil neue Diskussionen um eine generelle Veröffentlichung des Funkverkehrs.
"Es gibt konkrete Gespräche und Planungen, ein Videoformat zu entwickeln, in dem die Entscheidungen der Schiedsrichter im Zusammenspiel mit dem Video-Assistenten erklärt werden sollen", sagte Alex Feuerherdt, Mediensprecher der DFB Schiri GmbH im Gespräch mit der Sportschau. "Es soll ein Erklärformat werden, bei dem auch der Funkverkehr abgespielt wird."
Alex Feuerherdt, Mediensprecher der DFB Schiri GmbH
England und Italien liefern unterschiedliche VAR-Shows
Solche Erklärungen gibt es beispielsweise in England und Italien. Allerdings sind diese unterschiedlich gestaltet. In Italien zeigt der Streamingdienst "DAZN" unter dem Titel "Open VAR" wöchentlich nach den Spieltagen strittige Szenen. Experten erklären die Situationen und spielen dabei auch den Funkverkehr ab.
In England zeigt der Sender "Sky" die Show "Match Officials Mic'd up" in einem ähnlichen Ablauf, sie läuft aber nur einmal im Monat. In welchem genauen Format, auf welcher Plattform und in welcher Häufigkeit der DFB künftig mit solchen Videos in Erscheinung treten wird, sei noch offen, sagte Feuerherdt. Auch die Frage, ab wann diese Videos produziert werden sollen, sei noch nicht beantwortet. "Wir sind aber zuversichtlich, dass das noch im Laufe dieser Saison klappt", sagte Feuerherdt.
Diskussion in England: Funkverkehr generell veröffentlichen?
In England sorgte ein Fehler beim Video-Assistenten im Spiel zwischen Tottenham Hotspur und dem FC Liverpool für eine neue Diskussion um eine generelle Veröffentlichung des Funkverkehrs. "Ich denke, dass die Live-Übertragung der Gespräche in Zukunft ein Thema bleiben wird", sagte Mark Bullingham, Generaldirektor des englischen Verbands (FA) dem "Guardian": "Die größere Transparenz würde auch die Schwierigkeit der Schiedsrichter-Aufgaben besser verdeutlichen."
Dass es kurzfristig zu einer solchen Änderung kommt, ist allerdings nicht möglich. Dafür bräuchte es eine Änderung des Regelwerks, in dem die generelle Live-Veröffentlichung des Funkverkehrs derzeit nicht vorgesehen ist. Sollte die für den VAR verantwortliche FIFA eine solche Änderung vorschlagen, müsste das für Regelfragen zuständige International Football Association Board (IFAB) noch zustimmen.
Eine Änderung käme deshalb frühestens ab der Saison 2024/25 infrage - sofern dazu überhaupt der Wille besteht. "Nach unseren Kenntnissen gibt es derzeit keine Pläne im IFAB, den Funkverkehr generell im Stadion oder in den Übertragungen zu veröffentlichen", sagte Feuerherdt. Das IFAB bestätigte auf Anfrage der Sportschau, dass derzeit nicht mehr geplant sei als die aktuellen Tests mit Ansagen der Schiedsrichter im Stadion.
IFAB testet Ansagen der Unparteiischen im Stadion
Zuletzt genehmigten FIFA und IFAB ein Testverfahren, bei dem die Unparteiischen im Stadion nach einer Entscheidung ansagen, was passiert ist. Die Schiedsrichterinnen bei der WM der Frauen 2023 teilten stets Folgendes mit:
- Welche Entscheidung getroffen wurde, beispielsweise Strafstoß oder ein nicht gegebenes Tor
- Welche Spielerin mit welcher Rückennummer das strafbare Vergehen begangen hat
- Welche Art des Vergehens bewertet wurde, also beispielsweise Handspiel oder Foul
- Eine kurze Beschreibung dessen, was passiert ist – beispielsweise ein zu weit abgespreizter Arm bei einem Handspiel.
Schiedsrichterin Melissa Borjas verkündet eine VAR-Entscheidung über das Mikrofon bei der FIFA-Frauen-WM.
Dabei kam es in einigen Fällen auch zu Verwirrung und Fehlern. Bislang war das Testverfahren auf FIFA-Turniere beschränkt, wird aber möglicherweise bald für andere Wettbewerbe - beispielsweise auch für die Bundesliga - geöffnet. Auch bei der U20-WM in Argentinien wurde das Vorgehen genutzt, bei der U17-WM in Indonesien und der Klub-WM 2023 in Saudi-Arabien soll es ebenfalls zum Einsatz kommen.