Teun Koopmeiners

Wechsel nach Saisonstart Transferfenster früher zu? Neuer Vorstoß aus Italien

Stand: 30.08.2024 12:01 Uhr

Transfers nach Saisonstart bleiben ein Ärgernis für viele Fans. Versuche, das zu ändern, scheiterten in der Vergangenheit. Nun gibt es einen neuen Vorstoß aus Italien.

Der italienische Verbandspräsident Gabriele Gravina warb dafür, ein Ende der Transferfenster in den nationalen europäischen Ligen vor den Saisonstart zu legen. "Unsererseits gibt es Widerstand gegen das Spielen bei offenem Transferfenster", sagte Gravina bei einer Pressekonferenz. "Das führt zu Spannungen zwischen Spielern und Klubs. Das können wir nicht tolerieren."

Das Ärgernis: Wechsel nach Saisonstart

Für kleinere Klubs droht der unverhoffte Abgang von Talenten nach Saisonstart. "Das Transferfenster während der Spiele offen zu halten, ist Wahnsinn", sagte Atalanta Bergamos Cheftrainer Gian Piero Gasperini. "Niemandem gefällt das, weder den Fans noch den Spielern im Stadion."

Gasperini ist seit acht Jahren bei Atalanta und hat viele Toptalente den Verein verlassen sehen, am Mittwoch wurde der Wechsel von Teun Koopmeiners (im Foto ganz oben) zu Juventus bekannt - vor dem 3. Spieltag.

Atalanta Bergamos Trainer Gian Piero Gasperini

Atalanta Bergamos Trainer Gian Piero Gasperini

Wie die Fenster festgelegt werden

Der Weltverband FIFA legt nur allgemeine Zeiten der Transferperioden im Sommer und Winter fest. Die genauen Termine werden jedoch von den nationalen Verbänden festgelegt. In diesem Jahr haben sich die Verbände der fünf großen Ligen aus England, Italien, Spanien, Deutschland und Frankreich zumindest gemeinsam darauf geeinigt, die Transferperiode am 30. August zu schließen.

Denn am 3. September endet die Frist, zu der die Klubs ihre Spielerlisten bei der UEFA für die Champions League, die Europa League und die Conference League einreichen müssen. An dieser Frist orientierte sich in den vergangenen Jahren zumindest grob das Ende des Transferfenster - nicht aber am Saisonstart der nationalen Ligen.

Das Problem: Keine Liga will einen Nachteil gegenüber einer anderen haben. Wer sein Fenster früher schließt, läuft Gefahr, noch Spieler an andere Ligen zu verlieren, ohne dass seine Klubs nachbessern können. Ein Beispiel: 2023 endeten die meisten Fenster der großen Ligen am 1. September. In Deutschland sollte es zunächst am 31. August schließen, die DFL-Klubs beschlossen jedoch schon 2022 eine Verlängerung um einen Tag, "um einen Wettbewerbsnachteil zu vermeiden".

Verhandlungen, aber keine Einigung zwischen den Ligen über früheres Ende

Abseits der Frage nach Wettbewerbsgleichheit auf dem Transfermarkt zwischen den Ligen gab es früher ein Argument für das späte Ende: Erst mit dem Ende der Europapokal-Qualifikation kennen alle Klubs ihr Budget. Doch mittlerweile muss kaum noch ein Klub der wichtigen Ligen durch die Quali.

Gespräche zwischen den fünf großen Ligen über ein Ende der Transferfenster vor dem Saisonstart gab es auch zu dieser Saison. Doch eine Einigung erzielten sie nicht.

Europapokal ja oder nein? ENtscheidend für das Budget der Klubs

Europapokal ja oder nein? ENtscheidend für das Budget der Klubs

2017 bis 2019: Diskussion über "Betrug am Fan" - aber Verzicht auf Änderungen

2017 war auch in Deutschland eine Diskussion darüber entstanden, ob das Ende des Sommer-Transferfensters vorverlegt werden sollte. Von einem "Betrug am Fan" war die Rede: Dauerkarten und Trikots werden im Sommer verkauft, aber Spieler können in der Bundesliga nach dem Beginn der Saison noch wechseln.

Das Problem wblieb der befürchtete Nachteil gegenüber anderen Ligen. So lehnten die Klubs der DFL 2019, als es um eine mögliche Umsetzung der Forderungen ging, den Vorschlag ab - zumindest als Alleingang in Europa.

Die DFL-Zentrale in Frankfurt am Main

Die DFL-Zentrale in Frankfurt am Main

Italien und England wagten sich 2018 vor - vergeblich

Italien und England hatten sich dann 2018 vorgewagt und eigenständig ein früheres Ende ihrer Transferfenster verkündet. Zu den Unterstützern gehörte auch Arsenals damaliger Trainer Arsène Wenger. "Wir sollten keine Spieler in der Kabine sitzen haben, die im Kopf schon halb weg sind", sagte er 2017: "Das muss vor der Saison geklärt werden."

Die anderen Ligen folgten dem Beispiel jedoch nicht, beide sahen sich schnell im Nachteil und glichen ihre Transferperioden 2019 (Italien) und 2020 (England) wieder an die anderen Ligen an. Mit der Corona-Pandemie endete die Diskussion zunächst.

Arsene Wenger forderte schon 2017 die Änderung.

Arsene Wenger forderte schon 2017 die Änderung.

Gravina will neue Diskussion um das Ende der Fenster

Die will Italiens Verbandschef Gravina nun wieder aufleben lassen. Er sagte, er plane ein Treffen mit der UEFA und Funktionären anderer europäischer Verbände und Ligen. "Ich werde versuchen, meine Kollegen aus anderen Verbänden einzubeziehen, um einen gemeinsamen Weg einzuschlagen", sagte Gravina, der wie DFB-Vizepräsident und DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke im mächtigen Exekutivkomitee der UEFA sitzt. Gravina sagte, er wolle "dem Start der Ligen Stabilität verleihen".