Unterschiedliche Herangehensweisen Bundesliga - Blitz-Vorbereitung auf Blitz-Eis
Der Re-Start der Bundesliga wird frostig - viele Teams wie Bayern München oder Borussia Mönchengladbach bereiteten sich auch bei eisigen Temperaturen vor. Borussia Dortmund zog die Sonne in Marbella vor.
Dass Gerardo Seoane seine immer recht streng gegelten Haare im Training unter einer Mütze verbirgt, kommt sehr selten vor. In dieser Woche hatte es am Niederrhein aber morgens zeitweise bis zu minus sieben Grad, die Rasenheizung auf dem Trainingsgelände konnte das Blitz-Eis gar nicht so schnell wegschmelzen - deshalb zog der Gladbach-Trainer eine wärmende Kopfbedeckung vor.
In München hielt es Thomas Tuchel genauso, als er am 2. Januar seine Schützlinge nach zwölf Tagen Weihnachtspause wieder an der Säbener Straße versammelte, hatte auch er eine Mütze auf und trug dazu noch eine dicke Winterjacke.
Bis zu minus zehn Grad beim Bayern-Start
Tuchels Outfit passt zum Saisonstart am Freitagabend (20.30 Uhr, Live-Ticker und Radio-Reportage bei sportschau.de) gegen die TSG Hoffenheim. Laut "wetter.de" wird während der Partie gegen 22 Uhr die Minus-zehn-Grad-Marke durchbrochen. Am Sonntagnachmittag, wenn Gladbach den VfB Stuttgart empfängt, sollen die Temperaturen ein wenig über dem Gefrierpunkt liegen. Was die bessere Variante für die Blitz-Vorbereitung ist, das Verweilen in heimischen Gefilden oder beispielsweise das sechstägige Marbella-Trainingslager von Borussia Dortmund an der Costa del Sol, werden die Ergebnisse am Wochenende zeigen.
Viele Faktoren entscheiden dabei mit, auch die Blitz-Integration der Winter-Neuzugänge: Am 11. Januar kehrte Jadon Sancho nach zähen Verhandlungen mit Manchester United auf Leihbasis nach Dortmund zurück, die Bayern haben ebenso kurz vor dem Neustart Eric Dier aus Tottenham losgeeist.
Schwierigkeiten bei den Winterzugängen
Im Vorjahr lagen die Münchener mit ihren Wintereinkäufen insgesamt ziemlich daneben. Torhüter Yann Sommer wurde als Ersatz für Manuel Neuer für acht Millionen Euro aus Gladbach geholt, Außenverteidiger João Cancelo kam als Leihspieler von Manchester City, dazu der vereinslose Abwehr-Routinier Daley Blind. Alle drei sind längst wieder weg.
In Mönchengladbach hätte Seoane auch sehr gerne Verstärkungen, zumal Abwehrchef Ko Itakura trotz Verletzung zum Asien-Cup abkommandiert wurde. Doch zunächst mal wird der Kader der "Fohlen" etwas ausgedünnt: Das luxemburgische Talent Yvandro Borges Sanches wird an NEC Nijmegen ausgeliehen, Fehleinkauf Hannes Wolf steht ebenfalls unmittelbar vor dem Abschied. Mindestens ein Neuer soll noch kommen, beim Start gegen Stuttgart (Sonntag, 17.30 Uhr, Live-Ticker und Radio-Reportage bei sportschau.de) kann der sicher aber noch nicht helfen.
Parallelprobleme in Dortmund und Gladbach
Zwei Hauptprobleme, die sich exakt mit denen der Namenscousine aus Dortmund decken, hatte sich Seoane für die kurze Trainingszeit im Januar ganz oben auf die To-do-Liste geschrieben: "Wir brauchen vorne mehr Durchschlagskraft, auch von den Flügelspielern erwarte ich Scorerpunkte. Und natürlich haben wir viel zu viele Gegentore kassiert." 35 Mal hat es bereits eingeschlagen, nur Darmstadt ist schlechter. Auch der BVB hadert mit 25 Gegentreffern, ist davon unter den Top 6 der Liga das mit Abstand anfälligste Team.
Dass auch in Marbella keine Wunderheilung erfolgt ist, zeigte das Testspiel gegen den in Belgien ins Mittelmaß abgerutschten Traditionsklub Standard Lüttich: 3:3 ging die Partie aus. Coach Edin Terzic haderte anschließend mit der Chancenverwertung, defensive Stabilität fehlte aber ebenfalls wieder, und das trotz der beiden neuen Co-Trainer Nuri Sahin und Sven Bender, die die Schwerpunkte ihrer Tätigkeit genau auf die beiden Problemfelder legen sollen: Sahin auf die Offensive, Bender auf die Defensive. Ob sie so schnell noch etwas reparieren können, wird sich am Samstagabend (18.30 Uhr, Live-Ticker und Radio-Reportage bei sportschau.de) bei Schlusslicht Darmstadt 98 zeigen.
Zwei Tage zum Fokussieren auf den Gegner
In Gladbach ist das Trainerteam gleich geblieben, Seoane erklärt, wie er die Einteilung bis zum Saisonstart sieht: "Vom Start am 2. Januar bis zu diesem Mittwoch ging es um allgemeine Inhalte, die Erkenntnisse aus der bisherigen Hinrunde, das Anlaufen der Gegner, das Verteidigen von Flanken und vieles mehr. Nach dem freien Donnerstag haben wir dann zwei Tage, in denen der Gegner Stuttgart in den Vordergrund rückt."
Viel Zeit ist das nicht, doch es trifft mit kleineren Unterschieden bei den Abstellungen zu Asien- und Afrika-Cup alle Teams ähnlich: Es wird angesichts der kurzen Vorbereitung buchstäblich ein Kaltstart. Für die Bayern als Leverkusen-Verfolger, für die Dortmunder als derzeit abgeschlagener Fünfter und die Gladbacher auf dem enttäuschenden zwölften Rang gilt allerdings, dass sie alle besonders schnell auf Betriebstemparatur sein müssen.