Spannung in der Bundesliga Dünne Kader und neue Trainer: 18 Fragen vor dem Re-Start
Die Bundesliga startet ins neue Jahr - mit noch 18 ausstehenden Spieltagen. Wer wird Meister, wer steigt ab: 18 Fragen, die vor dem Re-Start wichtig sind.
1. Kann Leverkusen den Afrika-Cup kompensieren?
Bislang spielen die Leverkusener eine Saison zum Zungeschnalzen: Die Werkself verlor wettbewerbsübergreifend kein einziges Pflichtspiel und steht folgerichtig im Europa-League-Achtelfinale, dem DFB-Pokal-Viertelfinale sowie auf Platz eins der Bundesliga.
In den kommenden Wochen muss Leverkusen jedoch auf gleich vier Spieler verzichten: Edmond Tapsoba, Odilon Kossounou und Amine Adli reisen mit ihren Nationalteams zum Afrika-Cup (13. Januar bis 11. Februar) - und dürften in Leverkusen schmerzlich vermisst werden. Für Victor Boniface gilt das nach dessen Verletzung bereits vor dem Afrika Cup sogar bis Ende März.
Tapsoba und Kossounou waren in der Abwehrkette bislang gesetzt und performten stark, Boniface traf bereits zehnmal und Joker Adli sammelte vier Scorerpunkte. Sollte die Werkself auch ohne diese Spieler gut aus der Weihnachtspause kommen, dürfte es weiterhin schwierig für ihre Verfolger werden.
2. Ist der Kader des FC Bayern zu dünn?
Auch wenn Bayern aktuell "nur" Zweiter ist: Die Münchner erlaubten sich in der Liga bislang nur wenige Ausrutscher. 38 Punkte aus 15 Spielen sind eine starke Quote, die beiden Remis erfolgten gegen Leverkusen (Platz 1) und Leipzig (4). Nur die einzige Niederlage war besonders schmerzhaft: Mit 1:5 geriet man bei Eintracht Frankfurt unter die Räder.
Über die bisherige Spielzeit begleitete den FC Bayern ein Thema: der dünn besetzte Kader. Allzu viele Spieler dürfen sich bei den Münchnern nicht verletzen, ansonsten droht direkt ein personeller Engpass.
Aus dem Pokal sind die Münchner bereits ausgeschieden, in der Champions League und der Bundesliga wollen sie möglichst weit kommen. Wie weit, das entscheidet auch die Gesundheit des Kaders und die Aktivität auf dem Transfermarkt.
3. Hält der VfB Stuttgart Kurs auf die Königsklasse?
Vom Abstiegs- zum Europapokal-Kandidaten entwickelte sich der VfB Stuttgart innerhalb des vergangenen Halbjahres. In der Vorsaison mussten die Schwaben noch in die Relegation gegen den Hamburger SV, nun stehen sie auf Rang drei.
Champions League spielte der VfB zuletzt in der Saison 2009/10, eine Qualifikation für die Königsklasse wäre angesichts der vergangenen Jahre im Abstiegskampf ein Riesenerfolg. Doch für Träume in diese Richtung ist es noch zu früh: 18 Spiele hat der VfB noch vor der Brust, die ersten muss er ohne seinen Topstürmer bestreiten. Serhou Guirassy steht Trainer Sebastian Hoeneß wegen des Afrika-Cups über mehrere Wochen nicht zur Verfügung.
4. Redet RB Leipzig doch noch mit im Titelrennen?
In den vergangenen zwei Jahren gewann RB Leipzig den DFB-Pokal. Der dritte Titelgewinn in Folge, das steht bereits fest, wird nicht gelingen, denn RB schied bereits in der 2. Pokalrunde gegen den VfL Wolfsburg aus (0:1). In den anderen Wettbewerben stehen zwei richtungsweisende Monate an: Im Champions-League-Achtelfinale wartet mit Real Madrid ein harter Brocken, in der Bundesliga die besten drei Teams der Liga - alles innerhalb der kommenden acht Wochen.
Zwar liegen die Sachsen bereits neun Punkte hinter Spitzenreiter Leverkusen. Im direkten Vergleich mit den Spitzenteams konnte Leipzig jedoch mithalten: Gegen Leverkusen verlor man knapp (2:3), Stuttgart wurde klar mit 5:1 besiegt und dem FC Bayern ein Remis (2:2) abgerungen. Sollten die Leipziger die erneuten direkten Vergleiche für sich entscheiden, wären sie wohl mittendrin im Kampf um die Meisterschale.
5. Schenkt Jadon Sancho dem BVB mehr Kreativität?
Borussia Dortmund hinterließ in der bisherigen Saison einen durchwachsenen Eindruck. Der BVB war zwar mit 20 Punkten aus acht Spielen zunächst gut gestartet, holte in den darauffolgenden acht Partien aber nur noch sieben weitere Zähler. Ideenlosigkeit in der Offensive und Lücken in der Defensive resultierten in Platz fünf, den die Dortmunder aktuell belegen - sechs Punkte hinter den Champions-League-Rängen und 15 hinter der Tabellenspitze.
Zumindest ein Problem könnte Jadon Sancho beheben: Der Engländer kommt nach Medienberichten per Leihe von Manchester United zurück nach Dortmund. Sollte er an seine erfolgreiche Zeit als Kreativposten in der Dortmunder Offensive zwischen 2017 und 2021 anknüpfen können, so wäre dieses Geschäft ein Volltreffer.
Zweifel bleiben aber: Sancho wurde in Manchester von Trainer Erik ten Hag suspendiert und spielt in dieser Saison keine Rolle bei den "Red Devils". Ob er sich sofort wieder in die Dortmunder Mannschaft und den laufenden Spielbetrieb eingliedern kann, bleibt fraglich. Darüber hinaus machte der BVB mit Rückholaktionen einstiger Leistungsträger nur selten gute Erfahrungen.
6. Schießen Neuzugänge die Eintracht nach Europa?
Auch wenn mit Randal Kolo Muani der beste Torschütze der Vorsaison zu Paris St. Germain abgewandert ist: Eintracht Frankfurt steuert erneut auf den Europapokal zu. Die Frankfurter stehen aktuell auf Rang sechs.
Für die Rückrunde erhält Trainer Dino Toppmöller nun noch einmal personelle Verstärkung aus der Premier League: Donny van de Beek kommt von Manchester United, der ehemalige Stuttgarter Sasa Kalajdzic von den Wolverhampton Wanderers. Der eine kennt die Champions League, der andere die Bundesliga. Nun könnten beide eine wichtige Rolle in der Frankfurter Restsaison spielen.
7. Profitiert Hoffenheim von der Mehrfachbelastung der Konkurrenz?
Hoffenheim belegt punktgleich mit Frankfurt Platz sieben. Die internationalen Ränge befinden sich also in Schlagdistanz für die TSG, die aber mit sieben Siegen, drei Remis und sechs Niederlagen mit fehlender Konstanz zu kämpfen hat.
Was den Hoffenheimern im Kampf um Europa womöglich helfen könnte: Getanzt wird in Sinsheim nur auf einer Hochzeit. Hoffenheim ist das einzige Team aus der Top Acht der Liga, das nicht mehr im internationalen Wettbewerb oder im Pokal vertreten ist. Für Hoffenheim liegt der volle Fokus auf der Bundesliga, die anderen Klubs müssen eine Mehrfachbelastung steuern.
8. Schafft der SC Freiburg das Europa-Triple?
In den vergangenen zwei Jahren qualifizierte sich der SC Freiburg jeweils für die Europa League. Auch in dieser Saison ist das möglich, der Sport-Club ist einer von drei Klubs mit 24 Punkten.
Personell hat Christian Streich immer wieder mit Engpässen zu kämpfen, nun muss der Trainer auch noch auf Ritsu Doan verzichten, der mit Japan am Asien-Cup teilnimmt. Immerhin: Kapitän Christian Günter, der große Teile der Hinrunde verpasste, kann demnächst wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.
9. Distanziert sich Heidenheim weiter vom Abstiegskampf?
Dass der 1. FC Heidenheim gekommen ist, um zu bleiben, lässt sich an der aktuellen Tabelle ablesen: Der Bundesliga-Neuling sammelte in seinen ersten 16 Partien im deutschen Oberhaus 20 Punkte - doppelt so viele wie etwa der Mitaufsteiger aus Darmstadt.
Auch für Trainer Frank Schmidt ist die Bundesliga Neuland. Sechs Siege durfte er bereits feiern, mit Jan-Niklas Beste hat er dabei einen starken Standardschützen und Vorlagengeber (sieben Assists, zweitbester Wert der Liga) in seinem Kader. Wenn die Heidenheimer ihre Form ins neue Jahr transportieren können, könnte der ersten Bundesliga-Saison direkt eine zweite folgen.
10. Wohin geht die Reise für den VfL Wolfsburg?
"Zehnter Tabellenplatz, 19 Punkte." Präziser als Maximilian Arnold kann man die Lage des VfL kaum beschreiben. In Wolfsburg erhofft man sich mehr als einen Platz im grauen Mittelfeld.
Ein Blick auf die Punkte zeigt zwar: Der VfL ist derzeit näher am internationalen Geschäft (fünf Zähler) als an den Abstiegsrängen (neun). Doch was im restlichen Verlauf der Saison passiert, ist schwierig abzuschätzen: Fängt sich der VfL und greift noch einmal oben an, stagniert er im Tabellenmittelfeld oder rutscht er gar noch weiter nach unten?
11. Hat der FC Augsburg endlich einmal Ruhe?
Nur einen Punkt weniger als der VfL sammelte der FC Augsburg bislang. Das Team von Trainer Jess Thorup verbesserte sich, nachdem dieser als Nachfolger von Enrico Maaßen vorgestellt worden war. Von Platz 15 ging es auf Rang elf.
Eine Wasserstandmeldung zeigt außerdem: Augsburg hat sich einen Vorsprung von acht Punkten auf den Relegationsplatz 16 erarbeitet. Ein solches Polster wie aktuell hatte dem FCA in den beiden vergangenen Spielzeiten gefehlt. 2021/22 waren die Augsburger nach 16 Spielen punktgleich mit dem Relegationsplatz, 2022/23 belegten sie diesen unliebsamen Rang selbst.
12. Hat sich Borussia Mönchengladbach nun gefunden?
Borussia Mönchengladbach musste im Sommer einen großen personellen Umbruch stemmen. Leistungsträger wie Marcus Thuram, Ramy Bensebaini, Jonas Hofmann oder Lars Stindl verließen den Klub, das Team musste sich neu formieren.
Die Startschwierigkeiten waren den Gladbachern anzumerken: In den ersten fünf Spielen gelang kein Sieg, Teams aus dem Tabellenkeller wie Darmstadt (3:3), Mainz (2:2) oder Köln (1:3) konnten allesamt gegen die Borussia punkten. Inzwischen konnte Gladbach auch selbst viermal gewinnen und sich so etwas vom Tabellenende distanzieren. Hat sich die Elf vom Niederrhein also gefunden?
13. Wann gelingt Bremen der erste Auswärtssieg?
Zwar beträgt der Abstand zwischen Werder Bremen und dem ersten Abstiegsplatz sechs Zähler. 16 Punkte aus 16 Spielen dürfen den Ansprüchen der Bremer jedoch nicht genügen.
Vor allem auswärts hakt es in dieser Saison: Keines der sieben Auswärtsspiele konnte Bremen gewinnen, nur zwei Unentschieden sprangen in der Fremde heraus. Das schwächste Auswärtsteam der Liga startete mit einer Testspielniederlage gegen Eintracht Braunschweig (1:3) ins neue Jahr - natürlich auswärts. Besserung sollte schnell eintreten: Am Sonntag spielt Werder beim punktgleichen Tabellennachbarn aus Bochum.
14. Wie schwer wiegt der Asano-Ausfall in Bochum?
In der ohnehin schwachen VfL-Offensive fehlt zum Jahresauftakt der beste Torschütze: Takuma Asano ist mit Japan beim Asien-Cup im Einsatz. Der offensive Mittelfeldspieler stand in bislang jedem Spiel in der Startelf und traf bereits fünfmal.
Tabellarisch sieht es ähnlich aus wie bei den punktgleichen Bremern - nur das Torverhältnis der Bochumer ist schlechter. Das liegt aber nicht nur an der mitunter zu harmlosen Offensive, sondern auch an der drittschwächsten Abwehr der Liga (bereits 33 Gegentore).
15. Muss Union Berlin um den Klassenerhalt kämpfen?
Nach dem Höhenflug der vergangenen Jahre, der bis in die Champions League führte, folgte bei Union Berlin im vergangenen halben Jahr der freie Fall: Platz 15 und nur 13 Punkte sind die Zahlen zur schwachen Hinrunde der Köpenicker.
Nach der Trennung von Trainer-Urgestein Urs Fischer Ende November war unter dem neuen Coach Nenad Bjelica ein zarter Aufwärtstrend zu erkennen: Zwei von drei Bundesliga-Partien wurden gewonnen, die ersten Siege seit August. Niederlagen wie das 0:3 gegen Bochum am 15. Spieltag zeigten jedoch, dass Union noch weit weg von der Souveränität und der Form der Vorsaison ist.
16. Führt Jan Siewert Mainz zum Klassenerhalt?
Kurz vor Weihnachten vermeldeten die Mainzer: Jan Siewert, zuvor noch Interimscoach, bleibt Trainer beim FSV. Für den 41-Jährigen ist es die erste Station als Cheftrainer in der Bundesliga.
Die Aufgabe ist nicht einfach: Mainz steht mit zehn Punkten auf dem Relegationsplatz, nur das bessere Torverhältnis bewahrt die 05er vor einem direkten Abstiegsrang. Immerhin stabilisierten sich die Mainzer zuletzt etwas: Seit Siewert die Mainzer Profis trainiert, gingen nur zwei von sieben Spielen verloren.
17. Reißt Schultz in Köln das Ruder rum?
Die Tage vor Weihnachten hinterließen beim 1. FC Köln einen Scherbenhaufen: Infolge der Niederlage im Kellerduell gegen Union Berlin endete Steffen Baumgarts Zeit als FC-Trainer. Am Tag der Entlassung bestätigte der Internationale Sportgerichtshof CAS außerdem die Transfersperre der Kölner.
Abseits des Platzes ist also viel los und auch auf dem Platz funktioniert wenig in Köln: zehn Punkte, zehn Tore, Platz 17 in der Tabelle. Das Ruder herumreißen soll Timo Schultz. Für den ehemaligen Trainer des FC St. Pauli ist es die erste Station in der Bundesliga - keine einfache.
18. Bekommt Darmstadt seine Defensive in den Griff?
Am Ende der Tabelle rangiert der SV Darmstadt. Der Aufsteiger hat genau wie Mainz und Köln zehn Punkte auf der Habenseite. Das Torverhältnis jedoch ist bei den Darmstädtern am schlechtesten. Und nicht nur das: 41 Gegentore kassierte der SVD bislang - der schlechsteste Wert der Liga.
Was die geschossenen Tore anbelangt, steht Darmstadt mit 20 Treffern besser da als die vier Teams davor. Gemeinsam mit der gleichen Punktanzahl bei der Konkurrenz zeigt das: Auch für den Tabellenletzten ist der Klassenerhalt im Bereich des Möglichen.