Stiller, Kossounou und Co. Die "stillen" Stars der bisherigen Saison
16 Spieltage sind absolviert und Spieler wie Kane, Boniface, Wirtz oder Guirassy sorgen für Furore in der Bundesliga. Und sonst? Ein Blick auf die "stillen" Helden der bisherigen Saison.
Die ersten 16 Spieltage sind gespielt, die Bundesliga biegt ab in ihre rund dreiwöchige Weihnachtspause. Spieler wie Bayerns Harry Kane schlugen bislang voll ein, beim Tabellenführer Bayer Leverkusen sorgen Florian Wirtz und Kollegen für Spektakel. Im Schatten der großen Stars zeigen jedoch zahlreiche weitere Spieler starke Leistungen. Ein Blick auf eine Auswahl der "stilleren" Stars.
Angelo Stiller (VfB Stuttgart)
Angelo Stiller und Sebastian Hoeneß - das funktioniert. 2020 wurden die beiden mit dem FC Bayern II Drittligameister, ein Jahr nach Hoeneß wechselte auch Stiller 2021 zur TSG Hoffenheim. Nun arbeiten der 41-jährige Trainer und der 22-jährige Mittelfeldspieler wieder zusammen - wohl so erfolgreich wie nie zuvor.
Ende August führte Stillers Weg von der TSG Hoffenheim zum VfB Stuttgart. Und plötzlich spielen die Stuttgarter eine fulminante Runde, sammelten 34 Punkte in 16 Spielen und finden sich als einstiger Abstiegskandidat nun auf Rang drei wieder. Mittendrin eben: Stiller, der auf der Doppelsechs mit Atakan Karazor häufig den etwas offensiveren Part übernimmt und den zum FC Liverpool abgewanderten Mittelfeldmotor Wataru Endo vergessen lässt.
Bei seinem neuen Klub konnte sich Stiller ohne Anlaufschwierigkeiten als gesetzte Stammkraft in der Bundesliga etablieren: Seit seinem Wechsel stand er nur einmal nicht in der Startelf des VfB, die übrigen 13 Spiele absolvierte er über die volle Distanz. Stiller überzeugt mit seiner Passsicherheit (93,55 Prozent, bester Wert auf seiner Position) und konnte im letzten Spiel des Jahres, dem 3:0 gegen den FC Augsburg, gleich zwei Tore vorlegen.
Patrick Osterhage (VfL Bochum)
Der Jahresabschluss des VfL Bochum misslang. Mit 0:4 unterlagen die Bochumer, der Gegner war allerdings auch der ungeschlagene Tabellenführer aus Leverkusen. Zuvor, das beschreibt die jüngste Bochumer Entwicklung besser, hatte der VfL nur eines seiner vergangenen sieben Spiele verloren. Diese Tendenz läuft parallel zum Aufstieg von Patrick Osterhage.
Der zentrale Mittelfeldspieler, der zuvor zumeist als Joker auf der Bank gesessen hatte, rutschte im Herbst in die Startelf. Muskuläre Probleme warfen ihn kurz aus der Bahn, doch seinen Platz in der Bochumer Stammformation gab Osterhage nicht mehr her: Die vergangenen sieben Spiele absolvierte er stets von Beginn an und über die vollen 90 Minuten.
Im VfL-Zentrum etablierte sich der 23-Jährige als Partner von Anthony Losilla auf der Doppelsechs, die Defensive und Offensive verbindet. In Letztere schaltet sich Osterhage auch immer wieder ein: Unter anderem gelang ihm gegen den VfL Wolfsburg das wichtige wie sehenswerte 1:0, sein erster Bundesliga-Treffer.
Odilon Kossounou (Bayer Leverkusen)
Kann man bei Bayer Leverkusen dieser Tage überhaupt ein "stiller" Star sein? Angesichts des gegenwärtigen Höhenflugs der Werkself ist das schwierig, die Aufmerksamkeit liegt am Ende aber eben doch vor allem auf Offensivzauberern wie Florian Wirtz, Vollstreckern wie Victor Boniface oder Freistoßkünstlern wie Alejandro Grimaldo. In deren Schatten spielt Odilon Kossounou eine starke Saison.
Kossounou ist von Beruf Innenverteidiger. Seine dort angelegten Aufgaben erledigt der Ivorer grundsolide: Er ist Teil der Dreierkette, die die wenigsten Gegentore ligaweit zulässt (im Schnitt 0,75 pro Spiel), und überzeugt auch im Eins-Gegen-eins mit Zweikampfstärke. Doch Kossounou erweiterte in dieser Saison sein Aufgabenprofil.
Auch im Spiel mit Ball nimmt der 22-Jährige eine wichtige Rolle bei den Leverkusenern ein, rückt häufig mit nach vorne und sorgt so auf seiner rechten Seite regelmäßig für eine personelle Überlagerung. Seine Vorstöße resultieren immer wieder in gefährlichen Angriffen, etwa im Zusammenspiel mit dem Schienenspieler Jeremie Frimpong, den Kossounou mit seinen Steckpässen regelmäßig findet.
Robert Skov (TSG Hoffenheim)
In der bisherigen Saison entwickelte sich Robert Skov vom Abschiedskandidaten zum Stammspieler. Im Sommer war es noch alles andere als sicher gewesen, dass Skov bei der TSG Hoffenheim bleiben würde. Mittlerweile ist der Schienenspieler gesetzt, stand seit dem 4. Spieltag nur zweimal nicht in der Startelf.
Seine Spielzeit münzt der 27-jährige Däne auch regelmäßig in Zählbares um: Drei Tore und drei Vorlagen sammelte Skov im Laufe der bisherigen Saison. Lediglich die beiden Angreifer Maximilian Beier und Andrej Kramaric sowie Grischa Prömel weisen bessere Scorer-Werte auf.
Hugo Larsson (Eintracht Frankfurt)
Dieser Transfer schlug ein: Hugo Larsson wechselte im Sommer von Malmö FF nach Frankfurt und benötigte trotz seiner erst 19 Lebensjahre und der Tatsache, dass es sich um die erste Station außerhalb seiner Heimat Schweden handelt, keinerlei Anlaufschwierigkeiten am Main.
Bei der Eintracht ist Larsson seit dem 3. Spieltag im zentralen Mittelfeld gesetzt. Lediglich im letzten Spiel vor der Weihnachtspause gegen Borussia Mönchengladbach kam er von der Bank. Im Normalfall aber steht Larsson in der Startelf, zumeist an der Seite von Ellyes Skhiri, beim furiosen 5:1-Sieg gegen den FC Bayern aber zum Beispiel auch neben Mario Götze.
Mit beiden funktioniert das Zusammenspiel, von beiden kann Larsson lernen. In puncto Laufstärke kann er seinem Stammpartner auf der Sechs aber längst das Wasser reichen: Mit 163 gelaufenen Kilometern ist Larsson mit etwas weniger Spielzeit nur acht Kilometer hinter Skhiri - und der zweitstärkste Läufer der Eintracht.
Brajan Gruda (1. FSV Mainz 05)
Beim 1. FSV Mainz 05 sorgt zumindest Brajan Gruda regelmäßig für Unruhe beim Gegner. Der 19-jährige Dribbelkünstler schaffte es, sich in der Mainzer Mannschaft zu etablieren. Mit einer gewissen Unbekümmertheit geht er in Eins-Gegen-eins-Duelle und ist so einer der wenigen überzeugenden Akteure in der zweitschwächsten Offensive der Liga (im Schnitt 0,8 Treffer pro Spiel).
Ein Tor und eine Vorlage steuerte Gruda bislang bei. In Mainz ist das der zweitbeste Wert hinter Karim Onisiwo (vier Scorerpunkte). Dass Gruda ein spannender Fußballer ist, hat sich längst herumgesprochen: Thomas Müller sicherte sich nach dem Spiel seines FC Bayern in Mainz (1:3) das Trikot des jungen Offensivspielers.
Merlin Röhl (SC Freiburg)
Im Sommer 2022 kam Merlin Röhl vom FC Ingolstadt zum SC Freiburg. Erst einmal sollte der Mittelfeldspieler in der 2. Mannschaft in der 3. Liga ankommen. Doch Röhl dürfte auch in jenem Wissen nach Freiburg gewechselt sein, dass im Breisgau eine Durchlässigkeit zwischen Profi- und Drittligateam herrscht.
Im März feierte Röhl folglich sein Bundesliga-Debüt, seit dieser Saison ist er fester Bestandteil der Mannschaft von Christian Streich. Dort mauserte er sich im Laufe der bisherigen Spielzeit zur Stammkraft - auch weil er sein Portfolio erweiterte. Ursprünglich vor allem als Ersatz für die beiden Stammsechser Maximilian Eggestein und Nicolas Höfler eingesetzt, rückte er auf der Taktiktafel von Streich zuletzt nach vorne.
Bei den jüngsten Auftritten agierte Röhl vornehmlich hinter der Spitze. Diese offensivere Positionierung schlägt sich auch in den Zahlen nieder: In seinen vergangenen sechs Bundesligapartien sammelte Röhl vier Scorerpunkte. Auch in der U-21-Nationalmannschaft feierte der 21-Jährige im September sein Debüt.
Omar Traoré (1. FC Heidenheim)
In der vergangenen Saison spielte Omar Traoré noch drittklassig. Mit dem VfL Osnabrück stieg er in die 2. Bundesliga auf, diese Liga übersprang der Außenverteidiger aber kurzerhand. Traoré nämlich wechselte zum 1. FC Heidenheim.
Weil sich Marnon Busch am ersten Spieltag gegen Wolfsburg verletzte, rückte der 25-Jährige in die erste Elf und spielte sich seitdem auf der Position des rechten Außenverteidigers fest. In 13 von 16 Spielen stand Traoré in der Startelf und schreibt so fleißig mit an der noch jungen Bundesliga-Geschichte des Neulings aus Heidenheim.