
Gegen harmloses Wolfsburg Heidenheim feiert wichtigen Sieg im Abstiegskampf
Der 1. FC Heidenheim hat den direkten Abstiegsplatz verlassen und den VfL Bochum überholt. Das 1:0 (1:0) beim VfL Wolfsburg ist Heidenheims zweiter Sieg in der Fußball-Bundesliga in Folge.
Das Tor des Tages erzielte Marvin Pieringer per Foulelfmeter (16. Minute). Wolfsburg blieb lange ohne klare Torchance und legte erst in der Schlussphase zu - zu spät. Im Kampf um den Europacup fällt die Mannschaft von Trainer Ralph Hasenhüttl zurück.
Auf die Frage, was ihn am Spiel gegen Heidenheim am meisten frustriert habe, antwortete der Trainer knapp: "Alles eigentlich." Besser gelaunt war Heidenheims Frank Schmidt: "Wir haben nicht irgendwie den Sieg geholt, sondern mit einer richtig guten Leistung."
Heidenheims Pieringer im Mittelpunkt
Vor 21.545 Zuschauern erlebte der 25 Jahre alte Pieringer eine Anfangsphase der Extreme. In der 9. Minute prallte er bei einem Kopfballduell mit Sebastiaan Bornauw zusammen, blutete stark und musste mehrere Minuten behandelt werden.
Der Stürmer konnte jedoch weiterspielen und wurde gleich bei seiner ersten Aktion im Strafraum von Joakim Maehle gefoult. Pieringer selbst nahm sich den Ball und traf zum 0:1. Schmidt sagte: "Das ist symbolisch für das heutige Spiel."
Heidenheims Schmidt erklärt Erfolgsgeheimnis
Diese Widerstandsfähigkeit ist ein Merkmal des kleinen Klubs. Schmidt übernahm die Heidenheimer 2007 in der damals viertklassigen Oberliga Baden-Württemberg. 3. Liga, 2. Bundesliga, erste Liga, Conference League waren die weiteren Stationen eines beispiellosen Aufstiegs. Das Spiel gegen Wolfsburg war sein 700. Einsatz als Trainer der Heidenheimer.
"Immer bei sich bleiben, immer authentisch sein und gar nicht so viel nachdenken, sondern machen", sagte der Langzeittrainer vor dem Spiel in einem "Sky"-Interview über sein Erfolgsrezept.
Ein solches Rezept fehlt den Wolfsburgern im eigenen Stadion. Heidenheim war nach Holstein Kiel (2:2), dem VfL Bochum (1:1) und FC St. Pauli (1:1) bereits der vierte Abstiegskandidat, gegen den in den vergangenen zwei Monaten kein Heimsieg gelang. Die VfL-Fans pfiffen ihr Team schon zur Halbzeit lautstark aus.
Ein Manko war der Ausfall des gelbgesperrten Torjägers Mohammed Amoura. Ein anderes ist die immer wieder sichtbare Einfallslosigkeit des Europapokal-Kandidaten gegen tiefstehende und kompakt verteidigende Gegner.
Heidenheim zog sich nach dem Führungstor weit zurück und nahm praktisch jeden Wolfsburger Spieler in strikte Manndeckung. "Jeder einzelne Spieler ist an die Schmerzgrenze gegangen", befand Schmidt.
Wolfsburg lange viel zu harmlos
In der ersten Halbzeit waren die einzigen Antworten des harmlosen VfL darauf ein Freistoß von Maximilian Arnold (34.) und eine Schusschance von Patrick Wimmer (45.+7). Zur Pause wechselte der "Wölfe"-Trainer mit dem Dänen Jonas Wind einen echten Mittelstürmer ein und sorgte damit zumindest kurzzeitig für etwas mehr Schwung. Sein Team wirkte nicht mehr ganz so statisch und apathisch.
Die Wolfsburger ließen so jedoch auch viel Raum für Heidenheimer Gegenstöße. Adrian Beck (48.), Budu Zivzivadze (56./63.) und Pieringer (90.) kamen dem 0:2 auf diesem Weg deutlich näher als die harmlosen Gastgeber dem 1:1. Außerdem stieß Pieringer noch ein zweites Mal mit seinem Gegenspieler Bornauw zusammen (58.) - war diesmal aber wieder schneller auf den Beinen.
Kritik an Wolfsburgs Hasenhüttl wächst
Die Wolfsburger hatten in der zweiten Hälfte nur zwei gute Ausgleichschancen durch Lukas Nmecha (77./88.). So wächst beim Volkswagen-Klub der Rückstand auf einen Europapokal-Platz und auch die Kritik an Trainer Hasenhüttl. Noch wird sie nur im Umfeld und hinter vorgehaltener Hand geäußert.
Doch mit Tabellenplatz und Spielweise des Teams ist in Wolfsburg niemand mehr zufrieden. "Wir haben gespielt, als wäre uns der Stecker gezogen worden", sagte der ratlose Hasenhüttl. "Das war bei weitem unser schlechtestes Heimspiel."
Wolfsburg in Berlin, Heidenheim gegen Leverkusen
Wolfsburg muss am kommenden Sonntag bei Union Berlin bestehen (17.30 Uhr). Heidenheim hat den Tag zuvor Bayer 04 Leverkusen zu Gast (15.30 Uhr).