Gefahr für Leverkusen und Bayern Heidenheim und Bochum - große Hürden im Titelkampf
Vom Namen her scheinen Bayer Leverkusen und Bayern München vor machbaren Aufgaben zu stehen. Die Wahrheit aber ist: 1. FC Heidenheim und VfL Bochum könnten zu Stolpersteinen werden.
Als vor der Saison die Frage gestellt wurde, welche Teams denn ganz besonders zu denen gehören, die um den Verbleib in der Bundesliga bangen müssten, fielen ihre Namen ganz schnell. Dem 1. FC Heidenheim war als Aufsteiger und Debütant im Oberhaus kaum zugetraut worden, eine ernstzunehmende Rolle spielen zu können, und der VfL Bochum gehört seit seiner Rückkehr in die Bundesliga zur Saison 2021/22 grundsätzlich zum engeren Kreis des Kampfes um den Klassenerhalt.
Vom vermeintlichen Punktelieferanten zur Gefahr
Hätte man zu dieser Zeit also die Frage runtergebrochen auf einzelne Partien, wäre die Erwartungshaltung für das kommende Wochenende klar: Heidenheim wird chancenlos gegen Bayer Leverkusen verlieren und Bochum gegen den FC Bayern München. Vor allem mit dem Wissen, dass die Werkself unter Xabi Alonso noch besser werden würde als in der vergangenen Saison, als der Spanier sie aus der Abstiegsregion in die Europa League geführt hatte.
Was einst wie eine klare Angelegenheit erschien, ist aktuell aber weit davon entfernt. Denn die Namen mögen zwar auf ein Duell der Marke "David gegen Goliath" hindeuten, doch Heidenheim und Bochum haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten weitaus mehr verdient, als nur als nahezu aussichtslose Gegner von Übermächten angesehen zu werden. Stattdessen sind sie große Hürden im Titelkampf, vielleicht sogar Stolpersteine.
Wertschätzung für Schmidt und Heidenheim
Denn nachdem Leverkusen sein erstes Topspiel gegen die Bayern (3:0) deutlich gewonnen hat, steht nun das nächste auf dem Programm. Die Heidenheimer sind seit acht Spielen ungeschlagen und in der Formtabelle dieser Periode hinter den beiden Titelaspiranten Dritter. Das Erfolgsgeheimnis: "Der Zusammenhalt, die Geschlossenheit der Mannschaft, jeder kämpft für den anderen, jeder läuft für den anderen - und das wissen wir auch untereinander", sagte Jan-Niklas Beste. "Und auch die Liga weiß nun, dass es gegen uns nicht so leicht ist, wie viele Experten vor der Saison gesagt haben."
Platz | Mannschaft | Punktzahl |
---|---|---|
1 | Bayer Leverkusen | 20 |
2 | Bayern München | 18 |
3 | 1. FC Heidenheim | 16 |
4 | Borussia Dortmund | 15 |
5 | Werder Bremen | 15 |
Bayer-Trainer Xabi Alonso gehörte vermutlich nicht zu denen, die Heidenheim unterschätzt haben. Vor dem Hinspiel hatte er vor dem ersten Treffen mit seinem Trainerkollegen Frank Schmidt von einer "Ehre" und "Bewunderung" angesichts seiner über 16 Jahre beim Aufsteiger gesprochen - was dem 50-Jährigen die Schamesröte ins Gesicht trieb. "Es ehrt mich, aber das Highlight sitzt trotzdem da drüben", sagte Schmidt auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. "Es ist mir fast schon unangenehm. Klar, ich bin so lange Trainer, aber meine Karriere ist eine ganz andere."
Die Zeit des verwunderten Augenreibens ist vorbei
Zu der Karriere als Chefcoach gehören nun zwei Erfahrungen gegen Leverkusen. In der Hinrunde machten seine Heidenheimer der Werkself eine Stunde lang das Leben schwer, 1:1 stand es - ehe der Favorit sich doch noch recht deutlich mit 4:1 durchsetzen konnte. Doch seitdem hat sich der einstige Abstiegskandidat zum echten Bundesligisten entwickelt. "Ich bin schon lange von der Frage weg, ob ich mir das vorstellen konnte", so Schmidt. Er sei nun "in dem Modus, dass ich weiß, dass wir uns das verdient haben".
Heidenheim gegen Leverkusen
Und das vor allem dank der Stärke im eigenen Stadion. Nur zwei der zehn Heimspiele gingen verloren, fünf Siege gab es zu Hause - die bislang letzte Niederlage ist bereits viereinhalb Monate her. Trotz starker Gegner wie dem VfB Stuttgart (2:0) oder Borussia Dortmund (0:0). Und auch die Leverkusener haben schon unliebsame Erfahrungen mit einer Reise nach Heidenheim gemacht: 2019 gewann der FCH damals als Zweitligist gegen die Werkself mit 2:1 im Pokal.
Bochum trotz 0:17-Serie heiß auf die Bayern
Bayer ist vor dem Duell am Samstag (17.02.2024) gewarnt - Bayern vor seinem Spiel einen Tag später in Bochum aber auch. Zwar hat München die vergangenen drei Spiele deutlich (17:0 Tore) gegen den VfL gewonnen, davor aber eine sehr schmerzhafte Niederlage einstecken müssen. Am 12. Februar 2022 schoss Bochum die Bayern mit 4:2 aus dem Stadion an der Castroper Straße.
Bochumer Torjubel
Für VfL-Trainer Thomas Letsch, der damals noch bei Vitesse Arnheim unter Vertrag war, wird es das erste Heimspiel gegen den Rekordmeister. "Ich habe zweimal gegen die Bayern spielen dürfen - und wir haben jeweils einen mitbekommen. Zu Hause hatte ich sie noch nie, da freue ich mich jetzt drauf. Ich mache mir aber keine Gedanken mehr, was auswärts mal gegen München war", sagte der 55-Jährige dem "Reviersport".
Bayern muss Vorlage von Bayer abwarten
Was für Heidenheim gilt, gilt auch für Bochum - sie zu schlagen, ist schwer. Nur die Top sechs haben in dieser Saison weniger Spiele verloren als das Letsch-Team (sieben), es ist mit zehn Remis der Unentschiedenkönig der Liga. Und auch gegen die Bayern will der VfL punkten. Dafür braucht es laut Letsch "Selbstvertrauen und Überzeugung", Spiele wie gegen Stuttgart (1:0) und zuletzt bei Eintracht Frankfurt (1:1) hätten gezeigt, "dass wir gut sind. Wir sind speziell zu Hause nicht einfach zu bespielen."
Und so wird das kommende Wochenende keines, von dem man zweifellos davon ausgehen kann, dass der Fünf-Punkte-Vorsprung der Leverkusener auf die Münchner weiter Bestand haben wird, weil beide ihre Aufgaben locker meistern. Bayer muss vorlegen, die Bayern müssen einen Tag später nachlegen oder bekommen sogar die Chance, ihren Rückstand zu verkürzen. Beide stehen vor einer großen Hürde.