Fußball-Bundesliga VfL Bochum gegen BVB - Derby der frischen Erinnerungen
Beim Ruhrderby in Bochum geht es für Borussia Dortmund um einen ungewöhnlichen Rekord (Samstag, ab 15.30 Uhr live in der Radio-Reportage und im Ticker bei der Sportschau). Die Rückkehr ins Ruhrstadion dürfte vor allem aber Erinnerungen an eine Szene wecken, die tagelang diskutiert wurde.
Ein Punkt fehlte Borussia Dortmund in der vergangenen Saison zur Meisterschaft. Ein weiteres Tor am letzten Spieltag gegen den 1. FSV Mainz 05 hätte diesen einen und sogar noch einen weiteren Punkt gebracht. Das Tor, das dem BVB allerdings in jener Partie zumindest einen Punkt beim 2:2 bescherte, erzielte Niklas Süle in der sechsten Minute der Nachspielzeit.
Wer bei den Dortmundern nach dem einen fehlenden Punkt sucht, landet bei einigen Auswärtsspielen der Rückrunde, etwa dem 2:2 beim späteren Absteiger FC Schalke 04, dem 3:3 in Überzahl nach 2:0-Führung beim späteren Relegationsteilnehmer VfB Stuttgart und dem 1:1 beim Abstiegskandidaten VfL Bochum.
Die Dortmunder waren am 29. April 2023 als Tabellenführer ins Ruhrstadion gekommen, lagen schnell 0:1 zurück, glichen aber fast umgehend aus. Es blieben mehr als 80 Minuten, um den Siegtreffer zu erzielen.
Es gab einige Chancen, darunter sehr gute, aber letztlich wurde im Nachhinein nahezu ausschließlich über eine Szene gesprochen. Danilo Soares brachte Karim Adeyemi in der 65. Minute im Bochumer Strafraum zu Fall. Schiedsrichter Sascha Stegemann ließ weiterspielen, Videoassistent Robert Hartmann sah keinen Grund, einzugreifen.
Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl polterte nach Schlusspfifff, dass es "heute nicht mir rechten Dingen zugegangen" sei.
Eine so schwerwiegende Unterstellung zieht in der Regel eine Strafe nach sich, aber der Deutsche Fußball-Bund hatte wohl ein leicht schlechtes Gewissen. Er leitete kein Verfahren ein. Stattdessen stellte der DFB fest, dass es einen Elfmeter hätte geben müssen. Auch Stegemann gestand seinen Fehler ein.
Wehrlos in Stuttgart
So brisant wie Ende April ist es zumindest im Vorfeld des einzig verbliebenen Ruhrderbys in der Bundesliga nicht. Aber es steckt schon einiges in dem Spiel, das am Samstag (26.08.2023) um 15.30 Uhr im Ruhrstadion angepfiffen wird (Ausschnitte der Partie wird es in der Sportschau ab 18 Uhr zu sehen geben).
Der VfL Bochum verlor den Auftakt mit 0:5 beim VfB Stuttgart und stellte anschließend selbstkritisch wie korrekterweise fest, dass es mit derartigen Leistungen keinen Klassenerhalt geben wird. "Wir können uns nur entschuldigen bei allen, die mitgereist sind", sagte Trainer Thomas Letsch, "so darf man sich nicht präsentieren".
Wehrlos nahm der VfL eine empfindliche Niederlage hin, obwohl doch im Grunde jeder an der Castroper Straße wissen muss, dass die Grundeinstellung stimmen muss, um gegen die meist besser besetzte Konkurrenz zu bestehen.
Ein anderer VfL am Geburtstag des Trainers
"Wir haben unsere Prinzipien nie so auf den Platz bekommen, wie wir es wollten", klagte Letsch, der gleichzeitig beteuerte, dass die Fans am Samstag, seinem 55. Geburtstag, gegen den BVB einen anderen VfL sehen werden.
Der Trainer des BVB würde auch gerne einen anderen BVB als zu Saisonbeginn sehen. Edin Terzić klagte nach dem Auftakt, dass es so wie gegen den 1. FC Köln nicht reichen würde: "Wir müssen uns steigern, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen." Die Ziele sind, mindestens wieder die Champions League zu erreichen, eher aber noch, "wieder um die Meisterschaft mitzuspielen", wie Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagte.
Malen zweitbester Bundesligaschütze im Kalenderjahr
Trotz der einfallslosen und zeitweise trägen Leistung gewannen die Dortmunder gegen den 1. FC Köln mit 1:0 dank eines späten Treffers von Donyell Malen. Der niederländische Stürmer erzielte sein zehntes Bundesligator im Kalenderjahr 2023, nur Randal Kolo Muani hat mit elf Treffern in diesem Zeitraum mehr.
Malen ist ein wesentlicher Faktor im Plan von Terzić, schnelle Spieler auf den Außen zu haben, die dann selbst in die Mitte ziehen, um abzuschließen, oder um Sebastién Haller im Zentrum zu bedienen.
Gegen Köln ging der Plan schon deshalb lange nicht auf, weil Karim Adeyemi nach einer gerade erst ausgeheilten Verletzung zunächst auf der Bank saß. Haller erwischte einen schwachen Tag mit nur 18 Ballkontakten und ohne Torschuss bis zu seiner Auswechslung.
BVB könnte alleiniger Rekordhalter werden
Nur knapp war der BVB auch deshalb davor, einen ersten Rückschlag zu erleiden und einen Rekord zu verpassen. In den nun vergangenen 128 Bundesligaspielen mit Dortmunder Beteiligung gab es kein 0:0. Den Rekord teilt sich die Borussia mit dem FC Schalke 04, bei dem sie im Oktober 2019 das bislang letzte torlose Remis verzeichnete.
Der Bestmarke alleine zu haben, würde als Abfallprodukt eines Sieges in Bochum gerne genommen, zumal die Bilanz zeigt, wie schwer sich der BVB mit dem Nachbarn tut. Seit dem Wiederaufstieg verlor der VfL von vier Bundesligaspielen gegen Dortmund nur eines.