Schlusslicht ohne Chance Leipzig zerlegt Schalke nach Blitzstart
Nach einer Viertelstunde war das Spiel praktisch entschieden: RB Leipzig hat dem FC Schalke 04 in der Fußball-Bundesliga im eigenen Stadion keine Chance gelassen. Beim 6:1 (4:0) am Dienstag (24.01.2023) in Gelsenkirchen bemühte sich das Schlusslicht der Liga zwar, war aber defensiv zu anfällig, offensiv zu harmlos und konnte froh sein, dass das Ergebnis nicht noch deutlich höher ausfiel.
In seiner Startelf hatte Schalkes Coach Thomas Reis für eine Überraschung gesorgt: Der in der Hinrunde bisher gesetzte Stamm-Stürmer Simon Terodde musste Neuzugang Michael Frey weichen. Reis wollte damit nach eigener Aussage für ein besseres Anlaufverhalten und Gegenpressing sorgen, doch Frey sah das Geschehen fast ausschließlich aus sicherer Distanz - es spielte sich fast alles im Schalker Strafraum ab.
In der 7. Minute rächte es sich erstmals, dass die Deckung der "Königsblauen" sehr weit aufgerückt war: Leipzigs Startelf-Comebacker Timo Werner verstolperte bei einem Konter zwar den Ball, den nahm dann aber kurzentschlossen André Silva auf und beförderte ihn aus 18 Metern schnörkellos ins linke Eck.
Leipzig macht kurz vor der Pause nochmal ernst
Bei Schalke war zu spüren, dass Reis Mut und schnelles Umschalten nach vorne gefordert hatte, doch das qualitätslose Passspiel war immer wieder eine Einladung zum Kontern an die Gäste. Erstaunlich war dabei vor allem, wie wenige Spieler die Schalker hinter dem Ball versammelten: Leipzig war bei den Angriffen permanent in Überzahl.
In der 15. Minute wurde das zum zweiten Mal bestraft, als "Königsblau" bei einem RB-Einwurf kollektiv schlafwandelte - Benjamin Henrichs konnte nach einer Kombination über Dani Olmo und Dominik Szobozlai mühelos abschließen.
Auch danach stellte sich bei den "Knappen" kein Lerneffekt ein, sie konnten lediglich von Glück sagen, dass Silva, Werner und Konrad Laimer reihenweise Top-Chancen ausließen. Erst kurz vor der Pause machten die "Bullen" nochmal ernst: Nach einem Ballverlust von Cédric Brunner klatschte Alxeander Schwolow einen Olmo-Schuss nach vorn ab, Silva staubte zum 3:0 ab (44. Minute). Auch der nächste Assist ging an Olmo, dessen flache Hereingabe Werner noch vor dem Seitenwechsel zum 4:0 nutzte. Der Nationalspieler hätte Sekunden später auch noch das fünfte Tor nachlegen müssen, köpfte aber freistehend vorbei.
Laute Pfiffe gegen Schalke und frühe Wechsel
Die Schalker Fans verabschiedeten ihre Mannschaft mit lauten Pfiffen in die Katakomben, auch Reis reagierte und brachte nach Dominick Drexler (45. +3) zum Wiederbeginn mit Mehmet-Can Aydin und Andreas Ivan noch zwei weitere Neue. Der Effekt war spürbar, auf dem Feld und auf den Rängen.
Die Gastgeber setzten Leipzig nun phasenweise richtig zu, machten Druck, attackierten mit mehr Konsequenz und kamen auch zu Abschlüssen. RB ließ dagegen deutlich die Zügel schleifen und leistete sich Stellungsfehler wie von Josko Gvardiol und Marcel Halstenberg in der 56. Minute: Nach Freys Steilpass setzte sich Soichiro Kozuki gegen die beiden Nationalspieler durch und traf zum 1:4. Sofort waren die Fans wieder voll da und hätten beinahe auch das 2:4 gefeiert: Aydins brillanter Distanzschuss ging nur Zentimeter über das Ziel (64.).
Leipzig lässt nach - trifft aber traumhaft
Die Leipziger beschränkten sich derweil auf den Verwaltungsmodus. Immer drastischer ließen Tempo, Laufbereitschaft und Zweikampfführung nach, doch der vielversprechend auftretende Frey verpasste nach Marius Bülters Flanke knapp das 2:4 (74.), danach riss sich das Rose-Team wieder etwas zusammen.
Den Unterschied an indivueller Klasse machte dann das Tor des Abends deutlich: Mit einem grandiosen Lupfer vom rechten Strafraumeck in den linken Torwinkel reichte Olmo in der 83. Minute seine Bewerbung zum Tor des Monats ein. Es war noch nicht das Ende des demütigenden Abends: Yussuf Poulsen schlenzte in der 89. Minute die Kugel zum 6:1-Endstand ins lange Eck.
Leipzig-Trainer Rose zufrieden, Reis extrem sauer
RB-Trainer Marco Rose war am Sportschau-Mikrofon überwiegend einverstanden mit der Leistung seines Teams: "Die erste Halbzeit war top, in der zweiten Halbzeit haben wir es nicht ganz so auf die Platte gebracht. Wir hätten schon gerne zu Null gespielt, aber am Ende haben wir wieder an die gute Anfangsphase angeknüpft - dementsprechend viel Lob."
Sein Kollege Thomas Reis war sauer: "Da gibt es nicht viel zu erklären. Wenn du keine Zweikämpfe annimmst und den Gegner spielen lässt, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn dann so eine erste Halbzeit zu Stande kommt. Dafür kann man sich beim Publikum nur entschuldigen. Ich habe meine Mannschaft heute nicht wiedererkannt, mit so einer Leistung hast du in der Bundesliga nichts zu suchen."
Leipzig gegen Stuttgart, Schalke gegen Köln
Zum Auftakt des 18. Spieltages empfängt RB Leipzig den VfB Stuttgart (Freitag, 27.01.2023 um 20.30 Uhr). Zwei Tages später spielt Schalke ebenfalls zu Hause gegen den 1. FC Köln (15.30 Uhr).