Eishockey Israel wehrt sich gegen Ausschluss - "Stinkt nach Antisemitismus"
Israel will gegen den Ausschluss durch den Eishockey-Weltverband IIHF vorgehen. Die angeblich aus Sicherheitsgründen getroffene Entscheidung "stinkt nach Antisemitismus", sagte Yael Arad, die Präsidentin des israelischen Nationalen Olympischen Komitees.
Arad griff in der "Jerusalem Post" auch Luc Tardif an. Der Präsident des Eishockey-Weltverbandes habe in einem persönlichen Gespräch Transparenz vermissen lassen, wie es zu der Entscheidung gekommen sei. Sie witterte eine "geheime Absicht", die im Sport "nichts zu suchen hat".
Klage vor dem CAS geplant
Yael Arad sagte, dass sie in ihrer Position vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) unterstützt werde. Laut "Jerusalem Post" wollen Israels Eishockey-Verband und das NOK beim Internationalen Sportgerichtshof CAS Klage gegen den Ausschluss einreichen, der als "willkürlich" angesehen werde.
Keine Erwähnung des Krieges im Gaza-Streifen
Die IIHF hatte am Mittwoch (10.01.2024) mitgeteilt, dass sämtliche Mannschaften Israels bis auf weiteres von Wettbewerben des Weltverbandes ausgeschlossen würden. Ohne den Krieg im Gaza-Streifen zu erwähnen, nannte die IIHF die Sicherheit der israelischen und auch der anderen Mannschaften als Grund. Der Verband komme mit der Entscheidung seiner Sorgfaltspflicht nach.
Nachgeschobene Erklärung der IIHF
Am Freitag schob der Weltverband dann "zur weiteren Klarstellung" eine Mitteilung nach. In ihr heißt es, der Ausschluss gelte zunächst nur für die WM der männlichen U20, die schon im Januar beginne. Sie war zunächst an Israel vergeben worden, wurde dann nach Bulgarien verlegt. Die Entscheidung sei "keine Sanktion gegen den israelischen Verband" und beeinflusse den Status des Verbandes als vollwertiges Mitglied der IIHF nicht.
Im Februar und März solle dann je nach Sicherheitslage darüber entschieden werden, ob der Ausschluss Israels bestehen bleibe.
Politiker nennt Entscheidung "abstoßend" und "illegal"
Simon Davidson, Vorsitzender des Sportausschusses im israelischen Parlament Knesset, nannte die am Mittwoch getroffene Entscheidung der IIHF auf seiner Facebook-Seite "abstoßend". Israels Politik und Sport würden "mit allen Mitteln" dagegen vorgehen. Um den Fall im Sportausschuss zu besprechen, habe er eine Sitzung für Mittwoch (17.01.2024) angesetzt, zu der auch der Außenminister geladen werde.
In der "Jerusalem Post" nannte Davidson die Entscheidung "illegal" und nicht mit den Regeln des IOC vereinbar. Weil Eishockey im Vergleich zu Fußball eine weniger beachtete Sportart sei, falle das Echo auf den Ausschluss nur leise aus. Aber immerhin sei auch Eishockey eine olympische Sportart.
IOC verweist auf IIHF
Auf Anfrage der Sportschau teilte das Internationale Olympische Komitee mit, es habe in den vergangenen Wochen mit der IIHF und dem NOK Israels in Kontakt gestanden und dabei seine Position klargemacht, dass es keine Diskriminierung geben dürfe. Da die angesprochenen Wettbewerbe jedoch von der IIHF ausgerichtet würden, solle sich für weitere Fragen an sie gewandt werden.
Der Weltverband, in dessen Council der Deutsche Franz Reindl sitzt, reagierte bis Freitagmittag (12.01.2024) allerdings nicht auf eine Anfrage, genausowenig wie der israelische Eishockey-Verband.
Israel ist bis weiteres vom Eishockey-Weltverband ausgeschlossen.
Auch die Eishockeyverbände Serbiens und Estlands blieben bislang stumm. Ihnen schickte die Sportschau einen Fragenkatalog, weil sie im Mai und April Weltmeisterschaften ausrichten, an denen israelische Mannschaften hatten teilnehmen sollen. Laut Mitteilung der IIHF war der Ausschluss Israels mit den Ausrichtern der anstehenden Turniere abgesprochen.
In einer auf seiner Homepage veröffentlichten Meldung teilte der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) mit: "Wir sind bestürzt, dass es den israelischen Nationalmannschaften verwehrt bleibt, an den unmittelbar bevorstehenden Turnieren teilzunehmen. Gleichzeitig setzen wir uns als DEB dafür ein, dass dieser Sachverhalt eine einmalige Ausnahme bleibt, und werden mit allen Beteiligten weiter im Austausch stehen. Für den DEB steht außer Frage, dass wir fest an der Seite Israels und des israelischen Verbands stehen."
Weiter schreibt der DEB, dass er mit der IIHF Rücksprache gehalten und die "Begründung 'Sicherheitsbedenken' hinterfragt" habe. Über das Ergebnis ist nichts bekannt. Auf eine Anfrage der Sportschau reagierte der DEB nicht.
Faesers Forderung: Ausschluss Israels "vollständig zurücknehmen"
Geäußert hat sich hingegen Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Sie forderte gegenüber der "Bild", die IIHF müsse "den Ausschluss Israels vollständig zurücknehmen. Und der Weltverband muss Transparenz schaffen, wie es zu dieser falschen Entscheidung kommen konnte".
In dieser Zeit sei auch der Sport gefragt. Er müsse zeigen, dass er sich für jüdische Sportlerinnen und Sportler einsetze. "Ein Ausschluss ausgerechnet des israelischen Teams, gegen das sich Bedrohungen richten, bedeutet nichts anderes als eine Kapitulation vor dem Hass."
Politischer Druck von Russland?
Mit Bezug auf eine Quelle aus dem israelischen NOK schreibt die "Jerusalem Post", dass die IIHF ihre Entscheidung getroffen habe, nachdem Präsident Luc Tardif externem politischem Druck erlegen gewesen sei, unter anderem aus Russland.
Russland, das am 24. Februar 2022 die Ukraine überfiel, war vier Tage später genau wie sein Unterstützer Belarus von allen Wettbewerben der IIHF ausgeschlossen worden. Als die Suspendierung im März 2023 vom Weltverband verlängert wurde, wurde der Angriffskrieg nicht mehr explizit erwähnt, sondern es wurden lediglich - wie jetzt auch im Fall von Israel - Sicherheitsgründe angeführt.