Start in die BBL-Saison Neuer Alltag im Land des Basketball-Weltmeisters
Die Basketball-Bundesliga (BBL) strebt mit einem neuen Vermarkter nach mehr Aufmerksamkeit und hat sich zum Start der neuen Saison auch finanziell ehrgeizige Ziele gesetzt. Die Euphorie um die Basketball-Weltmeister soll einen weiteren Schub bringen.
Gut drei Wochen sind vergangen, seit dem historischen WM-Triumph von Manila. Basketball-Deutschland befindet sich aber eigentlich immer noch im Party-Modus. Zuletzt sah man die Weltmeister Isaac Bonga, Niels Giffey und Andi Obst, die sich auf dem Münchner Oktoberfest abfeiern ließen, mit Bierhumpen in der Hand zum Evergreen "We are the Champions".
Wenn nun am Mittwoch (27.09.2023) mit dem Eröffnungsspiel Ulm gegen Chemnitz die neue Saison in der Bundesliga startet, ist die Vorfreude sicher nicht kleiner geworden, in der nach wie vor eher überschaubaren deutschen Basketball-Community, die nun auf einmal im Land des Weltmeisters zuhause ist.
BBL-Ligachef Holz: Schub durch WM-Titel
"Der Erfolg der Nationalmannschaft wird der BBL definitiv einen Schub geben", sagt Geschäftsführer Stefan Holz im Sportschau-Interview. Die gestiegene Aufmerksamkeit durch den WM-Triumph kommt der Bundesliga auch gelegen, weil sie gerade dabei ist, sich ein Stück weit neu zu erfinden. Ab der neuen Saison laufen die Spiele beim Streaming-Dienst "Dyn", der wirtschaftlich eng mit dem Springer-Konzern verbunden ist.
Die Liga wolle damit auch raus aus der Bubble, erklärt Geschäftsführer Holz: "Basketball in Deutschland findet nach wie vor zu klein statt. Das Ziel ist eine andere Wahrnehmung für die BBL. Mehr Relevanz, eine höhere Präsenz in der sportinteressierten Öffentlichkeit. Nicht nur an Spieltagen, sondern auch unter der Woche."
Vom neuen Medienpartner und den mit ihm verbandelten Springer-Publikationen (unter anderem "Sportbild") verspricht sich die BBL vor allem mehr Reichweite auf den digitalen Kanälen. Dabei sind auch die Klubs selbst gefordert, sie sollen künftig stärker eigenen "Content" für die Sozialen Medien produzieren.
Die BBL möchte wirtschaftlich den nächsten Level erreichen, nachdem die Klubs den pandemiebedingten Einbruch ohne größere Einbußen überstanden haben. Mit einem Gesamtbudget von rund 130 Millionen Euro hat die Liga zuletzt wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht.
Dazu passt auch, dass es erstmals seit 2018 mit Tübingen und Vechta wieder zwei reguläre Aufsteiger aus der Pro A, der zweiten Liga, gibt. In den Jahren zuvor hatten einige mögliche Zweitliga-Aufsteiger aus wirtschaftlichen Gründen passen müssen. Auch aus der BBL konnten alle Klubs die Lizenzauflagen für die neue Saison erfüllen.
BBL auf Wachstumskurs - Etatverdoppelung bis 2032
Die Liga hat einen Zehn-Jahresplan verabschiedet, demnach soll der Mindestetat für die Klubs von bisher drei Millionen Euro bis zum Jahr 2032 sukzessive auf sechs Millionen Euro verdoppelt werden. Auch die vorgeschriebene Kapazität für die Hallen soll steigen, von aktuell 3.000 auf 4.500 Fans.
Einige Klubs erfüllten diese Auflagen bereits, sagt Liga-Commissioner Holz und zeigt sich zuversichtlich, dass die ehrgeizigen Wachstumsziele erreicht werden. "Die Klubs arbeiten daran, und sie werden das auch hinbekommen."
Neuer Anlauf - auch für Überraschungs-Meister Ulm
Sportlich hat sich die BBL zuletzt merklich aufgewertet: Die Baskets Bonn gewannen mit der Champions League einen internationalen Titel. Zudem hatten die Bonner ihren Anteil daran, dass die Dauerregentschaft von Alba Berlin und Bayern München beendet wurde, den zwei deutschen Euroleague-Teams, die seit 2018 den Titel unter sich ausgemacht hatten. Bonn, das beste Team der regulären Saison, musste sich erst in der Finalserie dem Überflieger-Team aus Ulm geschlagen geben.
Ob auch die neue Saison wieder mit einer derartigen Überraschung endet, wird jedoch von vielen bezweifelt. Der Meister aus Ulm musste den Abgang seiner zwei überragenden Akteure verkraften, Bruno Caboclo und Yago dos Santos, die die Ulmer zum Titel trugen. Ulm ist maximal Herausforderer - eine Rolle die sie aber gerne annehmen werden.
Die Bonner mussten ihr Team sogar komplett neu bauen, nachdem fast alle Spieler inklusive Erfolgstrainer Tuomas Iisalo abgewandert waren.
Ohne Luke Sikma und Maodo Lo - Ende einer Ära in Berlin
Bei Alba Berlin, von 2020 bis 2022 dreimal in Folge Meister, ist im Sommer eine Erfolgsära zu Ende gegangen: Mit dem langjährigen Kapitän Luke Sikma und Spielmacher Maodo Lo verabschiedeten sich zwei Schlüsselspieler und echte Identifikationsfiguren. Auch der frühere Liga-MVP Jaleen Smith verließ die Albatrosse.
Mit Sterling Brown und Matt Thomas kamen dafür zwei Spieler mit viel NBA-Erfahrung. Die Berliner, angeführt vom Weltmeister und neuen Kapitän Johannes Thiemann, haben schon in der Vergangenheit gezeigt, dass sie prominente Abgänge kompensieren können. Sie sind auch weiter das Team, das dem Top-Favoriten FC Bayern den Titel streitig machen kann.
FC Bayern Topfavorit - mit Serge Ibaka und Coach Pablo Laso
Die Münchner stellen den stärksten deutschen Block der Liga, neben dem Weltmeister-Trio Bonga, Obst und Giffey stehen auch weiter die erfahrenen Nick Weiler-Babb und Elias Harris im Kader. Kurz vor Saisonbeginn präsentierten die Münchner mit NBA-Routinier Serge Ibaka, 2019 Meister mit Toronto, einen echten Star-Neuzugang. Die Verpflichtung von Ibaka bezeichnet auch BBL-Commissioner Holz als "echtes Ausrufezeichen" für die Liga.
Der wohl wichtigste neue Mann steht aber an der Seitenlinie: Coach Pablo Laso hat in zehn Jahren bei Real Madrid mehr als 20 Titel gewonnen, darunter zweimal die Euroleague. Mit dem spanischen Erfolgstrainer trauen viele den Münchnern zu, auch im höchsten europäischen Wettbewerb weit zu kommen, womöglich erstmals ins Final Four.
Kompromiss im Streit mit Euroleague
Die hohe Belastung durch die Euroleague fraß beim FC Bayern, wie auch bei den Berlinern, in der Vergangenheit viele Kraftreserven, in der BBL kostete sie beiden in der Vorsaison wohl am Ende auch den Finaleinzug.
Im festgefahrenen Streit zwischen Euroleague und Europa-Verband FIBA, bei dem es vor allem um Länderspielabstellungen während der Saison ging, vermeldeten die Verbände Anfang Juli überraschend einen Kompromiss: Die Ansetzungen von Euroleague und Länderspielen sollen künftig nicht mehr kollidieren. Vorgesehen ist nur noch ein Länderspielfenster im Februar, die Euroleague wird währenddessen pausieren. Das bedeutet, dass dann auch die Weltmeister aus Berlin und München wieder im DBB-Dress auflaufen könnten.