![Philadelphia Eagles quarterback Jalen Hurts gegen Kansas City Chiefs Justin Reid | UPI/laif Philadelphia Eagles quarterback Jalen Hurts gegen Kansas City Chiefs Justin Reid](https://images.sportschau.de/image/b06eaa50-8525-4766-bc3e-ab59ae40c7a5/AAABlO_eIw4/AAABkZLrr6A/original/philadelphia-eagles-quarterback-jalen-hurts-gegen-kansas-city-chiefs-justin-reid-100.jpg)
Erfolg im Super Bowl Philadelphia Eagles - wie eine gnadenlose Dampfwalze
So einseitig war schon lange kein Super Bowl mehr. Die Philadelphia Eagles haben Titelverteidiger Kansas City Chiefs, die vermeintlich Unbesiegbaren, im Finale dominiert. Nicht nur für Spielmacher Jalen Hurts war es eine späte Genugtuung.
Jalen Hurts sah nicht aus wie ein Sieger. Und schon gar nicht wie jemand, der gerade erstmals den Super Bowl gewonnen und sich somit mit seinem Team für die schmerzvolle Finalniederlage vor zwei Jahren revanchiert hatte. Im Gegenteil. Der 26-jährige Quarterback der Philadelphia Eagles hatte beide Hände in die Hüfte gestemmt, als er rund 30 Minuten nach dem 40:22-Sieg gegen die Kansas City Chiefs in New Orleans zur Pressekonferenz kam.
Die Meister-Kappe nach hinten gedreht, die schwarze Farbe, die er unter seinen Augen aufgetragen hatte, um nicht zu sehr von den Arena-Scheinwerfern geblendet zu werden, komplett verschmiert. Es war ihm deutlich anzusehen, wie sehr dieser Sieg noch in ihm arbeitete. Hurts war zwar gerade Champion geworden, aber so richtig begriffen hatte er es offenbar noch nicht. Er sprach über "die Mühen" und "die Arbeit", die alle im Team in dieser Saison investiert hätten. Alle hätten "dem Prozess vertraut" - und nun, in diesem Super Bowl, da sei "alles zusammengekommen", betonte der Spielmacher.
So spannend wie der Titelgewinn der Bayern 2014
Und wie alles zusammenkam bei den Eagles. Zum perfekten Zeitpunkt der Saison. Sie haben den Titelverteidiger, der als erstes Team der NFL-Geschichte drei Mal nacheinander hätte Meister werden können, regelrecht überrollt. Sie haben Superstar Patrick Mahomes und dessen Offensive nie ins Spiel kommen lassen. Sie haben die Chiefs-Defensive vor unlösbare Aufgaben gestellt. Wann wurde ein aktueller Meister in einem Super Bowl schon mal so vorgeführt wie die Kansas City Chiefs an diesem 9. Februar 2025?
Das Ergebnis täuscht. Es trügt und sagt nichts über all das aus, was in diesem Super Bowl LIX passiert ist. Der 40:22-Sieg klingt deutlich - doch der Leistungsunterschied zwischen beiden Teams war im letzten, im wichtigsten und entscheidenden Spiel der Saison noch weitaus größer. Dieses von vielen sehnlichst erwartete Finale war all den Hype und die Hysterie nicht wert. Es war in etwa so spannend wie die Fußball-Bundesliga in der Saison 2013/14, als der FC Bayern München schon Ende März, nach nur nach 27 Spieltagen, Meister geworden war.
Mahomes selbstkritisch
Zu einseitig waren die 60 Minuten, zu überlegen die herausragend spielenden Eagles und zu überfordert der Titelverteidiger aus Kansas City. "Ich habe nicht so gespielt, wie ich es von mir erwarte", sagte Mahomes selbstkritisch. Er hatte mit zwei Interceptions, die Philadelphia zu zwei Touchdowns und 14 Punkten nutzte, maßgeblichen Anteil daran, dass sein Team bereits zur Pause 0:24 hinten lag. "Die Ballverluste tun weh. Und sie sind meine Schuld. Dadurch hat sich das Momentum früh auf ihre Seite gedreht - und sie haben es ausgenutzt", resümierte Mahomes.
Vor zwei Jahren hatten er und seine Chiefs die Eagles in einem großartigen und unterhaltsamen Super Bowl von Glendale/Arizona noch 38:35 besiegt. Mahomes war damals zum "wertvollsten Spieler" (MVP) des Finals gewählt worden. Doch diese Auszeichnung hätte auch Jalen Hurts verdient gehabt. Er hätte sie vielleicht sogar noch etwas mehr verdient gehabt als Mahomes.
Hurts über Triumph im Super Bowl: "War eine schöne Reise"
Denn der Eagles-Playmaker hatte Pässe für einen Raumgewinn von 304 Yards geworfen. Er hatte zudem 70 Yards im Laufspiel erzielt und drei Mal den Football zum Touchdown in die Chiefs-Endzone getragen. Aber er war eben der Verlierer im Duell gegen Mahomes gewesen. Und für Verlierer gibt es in der NFL nur ganz selten Trophäen.
Diesmal nun hielt Hurts nicht nur die Lombardy-Trophy als Super-Bowl-Sieger gen Hallendecke, sondern auch den Pokal für den MVP. "Es hat eine Weile gedauert, aber es war eine schöne Reise", meinte er. Trainer Nick Sirianni lobte seinen Quarterback als "besonderen Spieler." Hurts sei jemand, der "immer besser werde", der wisse, "wie man gewinnt" und der "die Geräusche von außen sehr gut ausblenden" könne.
Kansas beim Super Bowl - bis zur Pause nur in der eigenen Hälfte
Doch Hurts musste in diesem Finale gar nicht über sich hinauswachsen. Denn so gut und souverän er seine Offensive auch führte, das Prunkstück der Eagles war die Defensive. Egal, was Mahomes auch versuchte, egal, wen er anzuspielen versuchte oder welcher Runningback sich durch Philadelphias Abwehr-Dickicht wühlen wollte - in der ersten Halbzeit scheiterten sämtliche Versuche. Der Meister kam kein einziges Mal über die Mittellinie.
Es ist schwer zu sagen, wann dieses Finale entschieden war. Nach der zweiten Interception von Mahomes in der 29. Minute? Beim 0:24-Pausenrückstand? Oder doch erst, als Philadelphia auch nach Wiederbeginn Kansas Citys erste Offensiv-Aktion mühelos stoppte, anschließend den eigenen Angriff klug ausspielte, sich Zeit und so knapp sieben Minuten verstreichen ließ - und den Spielzug mit einem Field Goal zum 27:0 abschloss?
Sieger-Dusche bereits zweieinhalb Minuten vor Spielschluss
So richtig ist diese Frage gar nicht zu beantworten. Klar ist nur, es konnte hier im SuperDome von New Orleans nur einen Sieger geben - und der musste Philadelphia Eagles heißen. Die Spieler verpassten Sirianni bereits zweieinhalb Minuten vor Spielschluss die im US-Sport übliche Sieger-Dusche aus dem Kübel eines bekannten Sportgetränke-Herstellers. Sirianni selbst hatte da mit Kenny Pickett längst seinen Ersatz-Quarterback ins Spiel gebracht.
Während der Eagles-Chefcoach noch im Stadion dazu aufrief, auch in der kommenden Saison den Titel holen zu wollen, dürfte Kansas City, zuvor fast schon Abonnement-Meister, womöglich vor wichtigen Wochen und Monaten stehen. Trainer Andy Reid hat zwar einen Vertrag bis 2029, doch er wird im März 67 Jahre alt. Vor dem Super Bowl hatten die Chiefs bekannt gegeben, dass Reid "auf jeden Fall ein weiteres Jahr" Trainer sein werde. Doch danach?
Was macht Travis Kelce?
Und wie geht es weiter mit Travis Kelce? Die Rücktritts-Gerüchte, die es vor dem Finale gegeben hatte, waren unüberhörbar. Der 35-Jährige war im Endspiel eine große Enttäuschung, fing nur vier von sechs Pässen und verzeichnete bescheidene 39 Yards.
Wird die Lieblings-Anspielstation von Mahomes nach dieser Schmach zurückkommen - oder sich womöglich für das süße Leben an der Seite von Taylor Swift entscheiden? Eines jedenfalls hat dieser Super Bowl LIX gezeigt: Die Kansas City Chiefs galten lange als die vermeintlich Unbesiegbaren, zumindest in großen Spielen. Das ist Vergangenheit.