49ers-Quarterback Brock Purdy Nummer 262 schreibt ein NFL-Märchen
Spielmacher Brock Purdy hat bei den San Francisco 49ers einen erstaunlichen Aufstieg hingelegt. Mit einem Sieg gegen die Eagles könnte er es als erster Rookie-Quarterback in den Superbowl schaffen.
Der US-Sport hat ein großes Herz für die Verlierer, dies sieht man auch bei den NFL Drafts: Bei der alljährlichen Talentbörse, bei der die Klubs aus den besten Nachwuchsspielern auswählen, bekommt auch der Spieler einen großen Auftritt, der als Allerletzter gezogen wird. Er wird als "Mr. Irrelevant" abgefeiert, frei übersetzt: der Spieler, den eigentlich niemand braucht.
In der NFL blieb ihnen in der Vergangenheit meistens nur eine Nebenrolle. Umso größer sind die Schlagzeilen, die Brock Purdy seit Dezember produziert: Der Quarterback wurde im Vorjahr beim Draft im von den San Francisco 49ers ausgewählt. Als Nummer 262, der Letzte seines Jahrgangs.
Noch ein Sieg bis zum Superbowl für Purdy und die 49ers
Nun führt der Liga-Neuling die 49ers beim Conference-Finale am Sonntag (29.01.2023) gegen die Philadelphia Eagles an. Gewinnt San Francisco, wäre Purdy der erste Rookie-Quarterback, der mit seinem Team den Superbowl erreicht, das Endspiel um den NFL-Titel. Legenden wie Ben Roethlisberger (2004 mit Pittsburgh) oder Joe Flacco (2008 mit Baltimore) kamen in ihrer Debüt-Saison bis ins Halbfinale, wie jetzt auch Purdy, aber eben nicht weiter.
Purdys Erfolgsgeschichte wirkt bereits jetzt surreal, denn in der internen Hierarchie bei den 49ers war er eigentlich nur als Spielmacher Nummer drei vorgesehen. Hinter dem jungen Hoffnungsträger Trey Lance, 2021 als Nummer-drei-Pick ausgewählt, und Jimmy Garoppolo, einem erfahrenen Spielmacher, den die 49ers einst mit einem 137,5-Millionen-Dollar-Vertrag ausstatteten.
Vom Spielmacher Nummer drei zum 49ers-Anführer
Nachdem Lance als Starting Quarterback schon früh in der Saison ausfiel, verletzte sich Anfang Dezember auch Garoppolo schwer. Und Purdy ergriff seine Chance - wie eine Nummer 262 im Draft, die nichts zu verlieren hat.
In seinem ersten Spiel in der Startaufstellung gewann San Francisco gegen die Tampa Bay Buccaneers um die Quarterback-Legende schlechthin: Tom Brady. Purdy war auf einmal der erste Quarterback in der Geschichte der NFL, der sein Debüt als Starter gegen ein Brady-Team hatte und gewann. "Es war unwirklich", beschrieb Purdy das Duell mit Brady auf dem Platz.
Auf einmal unverzichtbar: 49ers-Fan mit Purdy-Trikot und der Nummer 262 aus dem Draft
Vom Nobody aus der hintersten Ecke des Kaders zum neuen Anführer bei einem Superbowl-Contender - ein Aufsteiger-Märchen im Schnelldurchlauf, wie es die Amerikaner und die US-Medien lieben. Seit Purdy als Spielmacher übernommen hat, sind die 49ers in acht Spielen ungeschlagen.
Der 23-Jährige Rookie wackelte auch nicht, als es in die Playoffs ging. Im Wildcard Game gegen Seattle brachte er drei Touchdown-Pässe an den Mann und blieb ohne Interception, also ohne vom Gegner abgefangene Pässe, ebenso wie beim Viertelfinal-Sieg gegen die Dallas Cowboys.
49ers mit der besten Offensive der Liga - dank Anführer Purdy
Insgesamt kommt er auf 13 erfolgreiche Touchdown-Vorlagen seit seinem Debüt, das ist Liga-Bestwert. Dabei ist Purdy nicht der Quarterback für die spektakulären Pässe über 20 oder 30 Yards. Aber er legt konstante, grundsolide Werte auf - unter Purdys Regie hat sich die zu Saisonbeginn laue 49ers-Offensive zur besten der Liga entwickelt, mit im Schnitt 31,75 Punkten pro Spiel.
Dabei profitiert Purdy, mit 23 Jahren der jüngste Quarterback aller Halbfinalteams, von erfahrenen Positionsspielern wie George Kittle, Christian McCaffrey, Kyle Juszczyk, Deebo Samuel oder Brandon Aiyuk, die er bislang hervorragend in Szene setzte.
College-Coach von Iowa State: "Brock ging es immer darum, zu gewinnen"
Für langjährige Weggefährten wie Matt Campbell, Purdys Coach im College bei Iowa State, ist dies keine Überraschung: "Brock ging es nie um den Scoring Record. Ihm ging es immer darum, zu gewinnen", sagte Campbell bei ESPN. "Er hatte immer schon diese besondere Fähigkeit, das Beste aus dem Team herauszuholen."
Das Team von Iowa State hatte Purdy vor zwei Jahren in der Collegemeisterschaft zum Fiesta Bowl geführt. Mit den 49ers fehlt ihm nur noch ein Sieg, dann spielt er um den größten Titel im American Football überhaupt.