Topspiel in der Premier League Arsenal nur gefühlter Sieger bei Manchester City
Der FC Arsenal verpasst nach dem 2:2-Unentschieden in einem emotionalen Topspiel der Premier League bei Manchester City nur äußerst knapp den Sprung an die Tabellenspitze. Die "Gunners" zeigen sich aber bereit für das erneute Duell mit dem Serienmeister um den Titel.
Der Liga-Gipfel zwischen Manchester City und dem FC Arsenal bot alles, was man von einem Spitzenspiel erwarten kann: ein Tor tief in der Nachspielzeit, das dem Plot des Spiels noch einmal eine letzte Wendung gibt. Sehenswerte Tore, wie bei Arsenals Ausgleich durch Riccardo Calafiori oder beim Rekordtreffer von Erling Haaland, der in seinem 105. Pflichtspiel für die "Skyblues" zum 100. Mal traf.
Dazu jede Menge Drama und Emotionen, auch außerhalb des Spielfelds: Star-Trainer Pep Guardiola ließ mit einem Karate-Kick gegen seinen Stuhl Frust ab. Arsenals Youngster Myles Lewis-Skelly sah schon lange vor seiner Einwechslung die Gelbe Karte, offenbar nach Diskussionen mit dem Schiedsrichtergespann.
Trossard mit Gelb-Rot vom Platz, Sorge um verletzten Rodri
Schon nach acht Sekunden ging Citys Mittelfeldstratege Rodri im Duell mit Kai Havertz zu Boden, allerdings ohne Vorsatz des deutschen Nationalspielers, der in Rodri hineingelaufen war. Auch bei Rodris Verletzung kurze Zeit später lag kein erkennbares Verschulden eines Gegners vor. Der Weltfußballerkandidat musste früh vom Platz, womöglich droht ihm eine längere Pause. Leandro Trossard musste in der Nachspielzeit der ersten Hälfte mit Gelb-Rot vom Platz, Arsenal spielte den Rest des Spiels in Unterzahl.
Nach dem späten Ausgleich holte Haaland den Ball aus dem Netz und schleuderte ihn Arsenals Gabriel an den Kopf. Die Unsportlichkeit des Norwegers führte zu weiterem Gerangel an der Mittellinie und gegenseitigen Verwünschungen nach dem Schlusspfiff.
Viel los auf dem Platz und in der Coaching Zone: Mikel Arteta (l.) und Pep Guardiola
Es war reichlich Gift im Spiel, bei manchen dürften Erinnerungen hochgekommen sein an die legendären Duelle zwischen Arsenal und Citys Stadtrivalen Manchester United: zu den großen Zeiten der "Red Devils" unter Alex Ferguson, der im Trainer-Duell mit dem weltmännischen Arsène Wenger stets wusste, die Emotionen noch weiter anzuheizen.
Zum wilden Topduell gehörten natürlich auch die obligatorischen Aufreger um Schiedsrichter-Entscheidungen. Für besonders viel Diskussion sorgte dabei Arsenals Ausgleichstreffer, den Calafiori mit einem extrafeinen, ansatzlosen Schuss vom Strafraumeck erzielte. Nach Ansicht der Regel-Forensiker der "Sun" hatte Referee Michael Oliver aber zuvor den Ball bei einem Freistoß zu früh freigegeben. Bevor Kyle Walker, der den Freistoß durch sein Foul verursacht hatte, die Möglichkeit hatte, seinen angestammten Platz in der Abwehr wieder einzunehmen. Calafioris Zaubertor deshalb wieder einzukassieren, wäre aber wohl ein Verbrechen am Fußball gewesen.
Bernardo Silva sauer: "Nur eine Mannschaft wollte Fußball spielen"
Citys Bernardo Silva, den Trossard vor dem Platzverweis mit einem Check in den Rücken abgeräumt hatte, war auch noch nach Schlusspfiff aufgebracht. Als wäre er auf dem Weg ins Stadion in einer düsteren Ecke von einer Bande in Arsenal-Trikots aufgemischt worden. "Es gab nur eine Mannschaft, die heute hier Fußball spielen wollte", ätzte Silva bei "TNT Brasil". "Die andere war nur hier, um die Grenzen des Erlaubten auszureizen, leider unterstützt durch den Schiedsrichter."
"An der Grenze des Erlaubten": Für Bernardo Silva (r.) war Arsenals Spielweise zu ruppig.
Dass Arsenal die zweite Halbzeit in Unterzahl spielte, ließ der Portugiese dabei ebenso unerwähnt wie den Umstand, dass City nach dem Rückstand zwar anrannte, aber nur eine echte Torchance zustande brachte. Für das Ausgleichstor in der Nachspielzeit brauchte es einen echten Kraftakt, nach einem Eckball bekam John Stones im vollbesetzten Strafraum einen Abpraller vor die Füße und drückte den Ball über die Linie.
Arsenal eine Halbzeit in Unterzahl - und als gefühlter Sieger
Das Unentschieden bezeichnete Arsenal-Coach Mikel Arteta dennoch als ein "Wunder", nach "58 Minuten mit zehn Mann" wie Arteta präzise inklusive der Nachspielzeit in beiden Durchgängen ausgerechnet hatte. "Was wir hier geleistet haben, ist unglaublich."
Artetas Team durfte sich als heimlicher Sieger des Spitzenduells fühlen - trotz des Last-Minute-Ausgleichs, der ihnen den Sprung an die Tabellenspitze verbaute. Der Auftritt beim Serienmeister aus Manchester, der die "Gunners" zuletzt zweimal in einem engen Titelrennen auf Distanz hielt, dürfte Arsenal vor allem perspektivisch neue Zuversicht geben, dass es in dieser Saison klappen könnte mit der ersehnten Wachablösung. Und das, obwohl das Team aus Nord-London, wie schon beim Derbysieg in Tottenham, auch in Manchester auf seinen verletzten Kapitän Martin Odegaard verzichten musste.
Die meisten Experten und Analysten sprachen im Anschluss vor allem über die Widerstandskraft der Gäste, die ihre Führung in Unterzahl bis in die achte Minute der Nachspielzeit verteidigten - am Ende fehlten nur Sekunden. Doch die Art und Weise, wie die "Gunners" nach dem Rückstand zurückgekommen seien, so BBC-Experte Alan Shearer, habe gezeigt, warum sie zu einer echten Macht geworden sind: "mental, körperlich, taktisch". Dies müssen sie nun aber bestätigen - in einer noch sehr langen Premier-League-Saison.