Neue Gesichter, alte Favoriten NFL-Start: Das Wichtigste zur neuen Saison
Die umsatzstärkste Sportliga der Welt, die National Football League (NFL), startet Anfang September in ihre neue Saison. Hier gibt es Antworten auf alle wichtigen Fragen rund um die US-Liga.
Wann geht es los mit der NFL-Saison?
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag (6. September), um 2.20 Uhr deutscher Zeit, startet die NFL in ihre 105. Saison. Im Eröffnungsspiel trifft der Titelverteidiger Kansas City Chiefs auf die Baltimore Ravens. Es ist die Wiederholung des letztjährigen "Halbfinals" (AFC Championship Game).
Die meisten Saisonspiele laufen üblicherweise Sonntags ab 19.00 Uhr bis spät in die Nacht. Das große Finale der Saison, der Super Bowl, findet in knapp fünf Monaten statt: am 9. Februar 2025 im Caesars Superdome in New Orleans.
Das Arrowhead Stadium beim Spiel Detroit Lions gegen Kansas City Chiefs
Wo wird die NFL live im TV gezeigt?
Um in Deutschland alle Spiele live zu sehen, benötigt es den "NFL-Gamepass" bei DAZN. Ohne den sind bei DAZN nur augewählte Spiele zu sehen. Ebenso gibt es mehrere ausgewählte Spiele bei RTL und RTL+ im Programm - neben dem Eröffnungsspiel sind jeweils drei Sonntagspartien pro Spieltag geplant.
Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs läuft auf das Feld
Wer sind die Favoriten auf den Super Bowl?
Seit Jahren ganz vorn dabei: die Kansas City Chiefs. Das Team gewann in den vergangenen fünf Saisons gleich drei Mal. Im Februar verteidigten die Chiefs sogar ihren Titel. Jetzt soll der "three-peat" her, also der dritte Titel in Serie – das hat in der Ära des Super Bowls noch niemand geschafft. Die Gesichter des Teams sind Quarterback-Superstar Patrick Mahomes und Tight End Travis Kelce - Letzterer ist neben seinen sportlichen Erfolgen aufgrund seiner Beziehung zu Taylor Swift derzeit viel in der Presse.
Auch die San Francisco 49ers, "Vize-Meister" der vergangenen Saison, haben wieder eine Favoritenrolle. Für das Team um Quarterback-Talent Brock Purdy könnte es das letzte Jahr werden, in dem der immer teurer werdende Kader noch mit so vielen Superstars gespickt ist wie jetzt.
Was sind weitere gute NFL-Teams?
Im Kreis der engeren Titelanwärter sind auch die Baltimore Ravens und die Detroit Lions. Schon in der vergangenen Saison waren beide Teams gut unterwegs und erreichten fast den Super Bowl - verloren aber jeweils knapp gegen Kansas City bzw. San Francisco. Auch dieses Jahr haben die Halbfinalisten wieder gute Karten.
Im erweiterten Favoritenkreis tummeln sich: Cincinnati Bengals, Philadelphia Eagles, Houston Texans, Buffalo Bills, Dallas Cowboys, Miami Dolphins, und Green Bay Packers.
Welche NFL-Teams sind außerdem im Fokus?
Die New York Jets verpflichteten zur vergangenen Saison Quarterback-Star Aaron Rodgers – was die Jets in den Augen einiger Experten und hoffnungsvoller Fans zum Super-Bowl-Anwärter aufsteigen ließ. Jedoch verletzte sich Rodgers direkt im ersten Saisonspiel schwer. Nun ist er wieder fit – und die Jets hoffen auf Großes.
Besonders gespannt schauen auch viele Augen auf den mutmaßlich neuen Quarterback-Stern der Chicago Bears: Caleb Williams. Im NFL-Draft, wo jedes Jahr die besten College-Spieler von NFL-Teams verpflichtet werden, wurde Williams als allererster Spieler ausgewählt. Jetzt muss er den hohen Erwartungen gerecht werden.
Sind Deutsche Spieler in der NFL dabei?
Seit Jahren gesetzt ist Amon-Ra St. Brown als Wide Receiver (Passempfänger) bei den Detroit Lions. Vergangene Saison wurde er ins All-Pro-Team gewählt, das Allstar-Team der besten ihrer Positionen. Vor wenigen Monaten unterschrieb er einen gewaltigen Vertrag: 120 Millionen US-Dollar über vier Jahre Laufzeit. Damit war er kurzzeitig der bestbezahlte Receiver der gesamten Liga.
Der einzige deutsche Spieler, der es neben St. Brown in einen der finalen 53-Mann-Kader geschafft hat, ist Brandon Coleman. Der Offensive Lineman wurde im April dieses Jahres von den Washington Commanders im Draft verpflichtet und geht mit ihnen in seine erste NFL-Saison.
Andere Deutsche wurden zur Deadline der Kader-Bekanntgabe von ihren NFL-Teams entlassen. Einige von ihnen wurden kurz darauf wieder bei ihren alten Teams im "Practice Squad" verpflichtet oder landeten auf der Verletztenliste. Mit dem "Practice Squad" hat jedes Team eine ergänzende Spielergruppe, die mit dem Kader trainieren darf, ebenfalls Gehalt verdient und, etwa bei Verletzungen von Stammspielern, auch auf einen Platz im Spieltagskader hoffen darf.
Auch Österreich hat einen starken Mann in der NFL: Bernhard Raimann. Bei den Indianapolis Colts ist er Stammspieler und beschützt als Offensive Lineman den Quarterback vor heranstürmenden Gegnern.
Gibt es wieder ein NFL-Spiel in Deutschland?
Am 10. November 2024 ist wieder ein NFL-Spiel auf deutschem Boden geplant. Die New York Giants treffen dann auf die Carolina Panthers. Wie schon 2022 wird in der Arena in München gespielt.
Mit von der Partie könnte der Deutsche Jakob Johnson sein. Der Stuttgarter ist nach zähem Hin und Her zum zweiten Mal im Trainingskader der New York Giants gelandet (Stand: 4. September 2024) und darf nun auf einen NFL-Einsatz auf deutschem Boden hoffen.
Es ist die insgesamt vierte NFL-Partie in Deutschland. 2025 ist dann laut Plan nochmal Frankfurt dran, wo bereits vergangenes Jahr zwei Spiele stattfanden. Ob es danach weitere NFL-Spiele in Deutschland geben wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Andere internationale Spiele sind in London und São Paulo angesetzt.
Das Münchener Stadion im November 2022 - hier fand das erste NFL-Spiel auf deutschem Boden statt
Wie funktioniert der Spielplan in der NFL?
32 Teams sind in der Liga und jedes Team hat 17 Saisonspiele über 18 Wochen verteilt - der übrige Spieltag ist eine individuell vorgegebene Woche Pause pro Mannschaft, die "Bye-Week". Es spielen also längst nicht alle Teams in der Saison gegeneinander – allein dafür bräuchte es 31 Spieltage.
Die 32 Mannschaften sind fest in zwei Conferences unterteilt (AFC und NFC). Beide Conferences haben jeweils vier Divisionen (Nord, Süd, Ost, West) mit je vier Teams. Diese Divisionen sind seit Jahren fest gesetzt und bieten die größte Rivalität.
Innerhalb der Division gibt es Hin- und Rückspiele - das macht sechs feste Paarungen pro Jahr. Alle anderen Mannschaften treten unter der Saison höchstens einmal gegeneinander an. Oft treffen Teams sogar jahrelang gar nicht aufeinander, da es pro Saison nur fünf Spiele gegen Mannschaften aus der jeweils anderen Conference gibt, bei 16 möglichen Gegnern.
Nach der regulären Saison kommen die besten Teams in die Playoffs. Dort gilt das klassische K.o.-Prinzip: Wer verliert, für den ist die Saison vorbei. Die Playoffs werden zuerst innerhalb der Conferences ausgespielt. Der Super Bowl ist dann das große Finale: hier treffen am Ende die Sieger der Conferences NFC und AFC aufeinander.
Die wichtigsten Regeländerungen?
Beim Kickoff muss jeder Ball returniert werden, der die "Landing-Zone" (Goalline bis 20-Yards-Linie) erreicht - der "Fair Catch" ist Geschichte. Bisher gaben Ballfänger oft an, dass sie den Ball nicht zurücktragen möchten. Durch die Neuregelung sollen die Kick-Returns attraktiver gemacht werden. Zudem dürfen sich die Spieler beider Teams dabei erst bewegen, wenn der Ball den Boden, einen Kickoff-Returner oder die Endzone berührt hat. Zudem stehen sich die meisten Profis dabei dicht gegenüber. Das Ineinanderrennen mit hohem Tempo wird dadurch verhindert, was Verletzungen vorbeugen soll.
Zum Schutz der Spieler werden auch sogenannte "Hip-Drop Tackles" verboten. Die gelten als besonders verletzungsintensiv, da ein Spieler dabei den Gegner umklammert und sein eigenes Gewicht nutzt, um den Ballträger nach unten zu ziehen - kaputte Sprunggelenke des Ballträgers sind häufig das Resultat.
Erstmalig dürfen Spieler in der Saison "Guardian Caps" tragen. Das ist ein gepolsterter Überzug für den Helm, der das Risiko von Kopf- und Gehirnverletzungen verringern soll. Die Nutzung ist freiwillig.
Noch etwas Angeberwissen zur NFL?
Die meisten Super-Bowl-Siege haben die Pittsburgh Steelers und die New England Patriots (jeweils sechs). Letztere gewannen alle ihre Titel mit Quarterback-Legende Tom Brady. Er selbst hat sogar noch einen Super-Bowl-Sieg mehr und mit insgesamt sieben Titeln die mit Abstand meisten aller Spieler.
Brady beginnt dieses Jahr übrigens seine Karriere als TV-Kommentator beim US-Sender Fox und das lässt sich der Medienriese einiges kosten. Berichten zufolge verdient Brady über 10 Jahre insgesamt 375 Mio. US-Dollar - das wäre mehr Gehalt als er in seinen 23 Jahren als NFL-Spieler verdient hat.
Über ein Drittel aller Teams hat - im Gegensatz zu Tom Brady - noch überhaupt keinen Super-Bowl-Sieg. Vier waren sogar noch nie im Endspiel: die Detroit Lions, die Cleveland Browns, die Jacksonville Jaguars und die Houston Texans. Detroit scheiterte vergangenes Jahr denkbar knapp. Auf der anderen Seite standen die Buffalo Bills und die Minnesota Vikings bereits je viermal im Super Bowl, verloren aber jedes Mal.
Die besten Spieler versuchen, sich regelmäßig mit neuen Rekordgehältern zu übertrumpfen. Mehrere Quarterbacks verdienen mittlerweile über 50 Millionen US-Dollar pro Jahr. Erst an 19. Stelle der Top-Gehälter kommt ein Nicht-Quarterback: Wide Receiver Justin Jefferson (Minnesota Vikings) mit 35 Mio. Dollar pro Jahr. Knapp dahinter ist der bestbezahlte Defense-Spieler der Liga, Nick Bosa (San Francisco 49ers), mit 34 Mio. Dollar jährlich.