Slalom in Killington Große Enttäuschung für Alpin-Ass Dürr
Lena Dürr lag nach dem ersten Durchgang beim dritten Slalom des Winters auf Siegkurs. Am Ende reichte es für die enttäuschte Münchnerin aber in Abwesenheit der verletzten Seriensiegerin Mikaela Shiffrin nicht für einen Platz auf dem Treppchen.
Eines stand vor dem entscheidenden Durchgang beim Slalom-Weltcup in Killington fest: Es musste eine neue Siegerin in dieser Saison geben. Shiffrin, die beide bisherigen Slaloms gewonnen hatte, konnte nach dem Sturz im Riesenslalom am Samstag in ihrer Paradedisziplin nicht starten.
Camille Rast feiert Siegpremiere
Damit war die Tür für die Konkurrenz offen. Und zunächst schien es, als könne Lena Dürr die Gunst der Stunde nutzen. Die 33-jährige Münchnerin lag nach einem starken ersten Lauf in Führung und musste im Finale als Letzte ran. Nach dem guten Start fuhr Dürr zu kontrolliert. Der Vorsprung schmolz unaufhörlich und Dürr wurde auf den vierten Platz durchgereicht.
Dagegen freute sich Camille Rast über ihren ersten Weltcupsieg. Die Schweizerin, nach dem ersten Lauf noch 0,12 Sekunden hinter Dürr, fuhr vom dritten Platz nach vorn und hat einen kometenhaften Aufstieg hingelegt. Nur sieben Tage nach ihrem ersten Weltcup-Podium im Slalom in Gurgl und 24 Stunden nach ihrem ersten Podestplatz im Riesenslalom sicherte sich die "Frau der Stunde" den ersten Sieg.
Dürr fehlen 0,03 Sekunden
Den zweiten Rang teilten sich die Schwedin Anna Swenn Larsson und Wendy Holdener (Schweiz). Holdener legte dabei eine furiose Aufholjagd hin und schob sich vom achten Platz noch auf das Treppchen.
Während die Top 3 ausgelassen feierten, konnte Dürr ihr Unglück kaum fassen. Die Winzigkeit von drei Hundertstel Sekunden fehlten am Ende zum zweiten Platz auf dem Podest in dieser Saison. Die aktuell erfolgreichste DSV-Skirennläuferin war beim ersten Slalom-Weltcup des Winters auf den dritten Platz gefahren.
Bitter: Aicher fliegt raus
Durch ein Wechselbad der Gefühle ging auch Emma Aicher. Die 21-Jährige lag nach einem starken ersten Durchgang auf dem sechsten Platz. Im Finale wollte sie viel - zu viel. Nach einer Haarnadel im oberen Teil kam sie aus dem Schwung und fand nicht wieder in die Spur. Enttäuscht fuhr das DSV-Talent, das angeschlagen in das Rennen gegangen war, ins Ziel. Aicher wurde nach einem Schlag auf die Hand im Riesenslalom für das Rennen fitgespritzt.
Hilzinger zu zaghaft - Remme scheidet aus
Als dritte Deutsche schaffte Jessica Hilzinger den Sprung ins Finale. Von Platz 27 nach dem ersten Lauf ging es für die gebürtige Schweizerin noch auf den 23. Rang nach vorn.
Nur einen Lauf durfte Roni Remme auf dem eisigen Hang absolvieren. Die Deutsch-Kanadierin, die 2017 ihr Weltcup-Debüt gab, schied als 32. aus. Die 28-Jährige hatte die Saison 2022/23 nach einem Kreuz- und Innenbandriss verpasst und war vergangenes Jahr nicht im Weltcup unterwegs.
Sturz-Drama um Shiffrin
Aus sportlicher Sicht sorgte Dürr am Sonntag für Schlagzeilen. Gesprächsthema Nummer eins war aber der Startverzicht von Shiffrin. Aus einer Hollywood-reifen Story wurde ein Drama um die Slalom-Spezialistin, die vor ihrer Haustür Geschichte schreiben und den 100. Sieg im Weltcup perfekt machen wollte. Der Sieg wäre ihr wohl nicht zu nehmen gewesen. Zu dominant, zu souverän war die US-Amerikanerinnen in den bisherigen Slalom-Rennen unterwegs. In Levi und Gurgl hatten die Konkurrentinnen keine Chance.
Stichwunde im Bauch
Ausgerechnet in Killington bremste sie ein Sturz aus. Im Riesenslalom am Samstag war die Ausnahme-Sportlerin von der Strecke geflogen und hatte beim Sturz in den Fangzaun eine heftige Stichwunde im Bauch erlitten. Bei dem Unfall seien zwar keine Bänder in den Gelenken, Knochen oder internen Organe verletzt worden, teilte der US-Skiverband mit. Die Stichwunde auf der rechten Bauchseite aber könne nicht genäht werden, weil sie zu tief sei und die Gefahr einer Infektion bestehe, wurde in einer weiteren Nachricht präzisiert.
Shiffrin habe große Schmerzen und könne aktuell nicht gut laufen. Wann sie wieder auf Ski zurückkehre, das sei unklar, hieß es. Zuor hatte sich die 29-Jährige über die sozialen Medien gemeldet. Es gibt zurzeit keinen Grund zu großer Sorge", sagte Shiffrin in einem Video. "Ich kann mich nur nicht bewegen. Ich habe eine große Abschürfung und etwas hat mich aufgespießt", berichtete sie und zeigte dabei, wie sie medizinisch behandelt wurde.
Shiffrin - Start in Beaver Creek unwahrscheinlich
Shiffrin wird die magische Schallmauer brechen, darin sind sich alle Experten einig. Die nächste (theoretische) Chance hätte sich am kommenden Wochenende in Beaver Creek geboten. Für Shiffrin kommt dieses Rennen zu früh. Wann sie in den Weltcup zurückkehren wird, ist laut US-Verband derzeit noch unklar.