Neuer Rodel-Bundestrainer Patric Leitner: Lochs Erbe liefert
Die deutschen Rodler sind hervorragend in den Weltcup-Winter gestartet und scheinen mit dem neuen Trainer Patric Leitner nahtlos an frühere Erfolge anzuknüpfen. Leitner erklärt im Sportschau-Interview, dass er sich von dem Erbe seines Vorgängers nicht einschüchtern lässt.
119 Medaillen holte Norbert Loch in seiner Zeit als Rodel-Bundestrainer. Der vergangene Winter war Lochs letzte Saison gewesen. Für ihn übernahm Patric Leitner, der zuletzt im deutschen Rodelverband als Bundesstützpunkt-Trainer Berchtesgaden aktiv war. Kein leichtes Erbe für den 47-Jährigen.
Leitner nach Traum-Debüt: "Mehr geht ja fast gar nicht"
Doch das Debüt in Lillehammer hätte sich Leitner besser kaum malen können. In allen sechs Rennen standen seine Schützlinge auf dem Podium, fünf davon gewannen sie. Julia Taubitz holte den Sieg im Einsitzer und Mixed Einsitzer mit Max Langenhan. Der wiederum gewann im Einsitzer bei den Männern. Toni Eggert war bei seinem Comeback im Doppelsitzer mit Florian Müller nicht zu schlagen. Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal verpassten im Doppelsitzer den Sieg nur knapp.
Felix Loch fuhr im Einsitzer auf Rang drei und witzelte hinterher über sich selbst, der "alte Mann" könne auch noch schnell rodeln. "Das war wirklich ein gelungener Einstand. Mehr geht ja fast gar nicht. Da war ich dann schon sehr beruhigt, muss ich auch ganz ehrlich sagen", gesteht Leitner im Interview mit der Sportschau.
Stetiger Austausch mit Ex-Bundestrainer Loch
Hinter dem Olympiasieger von 2002 liegen ereignisreiche Wochen. Zu Beginn seiner Amtszeit war Leitner noch auf Krücken angewiesen. Er hatte sich beim Badminton das Sprunggelenk gebrochen. Im Sommer kam es dann zur Amtsübergabe mit Norbert Loch. "Ich glaube, ganz Rodel-Deutschland hat Norbert da wirklich viel zu verdanken gehabt. Das war auch nicht immer ein leichter Job. Ich glaube, er ist zufrieden, dass ich das jetzt übernommen habe."
Mit seinem Vorgänger tauscht sich Leitner auch weiterhin regelmäßig aus. "Er kann nicht ganz loslassen. Die Rodel-Nationalmannschaft ist sein Leben gewesen. Aber er macht es ganz gut. Wir haben unser Büro gegenüber beim BSD (Anm. d. Red.: Bob- und Schlittenverband für Deutschland). Man sieht sich jeden Tag und spricht natürlich und stimmt sich ab."
Lochs Erbe: Leitner macht sich keinen Druck
Ansonsten möchte Leitner aber gar nicht zu sehr mit seinem Vorgänger und dem großem Erbe in Verbindung gebracht werden. "Ich muss meinen eigenen Weg finden. Ich muss meine eigene Handschrift hinterlassen. Ich bin der Patric Leitner", weiß der gebürtige Berchtesgadener.
Die Erfolge seines Vorgängers schüchtern Leitner nicht ein. "Druck haben auch wir Trainer, nicht nur die Athleten. Das ist schon klar", so Leitner. "Aber im Großen und Ganzen, wenn ich mir jetzt nur noch Druck mache und Medaillen zähle und hoffe, dass ich da nahtlos anknüpfen kann, wäre es verkehrt."
Es werde "auch irgendwann mal wieder einen Rückschlag geben. Wir haben auch schon mal die letzten Jahre ein paar Mal einen Dämpfer gehabt. Aber jetzt zum ersten Mal bin ich mega zufrieden und happy und hoffe, dass es so weitergeht".
Leitner: "Ich bin freundschaftlich demokratisch"
Mit seinen Schützlingen pflegt der neue Chef ein enges Verhältnis, das er als "freundschaftlich demokratisch" beschreibt. "Ich weiß aber genau, wenn es brennt, dass man auch mal ein paar Worte sagen muss." Dabei helfen ihm auch Stützen im Team wie Felix Loch. "Der Felix ist mit Max (Langenhan) unser Leader bei den Männern. Mir gefällt es momentan ganz gut, wie die auch die Jüngeren unterstützen. Dass die mal ein paar Tipps geben, dass die auch mal was sagen."
Insgesamt zieht der Bundestrainer ein zufriedenes Fazit seiner ersten Monate in neuer Funktion. "Ich glaube, ein Einser ist es noch nicht, aber wir sind auf einem guten Weg."