Die deutsche Team-Staffel jubelt bei der Rodel-WM in Whistler

Nach Whistler ist vor Cortina Rodel-WM-Erfolge als Fingerzeig für Olympia?

Stand: 10.02.2025 11:42 Uhr

Bei der Rennrodel-WM in Kanada erlebten die deutschen Schlitten-Asse Erfolge wie in früheren Tagen. Ist der Goldrausch ein Hinweis auf Olympia im kommenden Jahr? Vermutlich nicht. Das weiß auch der Bundestrainer - und Österreichs Edel-Techniker Georg Hackl.

Für Julia Taubitz war es "saugeil", für Felix Loch "sensationell", ein "hammergeiles Rennen" und ein "hammergeiles Wochenende", Doppelsitzer Hannes Orlamünder fand es "unbeschreiblich megageil", Doppelsitzerin Dajana Eitberger war "einfach nur sprachlos". Und Max Langenhan freute sich über einen "Traumtag. Der hätte nur noch abgerundet werden können mit Skifahren. Am Ende ist es einfach genial."

Die deutschen Rennrodler zeigten bei der Weltmeisterschaft im kanadischen Whistler eine zuvor nicht für möglich gehaltene Dominanz. Auf der Olympiabahn von 2010 holten die deutschen Kufen-Asse zwölf Medaillen. Bei jedem der sieben WM-Rennen stand mindestens ein deutscher Schlitten auf dem Podest. Das Team des deutschen Bundestrainers Patric Leitner gewann fünfmal Gold, viermal Silber und dreimal Bronze. "Mehr geht nicht. Es war der Wahnsinn, es ist alles aufgegangen. Ich bin so stolz auf das Team und das Team hinter dem Team."

Deutsche Rodler schlagen Konkurrenz aus Österreich

Ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Cortina d'Ampezzo setzten die Deutschen damit ein klares Zeichen an die Konkurrenz. Vor allem an die Konkurrenz aus Österreich, die den Deutschen in dieser Saison ein ums andere Mal bittere Niederlagen zugefügt hatte. Wirklich überzeugen konnten aus dem Team "Rot-Weiß-Rot" in Whistler nur die Doppelsitzerinnen Selina Egle und Lara Kipp. Die österreichische Weltcupspitzenreiterin Madeleine Egle erlebte mit Rang sieben im Einzelrennen dagegen ein kleines Debakel. In den Mixed-Wettkämpfen holte Egle immerhin zwei Medaillen. Das gesamte österreichische Team holte fünf WM-Medaillen.

Taubitz: "Haben ein i-Pünktchen gesetzt"

"Das wurde ja immer hoch gepokert. Duell Österreich gegen Deutschland. Da haben wir jetzt einmal nochmal ein i-Pünktchen gesetzt. Es freut mich extrem für unser ganzes Team", lachte Taubitz, die sowohl im Einzel als auch im Mixed Gold gewann. Und Bundestrainer Patric Leitner, der in seinem ersten Jahr als Chefcoach gleich eine fast perfekte WM erlebte, jubelte: "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in Whistler schon einmal so erfolgreich waren."

AUT-Trainer Hackl: Am Start "noch nicht auf dem Leistungsstand"

Dabei dürfte in der Besonderheit der Bahn in den kanadischen Rocky Mountains ein Grund für den Erfolg gegen die Österreicher liegen. "Die Bahn ist sehr kurz, es ist ein toughes Race. Es muss alles passen", weiß Leitner. Österreichs WM-Dritter Nico Gleirscher sagte im ORF: "Auf dieser Bahn wird jeder noch so kleine Fehler brutal bestraft." Christian Eigentler, Cheftrainer der Österreicher, resümierte: "Wir haben gewusst, dass es sehr eng wird und einfach alles passen muss, um unseren Ansprüchen gerecht zu werden." Georg Hackl, deutsche Rennrodel-Ikone und aktuell Trainer beim Erzrivalen, wusste schon vor der WM, dass auf der Bahn in Whistler "die Startleistung eine übergeordnete Rolle" spiele, wie er der "Sport Bild" sagte. Und hier "sind wir noch nicht auf dem Leistungsstand der Deutschen, Italiener und Letten."

Dreifach-Weltmeister Langenhan: "Hungrige Bande"

Die WM-Ergebnisse sollten Hackl Recht geben, weshalb sich die Deutschen mit Blick auf die Olympischen Spiele in einem Jahr in Italien auch auf den WM-Erfolgen von Whistler nicht ausruhen dürfen. Das werden sie auch nicht, versicherte beispielsweise Merle Fräbel, 21-jähriges Rodel-Talent, nach ihrer WM-Silbermedaille: "Für nächstes Jahr muss ich daran arbeiten, dass ich bei Olympia noch besser fahre." Auch Dreifach-Weltmeister und Weltcupspitzenreiter Langenhan macht eine Kampfansage Richtung Olympia: "Wir haben ein perfektes Trainerteam, wir sind eine junge, hungrige Bande, die weiter auf der Welle des Erfolges schwimmen will."

Weltcup-Finale in Südkorea und China

Bevor die Vorbereitungen für die kommende Saison anstehen, finden aber in diesem Winter noch zwei Weltcups statt. In dieser Woche geht es im Olympia-Eiskanal von 2018 in Südkorea, in der kommenden Woche im Olympia-Eiskanal von 2022 in China noch um Weltcuppunkte. Mit zwei perfekten Rennen könnte Julia Taubitz Weltcupspitzenreiterin Madeleine Egle noch abfangen. Die 28-jährige Oberwiesenthalerin will sich aber keinen Extra-Druck machen: "Ich glaube, die nächsten zwei Wochen werden Urlaub und Finale zugleich."

Felix Loch und die Bahn in Pyeongchang - "Noch was offen"

Nur Felix Loch, der sich bei der WM in Whistler mit seiner insgesamt elften Medaille zum alleinigen WM-Rekordhalter aufschwang, blickt mit besonderen Gefühlen auf sein erstes Rennen in Pyeongchang seit sieben Jahren. "Ich werde schon jetzt oft darauf angesprochen: 'Du hast da ja noch was offen.'" Bei Olympia 2018 ging er als Spitzenreiter in den finalen Lauf und wurde nach Fahrfehlern nur Vierter. "Ich freue mich definitiv drauf, dort wieder ein Rennen zu fahren." Vielleicht gibt es deutscher Sicht ja auch in Asien wieder ein happy End – wie bei der gerade zu Ende gegangenen WM in Nordamerika.