Eisschnelllaufen und Skating Felix Rijhnen zwischen Eis und Asphalt
Felix Rijhnen gelang mit dem Weltcupsieg in Stavanger sein größter Erfolg auf dem Eis. Der Eisschnellläufer ist aber vor allem im Inlineskating zu Hause.
Es war der größte Erfolg auf dem Eis für Felix Rijhnen beim Weltcup. In Stavanger holte sich der Eisschnelllläufer völlig überraschend auf den letzten Metern den Sieg. Eigentlich hatte der 32-Jährige seine Karriere auf dem Eis bereits 2015 für beendet erklärt. Die Schlittschuhe hatte er in den Keller gestellt und mit der Sportart mehr oder weniger abgeschlossen. Der Fokus sollte nur noch auf dem Inlineskaten liegen.
Denn Rijhnen ist eigentlich auf dem Asphalt zu Hause. "Seit ich fünf Jahre alt bin, bin ich auf Inlinern. Meine komplette Kindheit und Jugend habe ich auf Rollen verbracht und habe da alles gewonnen, was man gewinnen kann", erzählt er im Sportschau-Interview. Mit zwei Weltmeistertiteln sowie einem EM-Titel gehört er zu den erfolgreichsten Skatern. 2019 feierte er außerdem als erster Deutscher den Sieg beim Inlineskating Berlin Marathon.
Weg zum Eisschnelllaufen während der Jugend
Parallel zum Skaten begann der Hesse während seiner Jugend zusätzlich mit dem Eisschnelllaufen. Zunächst konnte er beide Sportarten parallel ausüben. Im Winter ging es auf das Eis, im Sommer war Rijhnen auf dem Asphalt. Gern gesehen wurde das vom DESG, der deutschen Eisschnell und Shorttrack Gemeinschaft, aber nicht. "Denen hat es nicht gepasst, dass ich im Sommer mein eigenes Ding mache und auf Skates stehe", sagt er. "Sie haben gesagt, wenn du unterstützt und gefördert werden willst, dann musst du aufhören zu skaten." Etwas, das für Rijhnen nicht infrage kam.
"Inlineskaten ist die Sportart an der mein Herz hängt. Die Sportart, die mich stark und zu dem Athleten gemacht hat, der ich heute bin.
2015 zog Rijhnen dann einen Schlussstrich: "Irgendwann hat es mich so viel Energie gekostet, dass ich gesagt habe, ich lasse das, wenn die keinen Bock auf mich haben." Trotz der Enttäuschung zeigte Rijhnen aber auch Verständnis für die Verbände: "Es ist nachvollziehbar, dass jeder versucht, die Sportler an sich zu binden und zu halten." Terminkollisionen beider Verbände sprechen beispielsweise dagegen, beide Sportarten parallel auszuüben.
Rijhnen: "In Deutschland war man lange festgefahren"
Während man in Deutschland keine Kompromisse eingehen wollte, war man international deutlich toleranter und ermöglichte den Athleten, beide Sportarten auszuüben. "In Deutschland war man lange festgefahren", erzählt Rijhnen. "Man hat die Chancen nicht erkannt, die sich ergeben, dass man zum Beispiel Synergieffekte hat."
So habe es beim Skateverband lange gedauert, bis ein Bewusstsein dafür entwickelt wurde, dass "die Karriere der Sportler um einige Jahre verlängert werden kann, wenn sie noch ein zweites Standbein haben. Mit beiden Sportarten wird man nicht reich, aber man muss zumindest seinen Lebensunterhalt verdienen."
Veränderungen durch neuen DESG-Präsidenten Große
Die Veränderung im Eisschnelllauf-Verband kam durch Matthias Große, der im September 2020 neuer Präsident wurde. "Er rief mich im Januar 2021 an und sagte, dass er mich gern auf dem Eis sehen würde." Vor allem aber eröffnete er ihm ein neues Ziel: "Er fragte mich, was ich bräuchte, um zu Olympia zu kommen." Nach zwei Tagen Bedenkzeit entschied sich Rijhnen für ein Comeback im Eisschnelllaufverband: "Ich hatte damit noch nicht abgeschlossen und hatte schon Bock, das Ganze nochmal auszuprobieren."
Und es gelang: Rijhnen qualifizierte sich für die Olympischen Spiele in Peking. Im Finale über 5.000 Meter wurde er 13.. Mit der Medaillenvergabe hatte er zwar nichts zu tun, doch seine Leistung machte Lust auf mehr.
Beim Weltcup in Stavanger belohnte sich Rijhnen nun mit seinem ersten Weltcup-Sieg. Seine Saisonziele verändert der überraschende Erfolg aber nicht: "Es ist ein gutes Gefühl, nach dem ersten Weltcup sagen zu können, 'das war ein erfolgreiches Jahr'. Ansonsten hat sich aber nichts geändert."
Neue Bestzeiten beim Weltcup in Calgary?
Beim Weltcup in Calgary Mitte Dezember sollen neue Bestzeiten in Angriff genommen werden. Wie die zweite Saisonhälfte aussehen wird, lässt Rijhnen noch offen: "Ende Januar werde ich zum ersten Mal Papa. Da werde ich einen kleinen Break haben." Das nächste Ziel hat er aber bereits im Blick: "Im März ist die Einzelstrecken-WM. Es wäre super, wenn ich mich bis dahin schon qualifiziert habe und im Massenstart wieder angreifen kann."
Rijhnens Weg zwischen Eis und Asphalt ist kein Einzelfall. Auch der Belgier Bart Swings, der bei den Spielen in Peking die Goldmedaille im Massenstart gewann und die US-Amerikanerin Erin Jackson (mehrfache Weltmeisterin und Olympiasiegerin von 2022) sind in beiden Sportarten zu Hause.
Trotz des Erfolgs auf dem Eis würde sich Rijhnen nach wie vor nicht nur für das Eisschnelllaufen entscheiden: "Ich bin extrem dankbar. Es war mein Kindheitstraum mal bei Olympia teilzunehmen. Skaten ist aber die Sportart, an der mein Herz hängt. Da ändert auch ein Weltcup-Sieg nichts."