Philipp Nawrath am Anstieg in Oberhof.

Heim-Weltcup Biathlon-Sportchef wettert - "Problem ist zwischen den Ohren"

Stand: 13.01.2025 10:50 Uhr

Die ernüchternden Leistungen vor allem am Schießstand in den Einzelrennen von Oberhof sorgten mit Blick auf den kommenden Heimweltcup ab Mittwoch (15.01.2025 live in der Sportschau) in Ruhpolding für einige Sorgenfalten und klare Worte.

"Man kann nicht zufrieden sein. Gerade zu Hause haben wir uns mehr vorgenommen", machte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling keinen Hehl aus seiner Enttäuschung. Für einen Stimmungsaufheller sorgten zumindest Selina Grotian und Justus Strelow, die zum Abschluss am Sonntag in der Single Mixed-Staffel auf den dritten Platz liefen.

Die Mannschaft am Sonntag eine "Reaktion gezeigt", sowohl der dritte Platz in der Single-Mixed-Staffel als auch der lange aussichtsreiche Auftritt in der Mixed-Staffel imponierten Bitterling: "So will ich uns sehen: angriffslustig."

Fußballer klagen nicht über "Heim-Druck"

In den vier Einzelrennen zuvor waren die deutschen Skijäger leer ausgegangen. Ein Podestplatz beim Heimspiel in Oberhof - viel zu wenig für das ambitionierte deutsche Team, das noch vor dem Jahreswechsel konstant geglänzt hatte. Es sei kein "generelles Schießproblem, das Problem ist zwischen den Ohren", sagte Bitterling im ZDF.

Jeder spüre vor dem eigenen Publikum "den Druck, wir wollen es besonders gut machen". Bei einem Fußballer habe der Sportdirektor "aber noch nie gehört, dass er bei einem Heimspiel über Druck klagt". Sein Team müsse sich "mehr fokussieren und härter arbeiten", forderte Männer-Bundestrainer Uros Velepec.

Biathlon-Sportdirektor Felix Bitterling

Biathlon-Sportdirektor Felix Bitterling feuert die Athleten am Anstieg an.

Weltelite verzeiht Fehler nicht

Natürlich gebe es "Ablenkung", erklärte Bitterling weiter, aber damit müsse das DSV-Team klarkommen. "Eigentlich pusht die Menge. Wir schießen zu viele Fehler, das verzeiht die Weltelite nicht." So geschehen auch in der Verfolgung der Männer, als Philipp Nawrath mit der zweitschnellsten Laufzeit glänzte - doch weil sich dieser dabei auch vier Fehler leistete, reichte es am Ende eben nur zu Platz 16. Es sei "einerseits zwischen den Ohren, andererseits ist es vielleicht auch das Setup, das jeder perfekt wieder treffen muss", erklärte der 31-Jährige: "Das heißt, dass man auf der Runde das richtige Tempo wählt, um auch am Schießstand wieder richtig agieren zu können."

In den Staffelrennen zeigten die Männer, dass es am Schießstand funktionieren kann, doch ausgerechnet da patzten die Frauen. In der Mixed-Staffel mussten Julia Tannheimer (2) und Franziska Preuß (1) in die Strafrunde. Selbige vermied Grotian in der Single-Mixed drei Mal mit Hängen und Würgen.

Mixed-Staffel in Oberhof - die Zusammenfassung

Sportschau Wintersport

Ruhpolding - Lust oder Last?

Viel Zeit für Ärger bleibt aber nicht, bereits am Mittwoch (14 Uhr live in der Sportschau) geht es beim nächsten Heimspiel in Ruhpolding mit dem Einzel der Männer weiter. "Wir werden angreifen", versprach Velepec und sagte auch mit Blick auf die nahende Weltmeisterschaft (12. bis 23. Februar): "Ich hoffe, dass wir unser ganzes Können dann zeigen, wenn es am meisten gebraucht wird."

Die Vorfreude ist trotz des jüngsten Stimmungskillers ungebrochen - und die Hoffnung auf neue Erfolge auch. "Wir haben sehr oft bei vielen verschiedenen Mannschaften gesehen, dass die Leistungen an einem Ort teilweise nicht gut waren", sagte Bitterling: "Dann zwei Tage Pause, ein neuer Ort - und dann ist irgendetwas passiert."

Oberhof bald später im Jahr?

Die Heimrennen in Oberhof und Ruhpolding eröffnen seit einigen Jahren stets das neue Jahr. Doch das könnte sich bald ändern. "Ich kann mir auch gut vorstellen, dass Oberhof zu Beginn des dritten Trimesters ein guter Standort werden kann", sagte OK-Chef Bernd Wernicke. Explizit geht es um die Periode 2027 bis 2030, für das kommende Jahr ist die traditionelle Austragung kurz nach dem Jahreswechsel fix.

Insgesamt strömten an den vier Wettkampftagen 57.700 Fans an die Strecke. Vor allem das Wochenende war gut besucht, für die beiden Verfolgungsrennen am Samstag war die Arena am Rennsteig mit 20.500 Karten sogar ausverkauft.