BR24 Sport Biathlon-Überfliegerin Grotian: "Bin ein sehr ruhiger Typ"
Selina Grotian aus Mittenwald ist eines der größten Talente im Biathlon. Zuletzt wurde sie in Oberhof Fünfte in der Verfolgung und Dritte in der Single-Mixed-Staffel. Dort hat sie Nerven aus Drahtseilen bewiesen - was ist in Ruhpolding drin?
Eigentlich war niemand aus dem deutschen Biathlon-Team zufrieden mit dem Weltcup in Oberhof - wäre da nicht Selina Grotian gewesen. In all ihren drei Rennen landete die 20-Jährige in den Top Ten und zusammen mit Justus Strelow holte die Oberbayerin den einzigen deutschen Podestplatz des Wochenendes in der Single-Mixed Staffel.
Das Besondere an dieser Leistung ist, dass die junge Athletin die Nerven behielt. Drei Mal hatte sie die Strafrunde im Nacken, drei Mal konnte sie diese vermeiden und mit schnellen Ski jeweils wieder den Anschluss herstellen und rettete so Platz Drei. Am Donnerstag in Ruhpolding geht die mehrfache Juniorenweltmeisterin wieder an den Start.
Grotian: "Bin auch mal gerne allein"
Selina Grotian ist in Mittenwald mit zwei älteren Brüdern aufgewachsen, die ihre sportlichen Vorbilder waren. Und so stand Grotian als Vierjährige das erste Mal auf Skiern, mit sechs fuhr sie Langlauf und drei Jahre später wechselte sie schließlich zum Biathlon.
Dabei blieb die Oberbayerin. Den Kontrast zwischen der Ruhe und Konzentration beim Schießen und dem Auspowern beim Laufen liebt Grotian bis heute: "Ich bin ein sehr ruhiger Typ, arbeite sehr viel mit mir selbst oder bin auch mal gerne allein", sagte die 20-Jährige nach ihrem ersten Weltcup-Einzelsieg im ARD-Interview, "Das ist einfach meine Art, auch mal mein Ding zu machen und bei mir zu bleiben." Wenn Selina Grotian außerhalb des Biathlon ihr Ding macht, dann ist sie draußen in der Natur unterwegs, oft mit dabei ihr Labrador Nala.
Als Juniorenweltmeisterin in den Weltcup
Im Januar 2022 wagte Grotian den Sprung in den Junior Cup und wurde in ihrem ersten Rennen in Pokljuka prompt Zweite: "Ich musste erst einmal zwei Wochen in der Schule freinehmen. Ich bin sehr dankbar, dass mich meine Lehrer damals unterstützt haben." Mittlerweile kann Grotian Abitur und mehrere Juniorenweltmeistertitel ihr Eigen nennen.
Als Juniorenweltmeisterin erhielt sie ein Startrecht beim Weltcup-Finale 2023 in Oslo und wurde bei ihrem Debut 44. im Sprint. In der Saison drauf etablierte sich Grotian und gewann mit der Staffel sogar Bronze bei den Weltmeisterschaften in Nové Město: "Manchmal habe ich es noch nicht ganz begriffen, dass es dann letztendlich so gut war im letzten Jahr bei der WM, aber Druck mache ich mir selber nicht so viel."
Erster Einzel-Weltcupsieg kurz vor Weihnachten
Viel besser hätte der Übergang von den Junioren zu den Profis für Selina Grotian kaum laufen können. In dieser Saison geht es für die Juniorenweltmeisterin darum, konstant zu werden und das gelingt der jungen Biathletin. Gerade am Schießstand wird Grotian immer treffsicherer.
In der Loipe ist die Bayerin sowieso schnell. Wie schnell, das zeigte sie beim Massenstart im französischen Annecy kurz vor Weihnachten. Auf der letzten Runde überholte die spätere Wetlcupsiegerin ihre Teamkollegin und Weltcupführende Franziska Preuß: "Ich bin grad einfach nur baff, ich habe keine Worte dafür, ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich grad tatsächlich gewonnen habe", sagte Grotian zum ersten deutscher Doppelerfolg seit März 2020.
Dass ihr Sieg in Annecy kein Zufall war, bewies die Athletin vom SC Mittenwald in Oberhof. Als Achte der Gesamtwertung hat es die 20-Jährige in ihrer zweiten Weltcup-Saison bereits unter den erweiterten Favoritinnenkreis für Ruhpolding geschafft.
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Quelle: BR24Sport 16.01.2025 - 15:54 Uhr