Alexander Zverev ist ratlos.

Frühes Aus in Wimbledon Alexander Zverev - der Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Stand: 09.07.2023 13:18 Uhr

Beim Tennisturnier in Wimbledon ist Alexander Zverev schon in der dritten Runde gescheitert. Die Woche in London zeigte erneut, dass die deutsche Nummer eins nicht auf dem Niveau ist, das er für sich beansprucht.

Alexander Zverev war schon immer ein Mann der großen Ziele. Schon frühzeitig hat der heute 26-Jährige klargemacht, dass er unbedingt die Nummer eins der Tennis-Weltrangliste werden und Grand-Slam-Turniere gewinnen will. Das wiederholte Zverev vor der diesjährigen Ausgabe des Rasenklassikers in Wimbledon - er ließ keine Zweifel daran, dass seine schwere Bänderverletzung aus dem vergangenen Jahr keine Rolle mehr spielt.

"Ich bin glücklich mit meiner Form. Ich spiele gut, alles ist völlig okay. Ich bin jetzt wieder in der Lage, wo ich zu einem Turnier komme und sage, dass ich es gewinnen kann und möchte", sagte Zverev im Sportschau-Interview vor dem Turnier in Halle/Westfalen. Doch die Woche in London hat wieder gezeigt, dass Zverev - zumindest bei Grand-Slam-Turnieren - dann doch ein Stück von der absoluten Tennisspitze entfernt ist. Und sogar von der erweiterten Spitze, zu der er vor seiner Verletzung sicher gehört hatte.

Zverev zufrieden nach früher Niederlage

In Wimbledon scheiterte Zverev schon in der dritten Runde. Doch nicht an sich selbst, sondern am Gegner. Es ist gleichermaßen löblich wie entlarvend, wie positiv die deutsche Nummer eins von seinem italienischen Kontrahenten Matteo Berrettini sprach. "Ich habe kein Problem, so ein Match zu verlieren. Matches, bei denen ich das Gefühl habe, dass ich sie selbst verliere, ärgern mich", sagte Zverev. Es sei ein "großartiges Match" gewesen, in dem er sich "nicht viel vorwerfen" könne.

Zverev spielte also am Limit, verlor aber dennoch in drei Sätzen mit 4:6, 6:7, 6:7, hatte im gesamten Match nur eine Breakchance. Das zeigt, dass andere Spieler aktuell einfach besser sind. Und damit sind nicht nur Ausnahmespieler wie Carlos Alcaraz oder Novak Djokovic gemeint, gegen die auch andere Topspieler kaum eine Chance haben, wenn die beiden in Normalform spielen. Berrettini ist ein starker Spieler, erst recht auf Rasen, aber er ist nicht das Nonplusultra. Zumal der 27-Jährige so seine Problemchen in den vergangenen Wochen hatte.

Wehe, ein Topgegner kommt

Vor Wimbledon plagten Berrettini Bauchmuskelprobleme, seit April spielte er nur eine Partie auf der ATP-Tour und verlor diese deutlich. Der Aufschlagspezialist stand in London zwar 2021 auch schon im Endspiel, von seiner damaligen Verfassung ist er aber ein Stück entfernt. Das könnte Alcaraz im Achtelfinale offenlegen, der Weltranglistenerste hat die Mittel, um Berrettini auch in Topform bei seinen Aufschlagspielen zu gefährden. Im Gegensatz zu Zverev.

Der Hamburger ist gut genug, um seine Pflichtaufgaben zu erfüllen. In vermeintlichen 50/50-Spielen hat er aber eben oft das Nachsehen. "Ich bin weiter sehr positiv, was die nächsten Wochen angeht. Ich bin nah dran an den Top 10", sagte Zverev dennoch. Das ist nicht ausgeschlossen, zumal Zverev wegen seiner Verletzung in der zweiten Jahreshälfte 2022 nicht spielen konnte und keine Weltranglistenpunkte verlieren kann.

Für Erfolge braucht es aber dann wohl doch mehr Losglück als in Wimbledon. Bei den French Open hatte Zverev das, erst im Halbfinale traf er dort auf einen Topspieler auf Sand - vergleichbar mit Berrettini auf Rasen - und ging beim 3:6, 4:6, 0:6 gegen Casper Ruud unter.

DTB hat nur noch Hoffnung aufs Doppel und Mixed

Bei Zverev klaffen Anspruch und Wirklichkeit aktuell also recht weit auseinander. Zu der Wirklichkeit gehört aber auch, dass Wimbledon ein Beleg dafür ist, dass das deutsche Tennis den eigenen Ansprüchen ebenfalls deutlich hinterherhinkt. Weder bei den Frauen noch bei den Männern ist noch ein Profi in den Einzelwettbewerben dabei.

Nur Doppelspezialist Andreas Mies (mit dem Franzosen Fabrice Martin) und das Duo Kevin Krawietz/Tim Pütz sind noch im Doppel-Wettbewerb der Männer vertreten, bei den Frauen ist Laura Siegemund mit ihrer Partnerin Vera Zvonareva dabei. Siegemund (mit Hugo Nys) und Krawietz (mit Zhaoxuan Yang) sind auch im Mixed noch vertreten.