Davis-Cup-Krimi gegen Kanada Struff stark - aber Deutschland verpasst das Halbfinale
Enttäuschte Gesichter kurz nach Mitternacht in Malaga: Die deutschen Tennis-Männer haben trotz starker Leistung gegen die favorisierten Kanadier das Halbfinale im Davis Cup verpasst.
Die ohne Topspieler Alexander Zverev angetretene Mannschaft von Bundestrainer Michael Kohlmann unterlag trotz starker Gegenwehr dem Mitfavoriten Kanada mit 1:2. Die entscheidende Niederlage setzte es dabei im Doppel. Kevin Krawietz/Tim Pütz (Coburg/Frankfurt) mussten sich im Duell auf dem grünen Hartplatz Vasek Pospisil/Denis Shapovalov 6:2, 3:6, 3:6 beugen.
Erste Niederlage nach 15 Erfolgen
Damit riss auch die Super-Serie des deutschen Teams, das zuvor 15 Doppelerfolge in Serie in dem Teamwettbewerb gefeiert hatte. "Wie die deutsche Fußball-Nationalmannschaft: Die spielen auch bis zur 60. Minute unglaublich, aber verlieren am Ende", sagte Kevin Krawietz nach dem Viertelfinal-Aus. "Das war heute eine bittere Niederlage, aber das ganze Team hat gezeigt, dass wir mit jeder Mannschaft mithalten können."
Hoffen auf Zverev-Rückkehr: "Er macht uns stärker"
"Das langt uns nicht. Wir wollen mehr und tun auch alles dafür", versprach sein Doppel-Partner Pütz, hob aber auch die überraschend starke Gegenwehr gegen die zuvor favorisierten Kanadier hervor. "Wir müssen auch gucken, wo wir herkommen und in Erwägung ziehen, wen wir zur Verfügung haben", sagte Pütz und lenkte den Blick auf Olympiasieger Alexander Zverev, der in Málaga verletzungsbedingt gefehlt hatte. "Wenn er da ist, macht er uns ein bisschen stärker."
Deutschlands Nummer eins, im Frühjahr beim Sieg im Qualifikationsduell in Brasilien noch dabei, hat nach Aussage von Teamchef Michael Kohlmann nochmals seine grundsätzliche Bereitschaft signalisiert. "Er hat gezeigt, dass er diesen Cup auch gewinnen will", sagte Kohlmann. Er sei davon überzeugt, Zverev im nächsten Jahr "in irgendeiner Runde" zu sehen.
Auger-Aliassime zu stark für Otte
Doch auch ohne Deutschlands besten Tennisspieler muss sich die Herren-Riege nicht verstecken. Der stark erspielte Punkt von Jan-Lennard Struff (Warstein) mit einem 6:3, 4:6, 7:6 (7:2) gegen Shapovalov reichte jedoch letztlich nicht, Oscar Otte (Köln) musste sich dem Weltranglistensechsten Felix Auger-Aliassime 6:7 (1:7), 4:6 geschlagen geben.
Der bislang letzte deutsche Triumph im Davis Cup gelang 1993, im Vorjahr reichte es für die Runde der letzten vier, in der schließlich gegen den späteren Sieger Russland, der in diesem Jahr gesperrt ist, Schluss war.
Italien ohne seine Stars
Kohlmanns Team ließ damit eine gute Chance aus. Der mögliche Viertelfinalgegner Italien, der nach einem 2:1-Erfolg gegen die USA nun auf Kanada trifft, hat seine beiden Topspieler Matteo Berrettini und Jannik Sinner nicht dabei.
Den Auftakt für das optimistische deutsche Team am Donnerstag (24.11.2022) machte Struff, er zeigte einmal mehr seine Qualitäten als Teamspieler. "Es war mental sehr taff, aber ich bin sehr froh, den ersten Punkt geholt zu haben. Es ist geil, wir haben eine gute Stimmung im Team", sagte der 32-Jährige nach seinem Erfolg bei "ServusTV". Der Außenseiter brachte sein Match nach 2:05 Stunden nach Hause, jubelte aber nur kurz: "Es ist noch nichts geschafft."
Otte hielt stark mit
Otte besaß die erste Chance, den entscheidenden zweiten Punkt zu holen, hatte in Auger-Aliassime allerdings eine denkbar schwierige Aufgabe vor der Brust, die er nicht lösen konnte. Der Kanadier hatte im Oktober in Florenz, Antwerpen und Basel gleich drei Turniere gewonnen und setzte sich letztlich sicher gegen den Kölner durch, der nach vier Auftritten weiter auf seinen ersten Sieg im Davis Cup wartet.
Für den zweimaligen French-Open-Sieger Krawietz und seinen neuen Dauer-Partner Pütz war es dann zum Abschluss eine schwierige Aufgabe gegen den früheren Wimbledon-Doppelsieger Pospisil und den Einzel-Weltranglisten-18. Shapovalov, die sich ab dem zweiten Satz merklich steigerten und letztlich für frustrierte Mienen im deutschen Team sorgten.