Australian Open Zverev reiht sich in die deutschen Ausfälle ein
Der beste deutsche Tennisspieler Alexander Zverev musste bei den Australian Open ebenfalls die Segel streichen. Damit reiht sich der 25-Jährige in die Reihe der Profis ein, die allesamt (zu) früh scheiterten - mit nur einer Ausnahme.
Dieser Donnerstag (19.01.2023) stand unter keinem guten Stern für Alexander Zverev. Vermutlich hatte der beste deutsche Tennisspieler dieses Gefühl bereits früh während des Matches gegen den US-Amerikaner Michael Mmoh bei den Australian Open. Ein Vogel hatte sich im Überflug über Zverev entleert und dessen Kopf getroffen. Der Getroffene nahm es zwar mit Humor - aber einfach so weglächeln konnte der 25-Jährige den Tag, sein gesamtes Match, nicht. Er verlor mit 7:6 (7:1), 4:6, 3:6, 2:6.
Zverev ist also raus in "Down Under". In der zweiten Runde gegen die 107 der Welt. Mmoh war überhaupt erst als so genannter "Lucky Loser" ins Hauptfeld des Turniers gerückt. Ein anderer Spieler hatte auf seinen Start verzichtet, woraufhin Mmoh nachrückte. Eigentlich eine durchaus lösbare Aufgabe für Zverev, der allerdings weiterhin fernab seiner Bestform agierte.
Beschwerlicher Weg in die Weltspitze
Siebeneinhalb Monate nach seiner schweren Bänderverletzung, die er sich im Halbfinale der French Open gegen Rafael Nadal zugezogen hatte, ist der Deutsche auf der Suche nach sich selbst und der eigenen Leistungsstärke. "Ich hatte keine Erwartungen oder Ziele. Es war ein guter Test für mich. Es war nicht genug von mir. Aber es ist nicht so, dass ich mir eine Riesenschuld geben muss“, sagte Zverev.
Bereits in der ersten Runde, in der Fünf-Satz-Partie gegen den Peruaner Juan Pablo Varillas (Weltranglistenplatz 103), strauchelte Zverev in vielen Phasen, konnte sich aber irgendwie noch über die Ziellinie retten. Gegen Mmoh waren Zverev die Strapazen des Auftakts anzusehen, er bewegte sich schwerfälliger als sonst üblich und er konnte seinen Gegner auch nicht mit seiner üblichen Power beeindrucken.
Zverevs derzeitiges Niveau ist momentan nur Mittelmaß. Auch für einen Ausnahmespieler, der Zverev eigentlich ist, ist der Weg zurück in die Weltspitze überaus beschwerlich - was einen deutlichen Hinweis darauf gibt, wie hoch die Leistungsdichte im Welttennis ist. "Jetzt weiß ich, wo ich körperlich stehe. Es ist noch ein weiter Weg zurück dahin, wo ich war. Ich habe harte Arbeit vor mir, um wieder da hinzukommen", so Zverev.
Enttäuschendes Gesamtergebnis
Damit ist der letzte deutsche Herren-Spieler aus dem Turnier ausgeschieden. Bei den Damen ist die Situation kaum besser, lediglich Laura Siegemund hat die dritte Runde des Turniers erreicht. Sieben Spieler und Spielerinnen des Deutschen Tennis Bundes (DTB) waren zuvor bereits in Runde eins gscheitert. Ein geradezu desaströses Ergebnis für den größten Tennisverband der Welt.
Und auch die jüngere Perspektive dürfte den Tennisfans wenig Grund zur Hoffnung auf große Erfolge geben. Bei den Herren befinden sich Yannick Hanfmann (31 Jahre), Jan-Lennard Struff (32) und auch Spätstarter Oscar Otte (29), der seinen internationalen Durchbruch ohnehin erst vor gut eineinhalb Jahren schaffte, bereits im fortgeschrittenen Profi-Alter. Lediglich Daniel Altmaier (24) und Zverev (25) befinden sich noch in Phasen ihrer Karrieren, in denen sie sich noch deutlich weiterentwickeln und ihren Leistungszenit (wieder) erreichen können.
Siegemund als Hoffnungsträgerin
Bei den deutschen Tennis-Frauen ist die Leistungsdichte derzeit ebenfalls nicht besonders ausgeprägt. Momentan versucht die Generation hinter der derzeit schwangeren und pausierenden Angelique Kerber (35) auf der internationalen Bühne, gute Ergebnisse zu hinterlassen. Die sehr erfahrene und derzeit einzig erfolgreiche Laura Siegemund (34) denkt allerdings bereits immer mal wieder laut über ihr Karriereende nach. Tamara Korpatsch (27) wartet noch auf größere Erfolge auf internationaler Bühne.
Es ist vor allem Jule Niemeier (23), der von Fachleuten zugetraut wird, weit nach vorne in die Weltrangliste zu kommen, und die als deutsche Hoffnungsträgerin gilt. Die junge und talentierte Eva Lys (21) ist weiterhin dabei, sich auf höchstem Niveau zurechtzufinden.
Großer Aufholbedarf
Die Australian Open 2023 sind alles andere als eine Erfolgsgeschichte für den DTB. Dass es sich bei den Ergebnissen in "Down Under" lediglich um unglückliche Umstände handelt, ist möglich. Die neuerlichen Ergebnisse zeigen deutlich auf, weshalb das deutsche Tennis seit einigen Jahren nur noch partiell in der Weltspitze zu finden ist. Der Aufholbedarf, besonders in der qualitativ hochwertigen Breite der Spieler, ist groß. Vielleicht sogar größer als von den Verantwortlichen bislang angenommen.