Australian Open Zverev und Kerber auf unterschiedlichen Missionen
Mit Deutschland haben Alexander Zverev und Angelique Kerber den United Cup gewonnen. Bei den Australian Open starten sie mit ganz verschiedenen Ambitionen.
Alexander Zverev und Angelique Kerber haben schon vor den Australian Open gemeinsam feiern dürfen. Zusammen gewannen sie den United Cup, bei dem Kerber ihr Comeback nach ihrer Mutterpause gegeben hat. Beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres sind die beiden deutschen Tennisprofis wieder auf sich allein gestellt - und sie haben individuelle Ziele, die sich enorm voneinander unterscheiden.
Kerber mit Premieren-Turnier als Mutter
Bei Kerber kann der Fokus gar nicht darauf liegen, einen großen sportlichen Erfolg zu landen wie 2016, als sie die Australian Open gewann. In Melbourne wird sie ihr erstes großes Turnier als Mutter bestreiten und entsprechend realistisch sollte auch die Erwartungshaltung an die ehemalige Weltranglistenerste sein. Die 35-Jährige machte beim United Cup fünf Spiele und sagt von sich selbst, "von Match zu Match besser geworden" zu sein, "aber mir fehlt definitiv noch die Matchpraxis".
Bei den Australian Open wird sie die sammeln, die Frage ist aber, wie viel. Denn Kerber erwischte eine äußerst herausfordernde Auslosung, sie startet am Dienstag (16.01.2024) gegen Danielle Collins (USA), die 2022 das Finale erreicht hatte. Übersteht sie die Auftaktrunde, wäre in der zweiten Runde wohl die Weltranglistenerste Iga Swiatek ihre Gegnerin. Ein Auftaktprogramm, das nicht wirklich dazu einlädt, ein langes Bestehen bei den Australian Open einzuplanen. Zumal Kerber selbst noch nicht so genau weiß, wo sie eigentlich steht.
Kerber - "Kaltstart" mit "Feuer"
"Natürlich weiß ich nach dem United Cup schon ein bisschen mehr, aber es ist für mich weiter ein kompletter Kaltstart", sagte sie. "Deshalb weiß ich, dass ich noch geduldig sein muss. Egal, was hier passiert, ich werde noch ein paar Wochen und Monate brauchen, um wieder in meinen Rhythmus zu finden. Aber irgendwann muss man ja anfangen."
Für sie sei es "eines der besten Turniere mit den besten Erinnerungen", doch jetzt wird sie ganz neue Erinnerungen sammeln. Dieser für sie so erfolgreiche Ort wird für sie der Ort, an dem sie ihr erstes Turnier als Mutter bestreiten wird. Aber Kerber betonte auch: "Ich habe noch immer das Feuer." Wobei der olympische Gedanke in ihrem Fall vorherrschen dürfte: Dabei sein ist alles.
Becker zählt Zverev zu den Mitfavoriten
Bei Zverev ist das anders, seinen Traum vom ersten Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier hat er sich bisher nicht verwirklichen können. Wird er diesmal in Australien wahr? "Ich glaube, die Sterne stehen sehr gut für ihn. Man kann ihn zum engeren Favoritenkreis zählen", sagte die deutsche Tennislegende Boris Becker bei "Eurosport". "Alles andere als Minimum eine zweite Woche würde mich überraschen. Ich glaube, dass wir einen sehr starken Sascha Zverev in Melbourne sehen."
Die Eindrücke des United Cups bestätigen diese Vermutung, Zverev hat schon zum Jahresstart eine gute Form. "Für mich wird nächstes Jahr ein Jahr sein, wo ich mir keine Limits setzen möchte. Mal schauen, wie es dann läuft", hatte der 26-Jährige zuvor gesagt. Und zu diesen Nicht-Limits zählt neben dem ersten Grand-Slam-Erfolg: die Nummer eins der Weltrangliste werden.
2024 soll Zverevs Jahr werden
Dass sich Zverev in der vergangenen Saison nach einer schweren Bänderverletzung im Juni 2022 bei den French Open zurückgekämpft hatte, gab ihm den Optimismus zurück, dies schaffen zu können. "Wer mir vor einem Jahr gesagt hätte, 'du bist bei den ATP-Finals dabei', dem hätte ich den Vogel gezeigt", sagte er in einem Interview mit dem "Playboy". Zverev glaube jedoch, "dass 2024 der interessantere Schritt kommen könnte. Ich bin jetzt wieder zurück in den Top Ten - was spricht dagegen, dass ich dieses Jahr oder irgendwann doch noch die Nummer eins werde?"
Allerdings müsste Zverev, der bereits 21 Turniere in seiner Karriere gewann und schon mal die Nummer zwei war, dafür auch mal bei einem der größten vier Turniere den Titel holen. In Australien startet er am Dienstag mit dem Match gegen seinen Landsmann Dominik Koepfer seinen insgesamt zehnten Anlauf, 2020 erreichte er mit dem Einzug ins Halbfinale sein bisher bestes Ergebnis dort. In diesem Jahr will Zverev aber noch mehr.