ATP-Turnier in Miami Alexander Zverev: Mit alter Wucht zurück in die Spitze
Es hat lange gedauert, bis sich Alexander Zverev wieder so stark fühlt, dass er sich Siege gegen jeden Konkurrenten zutraut. Der beste deutsche Tennisspieler hat sich mit viel Willen zurückgearbeitet und jagt weiter seinen Traum.
Fast schon ein wenig verlegen ging Alexander Zverev ans Netz und bedankte sich per freundschaftlichem Handschlag bei seinem Gegner Karen Chatschanow für das Match. Mit 6:1, 6:4 hatte der 26-Jährige den russischen Kontrahenten in gerade mal einer Stunde vom Platz im Achtelfinale der Miami Open gefegt. Die Wucht der Schläge Zverevs hatte Chatschanow die Luft zum Atmen genommen.
"Natürlich bin ich sehr froh, gegen einen Spieler wie Karen 6:1, 6:4 zu gewinnen - da muss man schon in Ordnung spielen. Es ist nicht viel falsch gelaufen. Ich hoffe, dass ich weiterhin so spielen kann", sagte Zverev.
Mit diesem beeindruckenden Erfolg bei diesem großen Turnier der 1.000er-Serie (eine Kategorie unter den vier Grand Slams) hat sich Zverev in den Top 5 der Weltrangliste zurückgemeldet.
Bis auf Platz 27 gefallen
Zuletzt hatte der beste deutsche Tennisspieler dieses Ranking im Oktober 2022 inne, einige Wochen nachdem er sich eine schwere Bänderletzung bei den French Open zugezogen hatte, nicht mehr an Turnieren teilnehmen konnte - und zwischenzeitlich bis auf Platz 27 zurückfiel.
Es hat fast zwei Jahre gedauert, bis Zverev sich wieder auf sein hohes Niveau zurückspielen konnte. Ernste Befürchtungen, er könne nach seiner Verletzung überhaupt nicht mehr zum Schläger greifen, hatten sich nicht bewahrheitet.
Eine bemerkenswerte Willensleistung Zverevs, die unterstreicht, welch großen sportlichen Ehrgeiz der gebürtige Hamburger an den Tag legt.
Genesungszeit endgültig beendet
"Nach der Schwere der Verletzung so schnell wieder hochzukommen, ist außergewöhnlich. Jetzt ist nicht mehr viel Luft nach oben", sagt Michael Kohlmann, Cheftrainer des Deutschen Tennis Bundes (DTB), der Sportschau.
Zuletzt im Januar, nach den Australian Open, wo Zverev sich bis ins Halbfinale spielte und unter anderem den spanischen Shootingstar und Weltranglistenzweiten Carlos Alcaraz besiegen konnte, hatte der aktuell beste deutsche Tennisspieler seine Genesungszeit endgültig selbst beendet.
Gute Chancen auf den Miami-Titel
"Ich bin froh dass ich jetzt wieder auf einem Level angekommen bin, wo ich sagen kann: Ich spiele um die großen Titel wieder mit. Und ich komme bei einem Turnier an und kann gegen alle gewinnen. Ich hoffe, dass kann ich auch zeigen", sagte Zverev, der nun wieder vollständig seinen Stärken zu vertrauen scheint.
Seine solide Rückhand, sein krachender Aufschlag, seine immer häufigeren Netzattacken in Miami zeugen von diesem Selbstwertgefühl. "Zu seinem großen Talent gehört immer sehr viel Arbeit. Und diese Kombination passt bei Sascha auf jeden Fall, er ist ein sehr harter Arbeiter. Und jetzt ist noch der letzte Schritt zu gehen. Aber auch das hat er drin", sagt Kohlmann. "Den Miami-Titel hat er noch nicht, jetzt hat er sicherlich gute Chancen."
Ständige Weiterentwicklung gefordert
Zverev hat die aufgezwungene Ausfallzeit nicht nur für seine Gesundheit genutzt, sondern auch für die Weiterentwicklung seines Spiels. Er müsse, betonte Zverev unmittelbar vor dem Turnier im US-Staat Florida, "immer einen Weg finden, sich zu verbessern. Sonst bleibt man stehen, und wenn man stehen bleibt, überholen dich andere."
Diese Haltung scheint Zverev verinnerlicht zu haben. Und dann hat er ja noch einen großen Traum, den er sich unbedingt erfüllen will. Den Gewinn eines der vier Grand-Slam-Turniere. "Ich habe leider zwei Jahre Pause gemacht, was die Chancen auf einen Grand-Slam-Sieg angehen", sagte Zverev. Diese ist jetzt endgültig vorbei.
"Ich traue ihm das auf jeden Fall zu. Es fehlt nur noch ein ganz kleines Stück", sagt Kohlmann.