Special Olympics in Berlin "Eine Bühne, die es bisher nicht gab" - World Games beendet
Mit beeindruckenden Zahlen und entsprechend begeisterten Stimmen der Organisatoren, Beteiligten sowie aus der Politik wurden am Sonntag die Special Olympics World Games 2023 in Berlin beendet.
Mehr als 330.000 Fans, knapp 20.000 Volunteers, fast 7.000 Athletinnen und Athleten aus 176 Nationen sowie 1.200 Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen in 26 Sportarten - die an diesem Sonntagabend mit einer großen Abschlussparty am Brandenburger Tor zu Ende gegangenen Special Olympics World Games in Berlin haben in den vergangenen neun Tagen das Thema Inklusion in Deutschland auf eine neue Stufe gehoben.
Große Zufriedenheit bei allen Beteiligten
"Die wichtigste Botschaft lautet, dass wir den Athleten eine Bühne geboten haben, die es bisher bei Special Olympics nicht gab", sagte Sven Albrecht, Chef von Special Olympics Deutschland (SOD) und der Organisation der Weltspiele der geistig und mehrfach Beeinträchtigten. Darüber hinaus trugen die deutschen Athletinnen und Athleten mit zahlreichen Bestleistungen und über 150 Medaillen zu Begeisterung und öffentlicher Aufmerksamkeit bei.
"Aus sportlicher Sicht können wir mehr als zufrieden sein", sagte Delegationsleiter Tom Hauthal. Zudem durften sich die Organisatoren bei der Wahl der Wettbewerbsstätten, die teils mitten in der Hauptstadt lagen, bestätigt fühlen. "Man hat sich wie ein Star gefühlt", schwärmte etwa Beachvolleyballerin Kaya Schöbel.
Oft bestens gefüllte Tribünen und immer begeisterte Fans – das kennzeichnete die Tage der Special Olympics World Games in Berlin.
Kanzler Scholz spürt "sehr friedliche, olympische Stimmung"
Jubelnde Athletinnen und Athleten, euphorisierte Fans und spannende Wettkämpfe - auch beim Bundeskanzler fiel das Fazit eindeutig aus: Die Weltspiele für Menschen mit geistiger und mehrfacher Beeinträchtigung waren ein voller Erfolg. Olaf Scholz war fasziniert. "Ein ganz tolles Event. Es ist ganz begeisternd, die Sportlerinnen und Sportler zu sehen, die hier teilnehmen und sich sehr einsetzen und ganz dabei sind." Er spüre eine "sehr friedliche, sehr olympische Stimmung", betonte der SPD-Politiker, der wegen Dauerregens kurzfristig statt der Leichtathletik ein Handballspiel in der Halle besucht hatte.
Für Christiane Krajewski, Präsidentin von Special Olympics Deutschland (SOD), war die Eröffnungsfeier mit 50.000 Zuschauern im Olympiastadion wegweisend für die folgenden Tage. "Die Eröffnungsfeier hat mich zu Tränen gerührt und daran hat sich in der Woche auch nichts geändert", sagte die frühere Gesundheitsministerin des Saarlands: "Das ist ein Moment, an den man noch viele Jahre später denken wird. Ich bin erleichtert, dass alles gut funktioniert hat."
Ein "Doppel-Wumms für Inklusion"
Entwicklungsministerin Svenja Schulze erhofft sich durch die Berliner World Games nachhaltige Fortschritte in Sachen Inklusion. "Es war eine Woche voller beeindruckender sportlicher Leistungen", sagte die SPD-Politikerin: "Aber die größte Leistung ist für mich: Die Spiele haben das Thema Inklusion in die Köpfe und Herzen der Menschen gebracht. Alle Menschen müssen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können."
Es gelte nach Ende der Spiele, "den Einsatz für Inklusion bei uns und weltweit weiter voranzutreiben", führte die Bundesministerin aus: "Es gibt rund eine Milliarde Menschen mit Behinderungen, die noch viel zu wenig im Fokus stehen. Das wollen wir ändern und gemeinsam Barrieren abbauen, auch in den Köpfen."
Juliane Seifert, Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, sprach mit Blick auf die vergangenen Tage von einem "Doppel-Wumms für Inklusion" und unterstrich: "Wir müssen den Schwung, die Freude und Machbarkeit mitnehmen und uns fragen, wie wir dazu beitragen können, inklusiver zu werden."
Neuer Schwung für Olympia-Bewerbung 2036
Die Weltspiele sollen auch als Vorbild für mehr Inklusion bei den anstehenden Großveranstaltungen in Deutschland und Berlin dienen - gerade mit Blick auf die Fußball-Europameisterschaft im kommenden Jahr. Genauso dürften die Berliner Politik und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Bilanz der Special Olympics mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen. Sie sollen nur der Anfang sein. Für 2036, genau 100 Jahre nach den Nazi-Spielen, peilt man eine Bewerbung für Olympische und Paralympische Sommerspiele an.
Die World Games könnten "vorbildlich für andere Sportgroßereignisse" sein, sagte SOD-Präsidentin Krajewski. Sie hoffe, dass dadurch der "Prozess" richtig Fahrt aufnimmt. "Wir haben auch mit dieser Großveranstaltung gezeigt, dass Olympische Spiele in Berlin möglich sind", ergänzte die Berliner Staatssekretärin Nicola Böcker-Giannini. Die Special Olympics World Games ziehen derweil weiter. 2027 finden die Spiele im australischen Perth statt, zwei Jahre zuvor werden die Winterspiele in Turin und im Piemont ausgetragen.