Schwimm-WM in Japan Wellbrock rätselt nach Enttäuschung im Becken
Nach Doppelgold im Freiwasser hat Florian Wellbrock im WM-Becken von Fukuoka herbe Niederlagen einstecken müssen. Eine Erklärung hat der Olympiasieger noch nicht, er gibt sich aber kämpferisch, auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris.
Nach der größten Niederlage seiner Karriere suchte Florian Wellbrock nach Gründen, fand sie aber nicht. "Irgendwie ein bisschen surreal" fand Deutschlands Schwimmstar den Tag, an dem er im WM-Becken regelrecht baden ging. Schon im Rennen habe er gedacht: "Was passiert hier gerade? Das kann ja alles nicht Realität sein", berichtete der 25-Jährige, als er sich gut sechs Stunden nach seinem rätselhaften zweiten Vorlauf-Aus in Fukuoka erstmals äußerte.
Der Traum, sich als erster deutscher Schwimmer zum Dreifach-Weltmeister zu krönen, war geplatzt - so laut und überraschend, dass sich Kollegen und Konkurrenten wunderten und Wellbrock auf den letzten einsamen Bahnen weit abgeschlagen "1.000 Sachen durch den Kopf" gingen. "Man fragt sich: Wieso, weshalb, warum?"
"Nicht der Florian Wellbrock, der ich normalerweise bin"
Platz 20 für den Weltjahresbesten über 1.500 m Freistil, in der Disziplin, in der er vor vier Jahren den WM-Titel, bei Olympia und der Weltmeisterschaft 2022 Bronze gewonnen hatte, in der er erst im April seinen deutschen Rekord verbessert hatte und 35 (!) Sekunden schneller geschwommen war als jetzt. "Das ist nicht der Florian Wellbrock, der ich normalerweise bin", betonte er.
Der wäre schon im Ziel gewesen, als die Fukuoka-Version noch auf dem Weg zur letzten Wende war. Doch der "normale" Wellbrock war nach den beiden eindrucksvollen Freiwasser-Triumphen im Momochi Seaside Park beim Umzug in den Pool der Marine Messe irgendwo auf der Strecke geblieben. Der Wellbrock, der in den vergangenen vier Jahren mit neun Medaillen bei Olympia und Weltmeisterschaften die deutschen Schwimmer aus der tiefsten Krise nach der Nullnummer bei den Sommerspielen 2016 geführt hatte.
Nicht krank, aber" mental und körperlich ausgelaugt"
Schon über 800 m hatte er das Finale verpasst, aber so knapp, dass "man sich das noch schönreden konnte". Jetzt habe er das Gefühl, "dass ich mental, körperlich ausgelaugt bin". Krank sei er nicht, betonte Wellbrock, auch mit der Hitze draußen und den Klimaanlagen drinnen habe er keine Probleme, außerdem habe er gerade einen Coronatest gemacht.
Lehren für die Vorbereitung auf Olympia in Paris
Was es auch war, was den ehrgeizigen Magdeburger ausbremste, der nach fünf Medaillen bei fünf WM-Starts vor einem Jahr wieder Sportgeschichte schreiben wollte - es soll sich nicht wiederholen. "Was hier passiert ist, hat mit Paris überhaupt nichts zu tun", betonte Wellbrock fast trotzig. Dem "enorm hohen mentalen" Druck, den Bundestrainer Bernd Berkhahn als mögliche Erklärung nannte, habe er "standgehalten", meinte Wellbrock, "ich kann damit umgehen."
Welche Konsequenzen für die Olympia-Vorbereitung zu ziehen seien, werde man "nach dem Urlaub aufarbeiten", kündigte der Freiwasser-Goldmedaillengewinner von Tokio an, "bis Paris kriegen wir das alles wieder gerade gebügelt." Ob er in einer Woche beim Weltcup schon einmal die Olympiastrecke in der Seine testet, ließ Wellbrock noch offen: "Ich habe erstmal zwei Tage zu Hause zum Durchschnaufen." Bevor es zurück nach Magdeburg ging, setzte er sich auf die Tribüne - als Fan seines Trainingspartners Lukas Märtens.