CHIO in Aachen Vielseitigkeit beim CHIO - Krajewski nutzt die Gunst der Stunde
Mit Blick auf Olympia hat sich die deutsche Vielseitigkeits-Equipe im Gelände geschont - und trotzdem standen am Ende zwei Deutsche ganz vorne.
Julia Krajewski, Olympiasiegerin von 2021, siegte am Samstag überraschend mit Nickel 21 vor Calvin Böckmann mit The Phantom Of The Opera. "Hier in Aachen wieder an der Tafel zu stehen, ist schon ganz besonders", sagte Krajewski unter Tränen im WDR. Bundestrainer Peter Thomsen sagte, er sei "super stolz auf Julia, dass sie das junge Pferd hier so rüberreitet, ihm so eine Sicherheit gibt. Sie hat es verdient."
Weniger als drei Wochen liegen zwischen dem CHIO in Aachen und den am 26. Juli beginnenden Vielseitigkeits-Prüfungen bei den Olympischen Spielen in Paris. Das hatte zur Folge, dass der renommierte Preis von Aachen in der Prioritätenliste plötzlich weit abfiel.
Jung verzichtet auf Geländeritt
Am Freitag hatte es sogar nach einem Dreifachsieg für Deutschland ausgesehen. Nach Dressur und Springen führte Michael Jung vor Krajewski und Christoph Wahler.
Doch schon am Abend stand fest: Jung wird am Samstag im Gelände nicht mehr an den Start gehen, um sein Top-Pferd Chipmunk für Paris zu schonen, kein Verletzungsrisiko einzugehen. Gleichzeitig erhielt Jung als erster Vielseitigkeitsreiter eine feste Zusage für einen Startplatz in der deutschen Olympia-Equipe.
"Weil die Olympischen Spiele sehr nah dran sind, fiel mir die Entscheidung nicht schwer", sagte Jung im WDR.
Wahler und Auffahrt steigen früher aus
Im Gelände wurde dann schnell klar, dass auch Wahler und Sandra Auffahrt, die neben Jung klare Favoriten auf einen Platz bei Olympia sind, nicht mehr auf Sieg reiten. Beide stiegen vorzeitig aus.
WDR-Vielseitigkeits-Expertin Bettina Hoy zeigte Verständnis. "Nachdem man Michael Jung erlaubt hat, gar nicht an den Start zu gehen im Gelände, ist es nur fair, den anderen beiden aus der Top-Gruppe zu sagen: Wir wollen euch an ein paar Sprüngen sehen und dann ist es euch überlassen, ob ihr aufhören wollt."
Viele Zweit- und Drittpferde
Die anderen Nationen hatten von vornherein nicht ihre beste Equipe und vorrangig Zweit- und Drittpferde an den Start gebracht, weil sie ihre Olympia-Kader schon benannt hatten. Im deutschen Team herrschte dagegen noch Konkurrenzkampf beim CHIO, vor allem um den vierten Olympiaplatz, den des Ersatzreiters.
Favoritin war hier Malin Hansen-Hotopp, deren Pferd Carlitos Quidditch allerdings im Springreiten zwei Abwürfe hatte. "Sonst ist er ein sehr sicherer Parcours-Springer, aber in diesem Stadion guckt er einfach in die Ränge und ist nicht so bei der Sache", sagte Hansen-Hotopp im WDR. Sie landete am Ende auf Platz 18.
Robiné landet vor Hansen-Hotopp
Hansen-Hotopps größter Konkurrent um den Olympia-Ersatzplatz, Jérôme Robiné mit Black Ice, wurde 13. "Wir haben eine gute Dressur gezeigt. Es geht noch besser, aber es ging in die richtig Richtung. Dann ein super Springen, das Gelände war auch spitze", sagte Robiné.
Krajewski war eigentlich schon raus aus dem Rennen, machte in Aachen aber eindrucksvoll auf sich aufmerksam. "Sie hat wirklich abgeliefert", sagte Hoy.
Krajewskis Pferd verliert Eisen
Dabei berichtete Krajewski im WDR von einem Handycap bei ihrem Pferd: "Nickel hat leider früh im Kurs ein Eisen verloren. Das war kein riesiges Problem, aber dann ist man natürlich die ein oder andere engere Wendung einen Ticken vorsichtiger angegangen."
Bundestrainer Thomsen wollte in Sachen Olympianominierung noch nicht zu viel verraten. "Wir werden uns zusammensetzen, das ganze Turnier analysieren und dann beraten, wie es weitergeht."
Deutschland in Nationenwertung Vierter
In der Nationenwertung von Aachen verpasste das deutsche Team als Vierter eine Medaille. Gold ging an Großbritannien, Silber an die USA und Bronze an Irland. Für Deutschlands Team traten, ebenfalls unter Berücksichtigung der Olympia-Nähe, Jung und Wahler mit ihren Zweitpferden sowie Robiné und Hansen-Hotopp an.