
WDR-Sport VfL Bochum - Glauben am Rande des Abgrunds
Der VfL Bochum steht vor dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. Wenig spricht noch für den Klassenerhalt, aber aufgeben ist keine Option.
Genervt wirkte Bochums Trainer Dieter Hecking nach dem Remis am Sonntag gegen Union Berlin - musste er doch immer wieder die Frage beantworten, wie es um die Situation des VfL Bochum aktuell bestellt ist. "Jeder kennt die Situation, die muss ich nicht weiter kommentieren", erklärte er am Sportschau-Mikrofon.
Endspiel gegen Heidenheim
Tatsächlich kennt sie jeder: Zumindest, sofern man die Bundesliga-Tabelle und den Spielplan betrachtet. Da fällt auf: Die Rettung ist nur noch über die Relegation möglich. Jene Relegation, die Bochum bereits letztes Jahr für sich entscheiden konnte - trotz eines 0:3 gegen Düsseldorf im Hinspiel. Schon damals war der Gang ins Unterhaus ziemlich nah, der VfL wendete mit einem Kraftakt den Abstieg noch ab.
Doch dieses Mal könnte es schon früher vorbei sein: Am Freitag - auch das fällt im Spielplan auf - muss gegen den 1. FC Heidenheim mindestens ein Remis oder besser noch ein Sieg her, sonst tritt der VfL nächstes Jahr eine Etage tiefer an. Wie hieß es einmal in einem legendären Radiosatz? "Wir melden uns vom Rande des Abgrunds!" Der beginnt nun schon kurz hinter der "Castroper" in Bochum, noch hat er die Nummer 145 am Ruhrstadion aber nicht erreicht.
Nur der Glaube reicht nicht
In ausweglosen Situationen und bei Abgründen beginnt dann oft eine Argumentation, wo der Glaube eine große Rolle spielt. Das ist beim VfL nicht anders. Abwehrspieler Bernardo fragte nicht ganz im Unrecht: "Wenn wir nicht glauben, was sollen wir dann machen? Machen wir dann Urlaub die letzten Spiele?" Und sein Coach fügte an: "Wenn ich jetzt sage, ich glaube nicht mehr dran, dann hast du ne Schlagzeile. Aber dann kann ich meinen Job auch direkt abgeben!"
Die Antworten waren erneut ziemlich genervt formuliert. Der Tonfall machte deutlich, wie angespannt die Nerven in Bochum sind. Aber es gab tatsächlich auch weitergehende Fragen an die Protagonisten - warum man beispielsweise in diese Situation gekommen und ob der VfL zu harmlos für die Bundesliga sei. "Das ist dann doch eine berechtigte Frage", gab Hecking unumwunden zu. Er wolle sich ab morgen mit dem Team auf Heidenheim vorbereiten und daran arbeiten.
Bochum zu harmlos vor dem Tor
Das ist dringend notwendig. So beklagte Bernardo, dass sich der VfL zwar viele Chancen herausspiele, aber kaum ein Tor erziele. Die Statistik untermauert das: Gegen Union verzeichnete der VfL mehr Torschüsse als der Gegner, gegen Bremen nur knapp weniger und bei der Niederlage gegen Augsburg Mitte April versuchte es Bochum ganze 24-mal. Herausgekommen sind bei all diesen Versuchen in den letzten drei Partien nur zwei eigene Treffer und ein Punkt - eindeutig zu wenig.
Immerhin bekamen die Bochumer vom Ständigen Schiedsgericht endgültig Recht im Streit um den Feuerzeugwurf im Hinspiel gegen Union Berlin. Die drei Punkte bekommt der VfL zugesprochen - doch das ist in der Tabelle schon so eingepreist gewesen. Seit Anfang März wartet Bochum dagegen sportlich auf einen Sieg. Oft ist der VfL nicht zwingend das schlechtere Team gewesen, aber Fußball ist Ergebnissport. Und die Ergebnisse sprechen gegen Bochum: Es scheint derzeit nicht mehr für den Klassenerhalt zu sprechen als der reine Glaube an ein weiteres Jahr Bundesliga.
Unsere Quellen:
- Bundesligaspiel des VfL Bochum gegen Union Berlin am 27.04.2025
- Sportschau-Interviews nach der Partie
- Sportschau-Ergebnisseiten
- Deutsche Presse-Agentur