WDR-Sport Pleiteclub KFC Uerdingen: Verhandlung - kein Vergleich
Prozess um mutmaßlich unrechtmäßigen Coronahilfen für Pleiteclub KFC Uerdingen vor dem Düsseldorfer Langericht. Der verklagte Steuerberater hat offenbar schlechte Aussichten.
Das machte Richterin Bianca Bokermann heute in der mündlichen Verhandlung am Landgericht Düsseldorf deutlich. "Ich habe Anhaltspunkte, daß sie damals schon Kenntnis von der Insolvenzreife des Clubs hatten", sagte sie und schlug vor, den Streit mit einem Vergleich zu beenden.
764.000 Euro gefordert
Anlaß ist die Klage des Bundesverwaltungsamtes gegen den Steuerberater des KFC. Der Bund fordert die Rückzahlung von Corona-Hilfen in Höhe von 764.000 Euro. Die habe der Steuerberater rechtswidrig in der Pandemie Ende Oktober 2020 beantragt und zwei Monate später ausgezahlt bekommen. Und das, obwohl der Club schon seit Ende Juli 2019 zahlungsunfähig war. Das hat der 80-jährige Beklagte, flankiert von zwei Anwälten, heute im Prozeß bestritten.
Vergleich abgelehnt
Die Richterin hatte im Vorfeld angeregt, den Streit mit einem Vergleich zu beenden. Der 80-Jährige solle 400.000 Euro zahlen und der Bund auf den Rest der Forderung verzichten. Die Vertreter des Bundes waren bereit dazu, der Steuerberater nicht.
Noch genug Sponsoren
Der Angeklagte und seine Anwälte
Er ist überzeugt, damals nichts falsch gemacht zu haben. Der Verein habe 2020 noch genug Sponsoren gehabt und der Hauptgeldgeber Mikhail Ponomarev eine weitere Finanzierungszusage gegeben. In dieser sogenannten "Patronatserklärung" hatte sich der dubiose Geschäftsmann verpflichtet, alle Verbindlichkeiten des KFC Uerdingen zu übernehmen.
Daß diese Finanzzusage nichts heißen mußte, räumte der Steuerberater heute vor Gericht selbst ein: "Ponomarev hat bezahlt nach Lust und Laune."
Antrag trotz eigener Zweifel gestellt
Die Richterin hielt dem 80-Jährigen heute vor, daß "Sie trotz ihrer Zweifel an der Werthaltigkeit der Patronatserklärung, den Antrag gestellt haben."
Laut Klage hatte sich der 80-Jährige am 20. Oktober 2020 als Steuerberater für den Krefelder Club registrieren lassen und wie in den damaligen Richtlinien für die Staatshilfen gefordert - auch bestätigt, daß "das antragstellende Unternehmen sich Ende 2019 - NICHT - in finanziellen Schwierigkeiten befindet." Die Coronahilfen für den KFC wurden zehn Tage später, also Ende Oktober 2020 beantragt.
Zwei Wochen nach dem gestellten Antrag bekam der Steuerberater den Bewilligungsbescheid. Am 14. Dezember 2020 wurden dem Club 764.000 Euro überwiesen.
Nur fünf Wochen später Insolvenanzantrag
Nur fünf Wochen später stellte der Club den Insolvenzantrag. Am 1. März wurde vom Amtsgeicht Krefeld das Insolvenzverfahren gegen die KFC Uerdingen 05 Fußball GmbH wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung eröffnet.
Hoffnung auf Wende beim KFC wurde nicht erfüllt
Der Club hatte nach dem sportlichen Abstieg 2015 auf die Wende gehofft. Da war der russische Investor Mikhail Ponomarev beim KFC eingestiegen. Doch nach dem von Ponomarev finanzierten Aufstieg aus der Regionalliga West in die 3. Liga im Sommer 2018, ging es steil bergab.
Statt Aufstieg in die 2. Liga machte der Club knapp zehn Millionen Euro Schulden, meldete zweimal Insolvenz an und musste 2021 wieder in die Regionalliga. Der Verein konnte die Lizenz-Auflagen des DFB nicht erfüllen.
Mitte Januar 2021 waren Hoffnungsträger Ponomarev und sein Stellvertreter von ihren Ämtern beim KFC Uerdingen e. V. zurückgetreten.Eine Woche später folgte der Insolvenzantrag
Entscheidung Anfang September
Eine Entscheidung im aktuellen Zivilprozess gegen den 80-jährigen Steuerberater will das Gericht am 5. September verkünden. Zuvor haben beide Parteien noch sechs Wochen Zeit, Schriftsätze einzureichen
Unsere Quellen:
- Landgericht Düsseldorf
- WDR-Reporter