Gegenerischer Spieler hält Antonio Rüdiger

WDR-Sport Kritik und eine Rüge für Ausraster von DFB-Spieler Rüdiger

Stand: 28.04.2025 15:35 Uhr

DFB-Spieler Antonio Rüdiger droht nach seinem Ausraster im Pokalfinale eine Strafe des spanischen Verbands. Der DFB rügte ihn nur.

Es sind die letzten Minuten des spanischen Pokalfinales zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona. Im entscheidenden Spiel um die Copa del Rey steht es kurz vor Ende der Verlängerung 3:2 für Barça, als der Schiedsrichter einen Angriff der Königlichen wegen eines Offensiv-Fouls abpfeift.

Der Ausraster von Antonio Rüdiger: Fußball Deutschland diskutiert

Was danach passiert, beschäftigt seit Samstagabend nicht nur die beiden Spitzenteams der Primera Divisíon und den spanischen Fußballverband, sondern auch den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Denn die Szene auf dem Platz führt dazu, dass der deutschen Nationalspieler Antonio Rüdiger, der zu diesem Zeitpunkt schon auf der Bank von Real Madrid sitzt, ausrastet.

Rüdiger wirft Gegenstand in Richtung Schiri

Eklat Antonio Rüdiger Real Madrid

Tumult vor der Ersatzbank von Real

Er springt auf und schleudert einen weißen Gegenstand gut 20 Meter über das Spielfeld in Richtung des Schiedsrichters. Der Unparteiische zeigt Rüdiger daraufhin die Rote Karte, woraufhin dieser noch aggressiver wird. Er beschimpft den Schiedsrichter unter anderem als "Hurensohn" und will auf ihn losgehen. Nur mit Mühe schaffen es die Betreuer von Real, den 32-Jährigen zurückzuhalten.

Zwar entschuldigt sich Rüdiger bereits am Sonntagvormittag über seinen Account auf dem Sozialen Netzwerk X für sein Verhalten, mit einer Strafe muss der Innenverteidiger dennoch rechnen. Für das Werfen eines Gegenstandes auf den Schiedsrichter kann er gemäß spanischem Regelwerk für vier bis zwölf Spiele gesperrt werden.

DFB rügt Rüdiger

Darüber hinaus drohen Rüdiger, der seit 2014 in der deutschen A-Nationalmannschaft spielt, aber offenbar keine Konsequenzen in Deutschland. Zwar rügte der DFB den 32-Jährigen scharf für sein Verhalten bei der Copa del Rey, Sanktionen soll sein Verhalten aber nicht nach sich ziehen, berichtet der Sport-Informations-Dienst (SID) und beruft sich dabei auf DFB-Sportdirektor Rudi Völler.

Rudi Völler mit Kopfhörern in einem Fußballstadion

DFB-Sportdirektor Rudi Völler

"Toni hat sich gestern bei Julian (Nagelsmann, Bundestrainer, Anm. d. Redaktion) und mir gemeldet und wir haben länger über die Situation gesprochen", sagte Völler dem SID. Völler betonte, dass er zwar schätze, dass Rüdiger "ein sehr emotionaler Typ, ein Kämpfer auf dem Platz" sei, und das auch bleiben soll. Sein Verhalten während des Pokalfinales sei jedoch nicht in Ordnung gewesen.

Das geht nicht. Schon gar nicht als deutscher Nationalspieler.

Rudi Völler, DFB-Sportdirektor der deutschen Nationalmannschaft der Männer

Im Netz wird seitdem hitzig darüber diskutiert, ob eine solche Rüge ausreichend ist. Vor allem auf X finden viele User das Verhalten des Spielers untragbar. "Unglaublich! Der DFB erklärt, er werde Antonio Rüdiger für sein Verhalten NICHT sanktionieren!", schreibt ein User. "Es werde lediglich bei einer Rüge bleiben. Manche dürfen wohl alles! Also ich hätte ihn hochkant rausgeworfen... Und ihr?".

Ein andrer User wiederum ergreift auf Instagram für Rüdiger Partei. "Wir sind alle Menschen, Leute. Mit Emotionen. Und mit Fehlern", schreibt er unter ein Bild von Rüdiger. "Auf dem Platz ist Krieg. Nichts anderes. Ein Ort, an dem wir unsere Maskulinität ausleben. Ein Ventil. Und nein, ich würde den Schiedsrichter nicht beleidigen oder gar bewerfen. Doch Rüdiger hat niemanden verletzt oder umgebracht."

"Wie wäre es, wenn wir erstmal abwarten ob Antonio Rüdiger seine Reue und Entschuldigung für seine grobe Unsportlichkeit ernst meint", mahnt ein weiterer X-User. "Er wird dafür zurecht lange gesperrt und wer er aus seinen Fehlern lernt, ist er auch repräsentativ für die Nationalmannschaft."

Ehemalige Nationalspieler und Schiedsrichter fordern auch Sperre durch DFB

Das sieht der ehemalige Nationalspieler und TV-Experte Dietmar Hamann etwas anders. Er hatte vom DFB gefordert, Rüdiger vorerst zu suspendieren. Ähnlich sieht es der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer. "Rüdigers Auftreten ist eine Schande. Da muss sich der Bundestrainer schon überlegen, ob so ein Mann noch unser Land repräsentieren kann", sagte der 56-Jährige der "Bild"-Zeitung.

Auch Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus betont die Vorbild-Funktion, die Spieler wie Rüdiger haben. Er rechnet damit, dass der Innenverteidiger in der spanischen Liga für sein Verhalten hart bestraft wird. "Wenn er mit vier Wochen Sperre weg kommt, ist er gut bedient. Ich denke da eher an eine zweistellige Wochenzahl", so Matthäus. "Er war ja auch auf Bewährung."

Rüdiger schon mehrfach aufgefallen

In der Tat ist es nicht das erste Mal, dass Antonio Rüdiger negativ auf dem Fußballplatz auffällt. Die Bewährungsstrafe, auf die Matthäus hinweist, wurde erst Anfang April gegen Rüdiger verhängt - verbunden mit einer Geldstrafe von 40.000 Euro.

Eklat Antonio Rüdiger Real Madrid

Gegen Atlético Madrid provozierte Rüdiger die Fans

Der 32-Jährige hatte im Achtelfinal-Spiel von Real Madrid gegen den Stadtrivalen Atlético nach dem gewonnen Elfmeterschießen eine Kopf-ab-Geste gezeigt und damit die Fans der gegnerischen Mannschaft provoziert. Diese sollen Rüdiger jedoch zuvor angepöbelt haben.

WDR-Sportredakteur: Lange Sperre wäre angemessen

Für WDR-Sportredakteur Holger Dahl reicht die Redaktion des DFB dennoch aus. "Da sich Rüdiger nicht im DFB-Trikot daneben benommen hat, kann ich mit einer deutlichen Rüge von Rudi Völler leben", sagt er. Eine Sanktion durch den deutschen Verband hätte ihn ohnehin überrascht, weil es kaum ähnliche Beispiele in der Geschichte gebe.

Holger Dahl

WDR-Sportredakteur Holger Dahl

Eine harte Strafe durch den spanischen Verband hält Dahl hingegen für notwendig - auch weil das Verhalten von Rüdiger eine Signalwirklung hat. "Ich bin schon seit Jahren der Meinung, dass der Profifußball seiner Vorbildrolle nicht gerecht wird und wir die Folgen auf den Kreisligaplätzen sehen", sagt Dahl.

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagenturen SID, dpa,
  • X-Account von Antonio Rüdiger
  • Interview WDR-Sportredakteur Holger Dahl

Über dieses Thema berichten wir am 28.04.2025 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18:45 Uhr.