Trainer Karel Geraerts

Debakel gegen Darmstadt Schalke-Trainer Geraerts vor Aus

Stand: 20.09.2024 22:58 Uhr

Stromausfall im Stadion, Totalausfall in der Abwehr: Nach einem denkwürdigen Abend steht der Trainer des Fußball-Zweitligisten Schalke 04, Karel Geraerts, mehr denn je unter Druck - und möglicherweise vor dem Aus.

Vier Punkte nach sechs Spieltagen in der 2. Fußball-Bundesliga - das ist ein neuer Negativrekord für den FC Schalke 04. Nach der 3:5 (3:1)-Niederlage in der eigenen Arena gegen Darmstadt 98, bei der die Schalker durch desolate Abwehrfehler eine Drei-Tore-Führung verspielten, ist die Stimmung am Berger Feld auf dem Tiefpunkt.

Trainer Karel Geraerts, der beim zwischenzeitlichen 3:0 von Ron Schallenberg für Schalke, das wegen eines Stromausfalls in der Gelsenkirchener Arena gar nicht im Fernsehen zu sehen war, noch groß jubelte, äußerte sich nach dem Spiel am Sportschau-Mikrofon kurz angebunden und ernüchtert: "Das Spiel war in der ersten Halbzeit sehr gut. Die zweite Halbzeit war das Gegenteil von gut."

Der 42-jährige Belgier steht jetzt mehr denn je unter Druck - und möglicherweise vor dem Aus.

Schalke-Trainer greift zu Durchhalteparolen

Nach der denkwürdigen Abwehrleistung der Gelsenkirchener, die nun gemeinsam mit Braunschweig als einziges Team schon 16 Gegentreffer kassiert haben, bemühte Geraerts Durchhalteparolen: "Das ist Teil des Fußballs. Du gewinnst, du verlierst. Im Fußball ist mein Motto: Immer weitergehen - wenn es gut geht, aber auch, wenn es nicht gut geht." Der Druck sei bei einem großen Klub wie Schalke normal: "Das ist kein Problem für mich."

Angesprochen auf seine Person und den Umstand, dass nach Medienberichten die Spiele gegen Darmstadt und in Münster (Samstag, 20.30 Uhr) für ihn Endspiele seien, sagte der belgische Fußballlehrer der Sportschau: "Für mich war es kein 'Final Game'. Ich habe das Spiel genau wie alle anderen Spieler vorbereitet. Morgen ist ein neuer Tag für mich."

Auf der Pressekonferenz sagte er nachher auf die Frage, ob er das Gefühl habe, dass die entscheidenden Personen noch hinter ihm stünden: "Das ist eine Frage für den Kaderplaner, Aufsichtsrat oder andere Personen." Die Entscheidung, ob er im nächsten Spiel noch auf der Bank sitzt, sei nicht seine.

Desolate Abwehrfehler bereiten Schalke Sorgen

Besonders in der S04-Abwehr krankt es, das zeigten auch die Gegentore gegen Darmstadt. Mal war ein individueller Fehler der Grund, mal die insgesamt heillose Unordnung im Schalker Strafraum.

Dabei sollte gerade die Abwehrbilanz eigentlich besser werden. In der nervenzehrenden letzten Saison, als Schalke auf den letzten Metern dem Abstieg in die Drittklassigkeit noch entging, hatten die "Königsblauen" bereits die fünftschlechteste Abwehr gestellt.

Die Hoffnung auf Besserung nährte im Sommer dann der neue Kaderplaner Ben Manga, der sich in Deutschland besonders bei Eintracht Frankfurt als Scout und Direktor Profifußball einen Namen gemacht hatte. Er krempelte Schalkes Kader um, holte einige junge Talente, auch für die Abwehr.

Geraerts verliert Streit mit Kaderplaner Ben Manga

Doch Geraerts ist offenbar kein Fan der Defensiv-Zugänge, die Manga an Land gezogen hat. Die jungen Innenverteidiger Felipe Sanchez und Martin Wasinski (beide 20 Jahre alt) spielten bislang keine Rolle, von Perspektivspieler Steve Noode (19) ganz zu schweigen.

Darüber war zuletzt öffentlich ein Streit entbrannt. Manga, dessen Philosophie es ist, junge Talente günstig zu verpflichten und dann für viel Geld weiterzuverkaufen, hatte den Einsatz der neuen Spieler gefordert: "Er hat Alternativen, er kann basteln." Geraerts konterte: "Ich gebe alles für Schalke, ich mache keine Politik."

Nun setzte Geraerts gegen Darmstadt erneut nicht auf die von Manga geforderten "Alternativen". Überhaupt standen in der Startelf mit Moussa Sylla, Amin Younes und Christopher Antwi-Adjej lediglich drei von 15 Neuzugängen, die Manga verpflichtet hat.

Kapitän Karaman: "Verein wird seine Schlüsse ziehen"

Für vereinsinterne Politik sieht sich indes auch Schalkes Kapitän nicht zuständig. Kenan Karaman wich der wiederholten Frage aus, ob er seinen Trainer behalten wolle: "Das ist nicht meine Aufgabe. Ich glaube, der Verein wird am Ende seine Schlüsse ziehen. Der Trainer versucht, uns immer gut auf alle Spiele vorzubereiten, und in der ersten Halbzeit haben wir das ja auch gut umgesetzt. Die zweite Halbzeit müssen wir knallhart analysieren."