Rheinmetall wirbt beim BVB Waffenhersteller wird Sponsor bei Borussia Dortmund
Der Rüstungskonzern Rheinmetall wird Sponsor bei Borussia Dortmund. Das Logo des Waffenherstellers werde auch schon vor dem Finale der Champions League sichtbar sein, so der Klub.
Wie der BVB am Mittwoch (29.05.2024) bekannt gab, wird die Partnerschaft eine Laufzeit von drei Jahren haben. Die Zusammenarbeit umfasse "die Nutzung reichweitenstarker Werbeflächen, Vermarktungsrechte sowie Event- und Hospitality-Angebote im Stadion sowie auf dem Vereinsgelände". Das Logo von Rheinmetall war Mittwoch bereits am Trainingsplatz des BVB zu sehen.
Rheinmetall ist Deutschlands größter Rüstungskonzern
Über den Wert des Sponsorings machte der BVB keine Angaben. Das "Handelsblatt" berichtete unter Berufung auf beteiligte Personen, dass über die Laufzeit von drei Jahren 20 Millionen Euro an den Klub gehen sollen. Rheinmetall ist Deutschlands größter Rüstungskonzern.
Nach Informationen der Sportschau wurde das Geschäft über die Vermarktungsagentur Sportfive umgesetzt, die Verhandlungen liefen seit Januar. Zunächst wurde auch Trikotwerbung in Betracht gezogen, davon nahm der BVB aber Abstand.
BVB-Fanzine mit Kritik: "Ist nationale Sicherheit Aufgabe eines Fußballvereins?"
Die Mitteilung des BVB trägt die Überschrift "taking responsibility" - "Verantwortung übernehmen". "Sicherheit und Verteidigung sind elementare Eckpfeiler unserer Demokratie. Deshalb halten wir es für die richtige Entscheidung, uns sehr intensiv damit zu beschäftigen, wie wir diese Eckpfeiler schützen", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in der Mitteilung: "Gerade heute, da wir jeden Tag erleben, wie Freiheit in Europa verteidigt werden muss. Mit dieser neuen Normalität sollten wir uns auseinandersetzen."
Das Fanzine "schwatzgelb.de" kritisierte in einem Beitrag den Zeitpunkt, zu dem der Deal öffentlich gemacht wird. Gleichzeitig wird die Frage in den Raum gestellt, "ob die Stärkung der nationalen Sicherheit nicht eher die Aufgabe der Politik und nicht eines Fußballvereins ist". Der Fanrat sei zudem über den Deal nur informiert worden - eine Einbindung habe nicht stattgefunden.
Thomas Kessen, Sprecher des Fanbündnisses Unsere Kurve, kritisierte den Deal deutlich. "Hier muss man sagen, es ist im Grunde derselbe Mechanismus, wie auch in Katar. Es ist Sportswashing", sagte Kessen im Deutschlandfunk. "Rheinmetall freut sich, blutgetränkte Namen etwas schwarzgelb anpinseln zu können. Und Aki Watzke freut sich über mehrere Millionen Einnahmen. Es ist an Schäbigkeit nicht zu überbieten."
Die Fan- und Förderabteilung von Borussia Dortmund veröffentlichte am Mittwochabend eine Stellungnahme, in der Medienberichte dementiert wurden, die besagen, dass es ein demokratisches Einvernehmen oder gar eine Abstimmung seitens der Fans im Zusammenhang mit dem Einstieg von Rheinmetall gegeben hätte.
Bundeswirtschaftsminister Habeck: "Das zeigt, wo wir stehen"
Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck äußerte sich zu dem Werbevertrag. "Dass Rheinmetall jetzt einen Fußballverein sponsert, ist in der Tat erst einmal ungewöhnlich, aber es zeigt, wo wir stehen", sagte der Grünen-Politiker in Berlin.
"Wir wissen und müssen es leider zugeben, dass wir in einer anderen, bedrohlicheren Welt sind." Deswegen sei "die ja eingeübte und auch so verständliche Zurückhaltung" im öffentlichen Umgang mit der Rüstungsbranche nicht mehr haltbar und richtig.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck
Verboten laut DFL: Religion, Politik, Pornografie, Rassismus, Schnaps und Tabak
Gegen Bestimmungen verstößt Borussia Dortmund mit der Werbung nicht. Die Statuten der DFL verbieten bei der Werbung Religion, Politik, Pornografie, Rassismus, Gewaltverherrlichung, Sexismus, Tabak und Getränke mit mehr als 15 Prozent Alkokoholgehalt.
Borussia Dortmund bietet eine begehrte Werbefläche.
Vereine im Handball, Tischtennis und Basketball bereits Partner
Borussia Dortmund ist nicht der erste Sportverein, der für den Rüstungskonzern Werbung macht. Auch der Bergische HC in der Handball-Bundesliga der Männer, Borussia Düsseldorf in der Tischtennis-Bundesliga der Männer und die Capitol Bascats Düsseldorf in der Basketball-Bundesliga der Frauen werben für das Unternehmen. Zugleich ist Rheinmetall Partner der "Sportstadt Düsseldorf". Die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur von den Grünen fragte damals, "ob das Euer Ernst ist?" Zu diesem Zeitpunkt war sie noch nicht Amt.
Im August war Neubaur im nordrhein-westfälischen Weeze als Gast beim Spatenstich zum Bau einer neuen Kampfjet-Fabrik von Rheinmetall. Dort sagte sie "Dankeschön, dass Sie diese Entscheidung für die Rüstungsindustrie in Nordrhein-Westfalen hier in Weeze getätigt haben."
Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (Grüne), spricht beim symbolischen ersten Spatenstich auf dem Niederrhein-Airport Weeze für die Rheinmetall-Fabrik
Rheinmetall profitiert von Russlands Krieg
Der russische Überfall auf die Ukraine wirkt sich für Rüstungskonzerne positiv aus. In der moralischen Debatte gelten sie im Rahmen der von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufenen Zeitenwende als notwendig, um die Ukraine gegen Russlands Angriff zu unterstützen.
An der Börse stieg die Aktie von Rheinmetall von rund 80 Euro zu Beginn 2022 auf deutlich mehr als 500 Euro. Rheinmetall rechnet mit dauerhaft steigenden Umsätzen und Gewinnen. "Eine neue sicherheitspolitische Dekade hat begonnen", sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger im März. Rheinmetall erwarte "anhaltend starkes Umsatz- und Ergebniswachstum".
