WDR-Sport Autokorsos und Feuerwerk: Türkei-Fans feiern trotz Viertelfinal-Aus
Trotz der Niederlage gegen die Niederlande im EM-Viertelfinale feierten Fans der türkischen Nationalmannschaft in vielen NRW-Städten. Es gab Autokorsos, teilweise Feuerwerk - und oft wurde der Wolfsgruß gezeigt.
Am Ende reichte es für die Türkei nicht. Trotz guter Leistung und unbändigem Einsatz unterlag sie den Niederlanden mit 1:2 und schied aus der EM aus. Die türkischen Fans in ganz Deutschland feierten ihr Team dennoch. Auch in NRW gab es in mehreren Städten Autokorsos, es wurde Feuerwerk gezündet und die Anhänger zogen mit türkischen Flaggen durch die Straßen.
Türkische Fans feiern auf den Kölner Ringen
Wie WDR-Reporter berichten, war die Düsseldorfer Königsallee nach Abpfiff gefüllt mit hupenden Autos, aus denen zahlreiche türkische Flaggen geschwenkt wurden. Ähnliche Szenen spielten sich auf den Kölner Ringen ab, wo zahlreiche Fans des türkischen Teams zuvor in Bars und Kneipen das Spiel verfolgt hatten.
Türkei-Autokorso in Dortmund
Auch in Essen und Duisburg fuhren kleinere Autokorsos durch Teile der Innenstadt. In Dortmund kam es nach Informationen der Polizei zu mehreren kleineren Zwischenfällen bei der Abreise der Fans von den Public Viewing-Veranstaltungen.
Wolfsgruß bei Autokorso in Duisburg
Unter anderem sollen türkischen Fans und eine Gruppe mit kurdischen Flaggen sich in der Nähe des Dortmunder Hauptbahnhofes gegenseitig provoziert haben. Die Polizei musste beide Lager voneinander abgrenzen.
Fans im Dortmunder Westfalenpark beim Viertelfinalspiel der Türkei gegen die Niederlande
Auch in Bielefeld zeigten viele Fans nach dem Spiel Flagge. Mit einem großen Autokorso zogen sie durch die Innenstadt. Feuerwerk wurde gezündet, riesige Flaggen geschwenkt, "Türkiye, Türkiye"-Sprechgesänge.
Tausende zeigen Wolfsgruß im Olympiastadion
Immer wieder zeigten die Feiernden auch den Wolfsgruß, also das Zeichen, das seit dem Achtelfinalsieg der Türkei gegen Österreich für politische Diskussionen sorgte und auch vor und während des Viertelfinals das bestimmende Thema war.
Der türkische Präsident Erdoğan im Berliner Stadion - der Ex-Spieler der deutschen Nationalmannschaft Mesut Özil wenige Plätze daneben
Das wurde spätestens deutlich, als tausende Fans am Samstagabend im Berliner Olympiastadion während der türkischen Hymne die Arme hoben und mit ihren Händen das Erkennungszeichen der "Grauen Wölfe" formten - unter den Augen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, der extra für die Partie angereist war.
Berliner Polizei beendet türkischen Fanmarsch
Schon vor dem Anpfiff der Partie hatte die Berliner Polizei den Fanmarsch der türkischen Anhänger vorzeitig beendet, weil viele von ihnen fortlaufend den umstrittenen Wolfsgruß gezeigt hatten. Ein Fanwalk sei keine Plattform für politische Botschaften, so die Begründung der Polizei.
Viele der Fans sehen den Wolfsgruß, der als Erkennungszeichen der rechtsextremistischen türkischen "Ülkücü"-Bewegung gilt, jedoch gar nicht als politisches Zeichen. "Ich kann’s nicht verstehen, bei dem Symbol geht’s um die türkische Geschichte und nicht um Politik", so ein türkischer Fan auf dem Dortmunder Friedensplatz, der namentlich nicht genannt werden wollte.
Wie wird der Wolfsgruß verstanden? Stimmen aus NRW
Auch für Mustafa, Ali und Arda aus Essen ist der Wolfsgruß ein geschichtliches Symbol der Türkei. "Nur weil es ein paar rechtsextreme Idioten übernommen haben, sind die meisten, die es machen, nicht rechtsextrem", erklärten sie vor dem Spiel.
Aleyna, Murat und Cansel Boga schauen zusammen mit Yasemin und Mehmet Miral
Auch die Familien Miral und Boga, die in einer Bielefelder Sportsbar das Viertelfinale verfolgten, halten die politische Diskussion für übertrieben. "Wir Türken benutzen den Wolfsgruß nicht als politische Angehörigkeit, sondern weil wir stolz sind, Türken zu sein", sagt Yasemin Miral räumt aber ein: "Aber es gehört nicht aufs Spielfeld."
Welchen Hintergrund das Handzeichen habe, sei der 48-Jährigen allerdings erst klar geworden, als darüber in den Medien berichtet wurde. "Dieses Zeichen ist unsere Begrüßung in der Türkei", sagte auch Enise Göl. "Wenn ein Kollege ein Peace-Zeichen macht, ist das Politik? Nein."
Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Nachrichtenagentur dpa
Über dieses Thema berichten wir im WDR am 07.07.2024 auch im Fernsehen: WDR aktuell, 12.45 Uhr.