SWR Sport Schiedsrichter Marco Fritz: "Durchsagen sind Service für die Zuschauer im Stadion"
Beim Spiel Bayer Leverkusen gegen 1899 Hoffenheim gab es die erste Ansage eines Schiedsrichters nach Videobeweis an das Stadionpublikum. Bei SWR Sport gab Marco Fritz von der DFB Schiri GmbH spannende Einblicke zum neuen Service.
Wer im Stadion sitzt, war bisher klar im Nachteil. Der TV-Zuschauer bekommt von strittigen Szenen auf dem Platz Zeitlupen aus allen erdenklichen Perspektiven gezeigt und im besten Fall noch schlüssige Einordnungen des Reporters oder des Experten. Der Fan im Stadion nippt dagegen ahnungslos am Getränk und manchmal verschluckt er sich, weil er von einer vermeintlich nicht nachvollziehbaren Schiedsrichter-Entscheidung überrascht wird. Doch damit soll zukünftig Schluss sein.
Transparenz für Zuschauer im Stadion
In 67 ausgewählten Spielen der Bundesliga soll bis zum Saisonende in einem Pilotprojekt des DFB geprüft werden, ob und wie die Schiedsrichter das Stadionpublikum mit Durchsagen über ihre Entscheidungen nach Videobeweis informieren können. "In der Pilotphase sind nur Szenen vorgesehen, wo der Schiedsrichter auf dem Platz seine ursprüngliche Entscheidung ändert", erklärt Marco Fritz (Breuningsweiler) gegenüber SWR Sport das Projekt. Fritz ist Mitglied der Schiri GmbH beim DFB und Leiter der Abteilung Evaluation, Beobachtungen und Regelauslegungen.
Nach VAR Entscheidung: Ansagen müssen klar und verständlich sein
In den USA gibt es beispielsweise beim American Football schon seit Jahren Durchsagen der Schiedsrichter an das Stadionpublikum, mit denen die Entscheidungen transparent erklärt werden. Doch was so selbstverständlich klingt, muss durchaus geübt werden. "Im Trainingslager sind wir tatsächlich auch in ein Stadion gegangen und haben dort die Ansagen geübt. Im Stadion gibt es einen Hall, man hört seine eigene Stimme zeitverzögert wieder, die Sprechgeschwindigkeit war ein Thema. Wir haben einfach Trockentraining im Stadion gemacht, das war sehr spannend", verrät Fritz im Interview mit SWR Sport-Moderator Michael Antwerpes.
Pilotphase bis Ende der Saison
Der Video-Check wird von vielen Fans ja kritisiert, weil er Spannung und Emotionen verhindert. Dass die Stadionansage das Spiel nun weiter zerfasern und verzögern könnte, das Problem sieht Marco Fritz nicht. "Es geht ja nur darum, in kurzen Sätzen etwas zu erklären. Das Spiel ist ja eh unterbrochen und die etwa zehnsekündigen Ansagen sind doch ein guter Service für die Zuschauer im Stadion", so die Einschätzung von Marco Fritz. Am Ende der Saison soll dann Bilanz gezogen werden und dann werden die Liga und die Schiedsrichter gemeinsam entscheiden, ob und wie diese Durchsagen fest implementiert werden. Das Ziel ist klar: Der Zuschauer im Stadion soll nicht schlechter informiert sein als der Fan auf dem Sofa vorm TV-Gerät.