Kunstturn-Trainerin Claudia Schunk. Die Bundestrainerin Nachwuchs weiblich wird vom DTB zunächst für vier Wochen freigestellt. Grund hierfür sind Missstände am Turn-Stützpunkt Mannheim.

Missstände im deutschen Turnen Nachwuchs-Bundestrainerin Claudia Schunk wird freigestellt

Stand: 21.03.2025 11:40 Uhr

Claudia Schunk, Nachwuchs-Bundestrainerin im Geräteturnen weiblich, wird für zunächst vier Wochen freigestellt. Dies bestätigte der Deutsche Turner-Bund auf SWR-Nachfrage. Schunk war bis 2017 Leiterin am Stützpunkt Mannheim.

Nach den von ehemaligen und aktiven Turnerinnen veröffentlichten Missständen am Kunst-Turn-Forum Stuttgart waren in den vergangenen Wochen auch Vorwürfe gegenüber dem Turnzentrum in Mannheim laut geworden. Gut zehn Jahre, von 2006 bis 2017, hatte Claudia Schunk diesen Stützpunkt geleitet, ehe sie im April 2017 das Amt der Nachwuchs-Bundestrainerin beim DTB übernahm. Nun wurde Schunk für zunächst vier Wochen freigestellt.

Turnerinnen unter Schunk: Seelische Narben und körperliche Schäden

Der SWR hatte als erster über die Missstände am Turnzentrum in Mannheim unter Schunks Leitung berichtet. Mehrere ehemalige Turnerinnen hatten von verbalen Übergriffen, Trainingseinheiten trotz Verletzungen oder die Abgabe von Prämien erzählt. Auch Rekordturnerin Elisabeth Seitz hatte öffentlich gemacht, sie habe unter den Methoden Schunks gelitten. Viele Turnerinnen berichteten von seelischen Narben und körperlichen Beeinträchtigungen am Ende ihrer Turnkarriere. Schunk hatte auf SWR-Anfrage geantwortet, "dass es nie meine Absicht war, die Turnerinnen zu belasten und dass, sollten meine Verhaltensweisen gleichwohl so wahrgenommen worden sein, mir dies leidtut".

Nachdem der Deutsche Turner-Bund zuletzt immer wieder darauf hingewiesen hatte, dass aktuell keine Vorwürfe gegen Schunk vorlägen und sie deshalb im Amt bleibe, reagierte der Verband nun mit einer zunächst befristeten Freistellung der Nachwuchs-Bundestrainerin. DTB-Präsident Alfons Hölzl erklärte am Donnerstag gegenüber dem SWR: "Aufgrund der aktuellen Geschehnisse, d.h. der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft haben wir auch zum Schutz der Trainerin uns momentan entschieden, sie für vier Wochen aus dem Trainings-, Lehrgangs- und Wettkampfbetrieb herauszunehmen. Aber es gilt die Unschuldsvermutung, die Bewertung steht dann aus."

Auf Anfrage hatte der Turnverband SWR-Informationen bestätigt, dass es am 19. März am Stützpunkt Mannheim "staatsanwaltschaftliche Ermittlungsmaßnahmen" gegeben habe. Der DTB habe sämtliche Meldungen der vergangenen Wochen, die die Bundestrainerin Nachwuchs weiblich, Claudia Schunk, beträfen, "sehr ernst genommen, geprüft und sich ein umfassendes Bild gemacht."

So lief die Anhörung zum Turnskandal im Bildungsausschuss

DTB betont: Ergebnis nicht vorweggenommen

Der DTB weist darauf hin, dass es "neben den auch in Teilen öffentlich geäußerten Vorwürfen gegen Frau Schunk, die schwerpunktmäßig ihre Zeit als Stützpunkttrainerin in Mannheim betreffen, gerade in Bezug auf ihre aktuelle Arbeit auch umfassende positive Darstellungen der Trainingsarbeit und der Zusammenarbeit" gegeben habe. Der DTB betont, dass "mit dieser Freistellung in keiner Weise das Ergebnis der laufenden Klärungen vorweggenommen wird."

Turnskandal in Baden-Württemberg: Diese fünf Experten prüfen die Missstände im Turnen

Turnen - Stützpunkt in Mannheim reagiert

Die Menschenfreundin: Mit Aimee Boorman soll ein neuer Geist einziehen

Kritik an Aufarbeitung des DTB: "Als würde man es wieder aussitzen wollen"

"Wie Arbeitstiere": Turnerinnen und Eltern beklagen Missstände am Turnzentrum Mannheim

Sendung am Do., 20.3.2025 18:00 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW