Michel Platini (l.) und Sepp Blatter

Wegen möglichen Betrugs Michel Platini und Sepp Blatter auch im Berufungsprozess freigesprochen

Stand: 25.03.2025 10:31 Uhr

Wofür erhielt Ex-UEFA-Chef Michel Platini im Jahr 2011 zwei Millionen Schweizer Franken von der FIFA? Betrogen er und der damalige FIFA-Präsident Sepp Blatter? Das Berufungsgericht sprach die beiden jetzt erneut frei.

"Ich fühle mich gut“, sagte Ex-FIFA-Chef Blatter bereits auf dem Weg zum Gericht in Muttenz bei Basel. Und auch wenn er im Gerichtssaal erstmal keine Reaktion zeigte - gut dürfte sich der 89-Jährige auch nach der Urteilsverkündung fühlen. Denn auch die Berufung der Schweizer Bundesanwaltschaft und der FIFA ist gescheitert. Der ehemalige FIFA-Präsident und Michel Platini, von 2007-2016 Präsident der UEFA, sind im Prozess um möglichen Betrug erneut freigesprochen worden.

Ich bin erleichtert. Ich habe meine Ehre wieder." Michel Platini kurz nach der Urteilsverkündung.

Die "über zehn Jahre anhaltende Verfolgung durch die FIFA und einige Schweizer Staatsanwälte", so Michel Platini, sei "vollständig vorbei. Die Geschichte ist ganz einfach: Ich musste daran gehindert werden, FIFA-Präsident zu werden."

Was war passiert?

Am 1. Februar 2011, im Wahljahr des FIFA-Präsidenten, gingen zwei Millionen Schweizer Franken auf einem Konto des damaligen UEFA-Präsidenten Michael Platini ein. Platini hatte kurz vorher eine Rechnung gestellt, FIFA-Boss Sepp Blatter genehmigte die Zahlung. Die beiden sprechen von ausstehenden Beraterhonoraren Platinis aus den Jahren 1998 bis 2002, die in einer mündlichen Absprache zwischen den beiden Fußball-Funktionären festgehalten wurden. Dieses sogenannte "Gentlemens Agreement" sei ohne Zeugen vereinbart worden. Der FIFA habe zunächst das Geld gefehlt, Platini gemäß Absprache zu bezahlen. Als die Finanzen des Fußballweltverbandes dann wieder besser aussahen, habe er seine Ansprüche geltend gemacht. Diesen Verlauf bestätigte auch Sepp Blatter.

Betrug und Korruption?

2015 kam dann der Vorwurf auf, dass diese Zahlung unrechtmäßig gewesen sei. Die Staatsanwaltschaft bezweifelte die Darstellung von Sepp Blatter und Michel Platini und warf den Beschuldigten Betrug vor. Die Anklage spricht von einem Deal, mit dem Blatter sich Platini als Herausforderer für eine neue Amtszeit als Chef der FIFA vom Hals gehalten habe. Weil er, anders als verabredet, weiter FIFA-Chef bleiben wollte. Platini hatte ebenfalls Interesse an dem Job. Im Raum stand, dass sich Blatter mit dem Geld die Unterstützung des damaligen UEFA-Präsidenten "erkaufen" wollte, um ihn dann am Ende seiner Amtszeit zu seinem Nachfolger zu machen.

Erster Freispruch bereits 2022

In erster Instanz wurden Blatter und Platini 2022 vom Bundesstrafgericht in Bellinzona aus Mangel an Beweisen freigesprochen - "in dubio pro reo", im Zweifel für den Angeklagten. Es konnte nicht nachgewiesen werden, dass die Zahlung der FIFA an Platini unrechtmäßig gewesen wäre. Sowohl die Schweizer Bundesanwaltschaft als auch die FIFA legten jedoch Berufung ein, was zum jetzigen Verfahren führte, das wegen Befangenheit der Berufungsinstanz des Strafgerichts nach Muttenz verlegt wurde. Die FIFA hatte sich dann allerdings überraschend aus dem Prozess zurückgezogen und war schließlich keine Nebenklägerin mehr. Die Staatsanwaltschaft forderte für Blatter und Platini Gefängnisstrafen von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung, die beiden ehemaligen Funktionäre betonten immer wieder, sie seien unschuldig und ihre Verteidigung forderte einen erneuten Freispruch, den sie jetzt auch bekamen.

Platinis Ambitionen durch Ermittlungen zerstört, Infantino stieg auf

Obwohl es jetzt also keine rechtlichen Konsequenzen gibt - die Ermittlungen vor rund 10 Jahren hatte für beide große Auswirkungen. Nach der Anzeige wurden Blatter und Platini von einer FIFA-Ethikkommission für mehrere Jahre gesperrt. Damit platzte Platinis Traum, Nachfolger von Blatter als FIFA-Präsident zu werden. Stattdessen wird Gianni Infantino als der wohl größte Profiteur des Skandals angesehen. Der damalige UEFA-Generalsekretär nutzte das Machtvakuum, ließ sich Anfang 2016 zum neuen FIFA-Präsidenten wählen und er ist es bis heute. Der Fall hat also die Spitze des Weltfußballs komplett verändert.

Sendung am Di., 25.3.2025 12:00 Uhr, SWR Aktuell am Mittag, SWR Aktuell