
Zum 40. Geburtstag Julian Schuster: Gratulation an einen Anführer, der selten laut sein musste
Vom FV Löchgau bis an die Seitenlinie der Bundesliga - das ist der Weg von Julian Schuster. Am 15. April feiert er seinen 40. Geburtstag.
Julian Schuster ist kein Lautsprecher. Er ist ein Vorbild. Einer, der lieber zuhört als schreit. Einer, der den Fußball liebt, aber nie vergisst, dass es um Menschen geht. Um Zusammenhalt. Um Werte.
Nun wird er 40 Jahre alt und blickt auf eine Karriere zurück, die ihn zu einer der prägenden Figuren des SC Freiburg und im gesamten deutschen Fußball gemacht hat.
Von Löchgau in den Profifußball
Julian Schuster wird am 15. April 1985 im baden-württembergischen Bietigheim-Bissingen geboren. Seine ersten fußballerischen Schritte macht er beim FV Löchgau. Schon früh zeigt sich: dieser Junge hat Übersicht, Technik - und vor allem einen bemerkenswerten Fußballverstand. Doch an ein Dasein als Profi denkt damals niemand. Auch er nicht.
2005 nimmt der VfB Stuttgart sich dem schlaksigen Mittelfeldspieler an. Schuster spielt vor allem für die zweite Mannschaft der Schwaben in der Regionalliga Süd. Seinen ersten Bundesligaeinsatz für die VfB-Profis feiert er am 27. Oktober 2007 gegen Bayer Leverkusen. Im Dezember desselben Jahres unterschreibt er seinen ersten, bis 2010 datierten, Profivertrag. Doch sein Bundesligadebüt bleibt ein kurzer Moment im Rampenlicht, eine Verletzung wirft ihn zurück und verhindert letztlich den Durchbruch beim VfB.
Ein Neuanfang im Breisgau
Im Sommer 2008 folgt der Schritt, der seine Karriere, und sein Leben, für immer verändern sollte: Julian Schuster wechselt ablösefrei zum damaligen Zweitligisten SC Freiburg. Unter Trainer Robin Dutt entwickelt er sich schnell zu einem zentralen Baustein der Mannschaft. Am Ende der Saison steigt er mit dem Sport-Club als Meister der 2. Bundesliga in die höchste Spielklasse auf.
Ein Jahr später wird er endgültig zur Führungsfigur. Der technisch starke, stets besonnene Mittelfeldstratege lenkt das Freiburger Spiel mit klarem Kopf und präzisem Fuß. Seine Leistungen bleiben auch außerhalb des Breisgaus nicht unbemerkt - doch Schuster bleibt Freiburg treu. Am 9. April 2011 verwandelt er einen Eckstoß direkt ins Hoffenheimer Tor. Dieser Treffer wird später zum Tor des Monats gewählt.
Auf das Hoch folgt fast auf den Tag genau ein Jahr später das Tief. Bei einem Zusammenprall mit Nürnbergs Pekhart zieht sich Julian Schuster, der inzwischen zum Kapitän der Freiburger aufgestiegen ist, schwerste Brüche im Gesicht zu, muss mehrfach operiert werden und fällt lange Zeit aus. Es ist ein Schockmoment. Doch auch hier zeigt sich seine Charakterstärke: Schuster kämpft sich zurück, steht wieder auf dem Platz, als sei nichts gewesen. Er spielt mit Maske, mit Mut, mit Hingabe. Er spielt für den Verein, für die Mannschaft, für das Spiel.
Abstieg und Aufstieg - der SC und Schuster gehen durch jedes Tal
Im Mai 2015 steigt der SC Freiburg aus der Bundesliga ab - sportlich eine ganz bittere Stunde, weil niemand wirklich damit gerechnet hat. Doch Schuster bleibt. Er führt die Mannschaft in der Saison 2015/16 mit Erfahrung und Haltung zurück in die Bundesliga. 8 Spiele bestreitet er nur in der Aufstiegssaison - wieder als Kapitän, aber auch außerhalb des Platzes ist er ein wichtiger Fixpunkt. Am Ende der Saison kehrt der SC Freiburg als Zweitligameister in die Bundesliga zurück. Im Sommer 2018 beendet Julian Schuster im Alter von 33 Jahren schließlich seine aktive Karriere. Insgesamt kommt er auf 242 Pflichtspiele für den SC Freiburg, in denen er 21 Tore erzielt.
Der leise Wandel vom Spieler zum Trainer
Wer dachte, mit dem Karriereende würde sich Julian Schuster aus dem Rampenlicht zurückziehen, täuschte sich. Trainer Christian Streich erkennt früh: Dieser Mann muss dem Verein erhalten bleiben. Schuster wird zunächst Verbindungstrainer zwischen Nachwuchs und Profis, dann fester Co-Trainer im Team Streich.
In dieser Rolle prägt er das Training, die Spielanalyse und vor allem das Mannschaftsgefüge entscheidend mit - immer unauffällig, aber immer präsent. Als Streich im Sommer 2024 nach über zwölf Jahren als Cheftrainer abtritt, gibt es keine lange Diskussion: Julian Schuster übernimmt das Amt.
Ein starkes erstes Jahr als Cheftrainer
Was viele mit Spannung erwarteten, wird zur Erfolgsgeschichte. Unter Julian Schuster spielt der SC Freiburg eine herausragende Saison 2024/25. Die Mannschaft steht nach dem 29. Spieltag auf Rang sechs der Bundesliga, klopft an die europäischen Plätze an und beeindruckt mit einem variablen, mutigen Spielstil. Schuster setzt auf junge Talente, auf Spielintelligenz und auf eine klare Struktur.
Der SC wirkt stabil, geschlossen - und voller Spielfreude. Kein Zufall. Es ist das Ergebnis harter Arbeit, klarer Kommunikation und dem Vertrauen eines Trainers, der weiß, wie sich jeder Einzelne fühlt - weil er selbst all das erlebt hat.
Ein Trainer mit Haltung - und Herz
Jetzt ist er 40 Jahre alt, noch immer fit und für manche Trainingseinheit mit den Profis zu haben. Der SC Freiburg hat sicher gut daran getan, eine solche Spielerpersönlichkeit weiter an sich zu binden, denn Schusters Verdienste auf und neben dem Platz und was er dem Verein damit gegeben hat, und weiterhin gibt, stehen für die Grundwerte des Vereins: Stabilität, Identifikation und eine ganz eigene Form von Größe. Die leise Größe eines Mannes, der nie vergessen hat, wo er herkommt und der nun zeigt, wohin ein Weg voller Demut und Überzeugung führen kann.
Alles Gute zum 40. Geburtstag, Julian Schuster!
Sendung am Di., 15.4.2025 9:00 Uhr, SWR Aktuell am Vormittag, SWR Aktuell