Greifswald, BFC, Cottbus im Experten-Check Wer hat im Aufstiegsrennen der Regionalliga Nordost die besten Karten?
Mit Cottbus, dem BFC und Greifswald spielen diese Saison gleich drei Teams um den Aufstieg in die dritte Liga. Regionalliga-Experte Steven Wiesner schätzt die Ausgangslage ein und erklärt, warum durch die Liga ein Hauch Premier League weht.
52, 50, 48: Die Spitzengruppe in der Regionalliga Nordost ist in dieser Spielzeit eng beieinander. Greifswald ist mit 52 Zählern und einem Spiel mehr derzeit Tabellenführer, doch der BFC Dynamo (50) und Energie Cottbus (48) sind dem Überraschungsteam, das erst seit zwei Jahren in der Liga spielt, eng auf den Fersen.
Es entwickelt sich ein Titelrennen, das dieses Jahr einen ganz speziellen Höhepunkt erleben wird. Der erste Platz ist für die Teams in dieser Saison nämlich deshalb besonders interessant, weil der Meister der Regionalliga Nordost direkt aufsteigt und nicht durch die lästigen Playoffs muss. Steven Wiesner vom traditionsreichen Fachmagazin "Fußball-Woche" glaubt, dass die Liga und der Kampf um den Aufstieg bis zum Saisonende eng bleiben werden.
Englische Verhältnisse in Berlin und Brandenburg
"Das Meisterrennen erinnert tatsächlich ein bisschen an die Premier League", sagt Wiesner mit Blick auf den engen Wettlauf auf der Insel zwischen Manchester City, dem FC Arsenal und Liverpool. "Da haben wir auch eine ganz enge Dreier-Konstellation. Das ist in der Regionalliga Nordost ähnlich und ich gehe davon aus, dass es auch bis zum Ende so bleibt." Wiesner meint, dass alle drei Teams ihre aktuelle Form bis zum Schluss halten können und sich bei der Tabellenführung in regelmäßigen Abständen abwechseln werden. "Letzte Woche war Cottbus der Gewinner, weil die anderen beiden nicht gewonnen haben. Eine Woche später sieht es schon wieder ganz anders aus und Dynamo hat alle Karten in der Hand", sagt Wiesner, der bereits seit 2009 für die "Fußball-Woche" arbeitet und in Cottbus lebt.
Er möchte sich nicht auf einen klaren Favoriten festlegen, auch wenn er dem BFC minimale Vorteile zuschreibt. Für Greifswald könnte seiner Meinung nach sprechen, dass der Klub den geringsten Druck hat. "Energie Cottbus geht immer mit der Bürde als Topfavorit in die Regionalliga", sagt Wiesner. "Sie sind immer noch der große Name, was aus der Vergangenheit rührt. Ich sehe sie aber mit Blick auf den Kader nicht als alleinigen Favoriten. Claus-Dieter Wollitz weist zurecht immer wieder darauf hin." Mit Maximilian Pronichev und Maximilian Krauß habe man sich im Winter aber klug verstärkt. Beide Spieler könnten im Aufstiegsrennen laut Wiesner Schlüsselrollen einnehmen.
Im Aufstiegskampf der Regionalliga musste Energie Cottbus nach einem Sieg der Konkurrenz dringend punkten. Die VSG Altglienicke und eine schlechte Chancenauswertung stellten den Verein dabei vor große Probleme.mehr
Restprogramm spricht für Dynamo
Mit Blick auf das Restprogramm sieht er Energie dann allerdings wieder leicht im Nachteil.
Dynamo hingegen habe "von den restlichen Spielen die meisten zu Hause. Das wird sicher nicht schaden. Außerdem haben sie das Duell mit Greifswald schon hinter sich. Das Berliner Duell gegen Altglienicke wird sicher noch einmal knackig", so Wiesner. "Am 5. Mai im Spiel gegen Energie kann es dann richtig knallen. Dabei muss man sagen, dass Cottbus noch beide Topmannschaften vor der Brust hat. Bei Dynamo und vorher zu Hause gegen Greifswald. Hinzu kommt das Derby in Babelsberg", schätzt Wiesner die verbleibenden Spiele für die Lausitzer als eher kompliziert ein.
Greifswald habe jetzt Blut geleckt, ein vergleichsweise leichtes Restprogramm und beschäftige sich bereits mit der dritten Liga, habe aber die geringste Erwartungshaltung, betont Wiesner immer wieder. "Alles kann nichts muss", sagt er. Der Klub könne in Ruhe arbeiten, mit einer so schnellen Etablierung in der Spitzengruppe der Liga habe man in Greifswald nicht gerechnet.
Mit einem abschließenden Urteil, wer den Aufstieg am Ende denn nun schaffen wird, tut sich Wiesner schwer. Nach längerem Überlegen sagt er: "40 Prozent Wahrscheinlichkeit, dass Dynamo es macht, 30 Prozent bei den anderen beiden". Die nächsten Wochen werden zeigen, ob der Experte der "Fußball-Woche" richtig liegt. Sicher dürfte hingegen sein, dass sich die Fußball-Fans in der Region auf ein spannendes Aufstiegsrennen bis zum Schluss freuen können.