
Fußball Vorbericht 24. Spieltag Fußball-Bundesliga: Angeschlagene Unioner treffen auf optimistische Kieler
Nach der höchsten Bundesliga-Niederlage in der Geschichte des 1. FC Union Berlin drängt die Mannschaft gegen Tabellen-Schlusslicht Kiel auf Wiedergutmachung. Doch der Gegner aus dem hohen Norden rechnet sich Chancen aus.
Fakten zum Spiel
- Zumindest wenn es nach Heimspielen geht, hat Union die drittbeste Defensive der Liga (elf Gegentore)
- Allerdings auch die drittschwächste Heim-Offensive (elf Treffer)
- Kiel traf auswärts bisher zwar immer, gewann aber noch nie
- Nur der FC St. Pauli lief in dieser Saison mehr als Union Berlin; Holstein Kiel belegt in diesem Ranking Platz 4
- Union ist gegen Kiel seit fünf Pflichtspielen ungeschlagen; die letzten drei Partien konnten die Berliner sogar allesamt gewinnen
So läuft es bei Holstein Kiel
Holstein Kiel galt vor der Saison als Abstiegskandidat Nummer eins und wenn man so will, hat die Mannschaft die Erwartungen bis zum Spiel bei Union Berlin (Sonntag, 02. März, ab 15:30 Uhr im rbb|24 Audiostream) also erfüllt. Seit dem zweiten Spieltag stehen die Norddeutschen auf einem Abstiegsplatz, seit zwei Spieltag auf dem letzten Rang. Kiel hat die mit Abstand meisten Gegentore der Liga kassiert (59) und nach 23 Spieltagen bereits acht Punkte Rückstand auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz. Immerhin Rang 16, der Relegationsplatz, den aktuell Heidenheim innehat, ist bei zwei Punkten Rückstand noch absolut in Reichweite. Und trotzdem hat Holstein immer wieder überzeugt. Etwa beim 4:2-Heimsieg über Borussia Dortmund Mitte Januar. Oder beim 2:2-Unentschieden in Wolfsburg Ende Januar.
Vor allem nach der Winterpause sei man stabiler geworden, sagt Marc Drews vom Holstein-Podcast "1912fm", "auch durch die Neuzugänge. Außerdem hat man das Gefühl, dass die Mannschaft Stück für Stück besser versteht, was es bedeutet, in der ersten Liga zu spielen." Umso ärgerlicher seien Niederlagen gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf, bei denen man das Gefühl habe, so Drews, "es flattern irgendwie die Nerven". Grundsätzlich aber gelte: "Es muss immer alles passen, damit die Mannschaft mithalten kann. Und das ist eben schwierig."

Das bewegt die Fans
Sportlich sei noch alles verhältnismäßig ruhig, sagt Gegner-Experte Drews. Kritik an der sportlichen Führung und am Trainer käme angesichts der großen Außenseiterrolle nur sehr vereinzelt auf. Bei den meisten Anhängern herrsche Dankbarkeit vor, "dass man das mal erleben durfte." Und so beschäftigt die Anhänger vor allem der nahende Stadionausbau. Das Holstein-Stadion bietet aktuell rund 15.000 Zuschauern Platz und darf in der Bundesliga aufgrund infrastruktureller Schwächen nur mit Ausnahmebedingung bespielt werden.
Ab Herbst 2025 soll das Stadion nun also in die Moderne überführt werden. Wie genau das aussieht und wie sehr das den aktuellen Spielbetrieb oder die Dauerkarten-Vergabe beeinflusst - alles noch offen und in der Fanszene heiß diskutiert. Insgesamt aber sei der Weg, auch in Steine zu investieren, der einzig richtige, so Drews. "Es wurde in den letzten Jahren auch schon viel in Leistungszentrum gesteckt. Und es war immer der Weg, dass man gesagt hat: Wir denken langfristig."
Auf diesen Spieler sollte Union achten
"Winter-Neuzugang David Zec hilft der Abwehr extrem. Das ist schon ein richtig guter Spieler", sagt Marc Drews, der am 25-jährigen Slowenen vor allem dessen Ausstrahlung schätzt. "Er lässt seine Gegner spüren, dass er ihnen im Nacken sitzt."
Auch auf Ex-Unioner Steven Skrzybski hält Drews große Stücke - sofern dieser fit sei und seine "30, 35 Minuten spielen kann". Für ein Tor sei Skrzybski jedenfalls immer gut, "auf jeden Fall".
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Das sagen die Trainer
Steffen Baumgart (Union Berlin): "Wir spielen gegen eine Mannschaft, die zuletzt ähnliche Ergebnisse eingefahren hat wie wir. Die Resultate waren oftmals knapp. Aber es geht darum, dass wir unser Heimspiel gewinnen wollen - egal, wer hierhin kommt. Wir wollen am Sonntag mit aller Macht gewinnen. Sie können sehr gut verteidigen, auch wenn sie das eine oder andere Gegentor kassiert haben. Es ist eine Mannschaft, die nie aufgibt. Das hat unter anderem das Spiel in München (3:4, Anm. d. Red.) gezeigt."
Marcel Rapp (Holstein Kiel): "Wir müssen ins Punkten kommen. Die Crunchtime beginnt jetzt schon. Die Spiele werden weniger. Die Ausgangsposition ist noch immer so, dass wir das vor der Saison so unterschrieben hätten. (...) Das Spiel (Unions 0:6 in Dortmund; Anm. d. Red.) sollte man nicht so hoch hängen. Bis zur 75. Minute stand es 0:2. Und es war nicht so, dass bis dahin die eine Mannschaft die andere komplett vom Platz gefiedelt hat."
So könnte Union spielen
Steffen Baumgart ist ohnehin kein Fan von gleichbleibenden Startformationen. Nach der schmerzhaften 0:6-Klatsche in Dortmund spricht aber ohnehin vieles für personelle Änderungen. Gegen das Tabellenschlusslicht Kiel und zumal in einem Heimspiel ist zudem gut vorstellbar, dass Baumgart auf die offensivere Variante und also eine Viererkette setzt. Ein Startelf-Debüt von Winterneuzugang Marin Ljubicic ist ebenso eine Option wie ein Einsatz von Mittelfeld-Regisseur Laszlo Benes von Beginn an. Viel wichtiger aber als jede Personal-Entscheidung: Dass die Mannschaft eine andere Einstellung an den Tag legt als in den letzten 15 bis 20 Minuten in Dortmund.
Unions mögliche Startelf: Rönnow - Trimmel, Doekhi, Diogo Leite, Rothe - Khedira, Haberer, Benes - Ljubicic, Hollerbach, Ilic
Die Prognose
Der Tipp des Gegner-Experten: "Ich bleibe mal positiv und sage, das wird ein ganz unspektakuläres 4:3. Weil: Tore schießen können wir, Tore kassieren können wir auch. Und ich glaube, wenn wir gewinnen, dann muss es halt irgendwas Verrücktes sein."
Der Redaktions-Tipp: Die Mannschaft wird die Schluss-Viertelstunde des Dortmund-Spiels vergessen machen wollen. Gegen eine von Verletzungen geplagte Kieler Mannschaft (bis zu sieben Spieler fallen womöglich aus) gelingt das auch. Union gewinnt mit 3:1.
Sendung: rbb24, 28.02.2025, 22 Uhr