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Fußball | Energie Cottbus Vor Energie Cottbus gegen den VfL Osnabrück: Das besondere Wiedersehen von Stürmer Erik Engelhardt mit seinem Ex-Verein
Wenn Energie Cottbus auf den VfL Osnabrück trifft, dann kommt es auch zum Wiedersehen von Erik Engelhardt mit seinem Ex-Verein. Dessen Abgang wurde in Niedersachsen nicht nur freundlich kommentiert.
Es könnte eines dieser "Ausgerechnet"-Spiele werden, wenn Energie Cottbus am Samstag, den 1. März (14 Uhr, live im rbb-Fernsehen und im rbb|24-Livestream), zum Heimspiel gegen den VfL Osnabrück bittet. Denn es ist nicht nur das Duell von Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz gegen seinen Ex-Verein und nicht nur das Duell von Cottbus-Rechtsverteidiger Henry Rorig gegen seinen Ex-Verein. Sondern vor allem auch das Duell von Cottbus-Stürmer Erik Engelhardt gegen seinen Ex-Verein, den er erst im Winter verließ und das mit durchaus übler Nachrede.
"Wir haben gesagt, dass wir nur auf Spieler setzen, die bereit sind, alles für den VfL (…) zu geben (…). Erik und seine Berater haben uns in mehreren Gesprächen deutlich gemacht, dass sie nicht bereit sind, diesen Weg mit dem VfL Osnabrück zu gehen", sagte Michael Welling, der Geschäftsführer der Niedersachsen nach dem Engelhardt-Wechsel.
"Diese Verpflichtung, Jackpot!"
Nun also kommt es zum Wiedersehen. Und es wäre doch passend, wenn es ausgerechnet dieser Erik Engelhardt wäre, der ausgerechnet mit seinem ersten Tor für die Cottbuser für einen Energie-Heimsieg sorgen würde. Gegen wen Engelhardt im September 2024 sein bis dato letztes Drittliga-Tor erzielt hat? Natürlich. Ausgerechnet gegen Cottbus.
Dort empfingen sie ihn zu Beginn des Jahres mit offenen Armen und fast schon euphorisch. Ein Spieler habe ihn zur Seite genommen, sagte Trainer Wollitz im Rahmen des Cottbuser Bretterknaller-Hallenturniers Anfang Januar, und ihm gesagt: "Diese Verpflichtung, Jackpot!"
Engelhardt, könnte man meinen, ist eigentlich zu gut für diese dritte Liga. Das hat er unter anderem in seiner bisher einzigen Zweitliga-Saison unter Beweis gestellt, in der ihm 2023/24 immerhin zehn Tor gelungen sind beim damaligen Absteiger Osnabrück. Auch wenn sich der VfL schließlich als Sackgasse für die Karriere von Erik Engelhardt erwies.
In Cottbus heimisch
Nun also Cottbus. Wieder Cottbus, muss man sagen. Schließlich spielte Engelhardt schon vor seiner Zeit in Osnabrück in der Lausitz und das mehr als erfolgreich. 34 Regionalliga-Spiele. 33 Scorer-Punkte. Was für eine Quote.
Privat ist Engelhardt längst wieder angekommen. Seine Familie hat ein Haus gefunden und bezogen. Auch wenn es aus dem einen Umzugs-LKW, mit der er vor zweieinhalb Jahren von Cottbus nach Osnabrück aufgebrochen ist, zwei LKWs geworden sind bei der Rückkehr, wie er im Gespräch mit dem rbb sagt. Seine Frau habe ohnehin noch Freundinnen hier gehabt, die Kinder auch und er selbst? Kam zurück in eine Mannschaft, in der es richtig Spaß mache, so Engelhardt.
Er spricht leise, fast schon vornehm zurückhaltend. An den Zwischentönen aber bemerkt man, dass es sehr wohl mehr sind als höfliche Floskeln, die er über seine Mannschaft verliert. "Wenn man von woanders kommt, merkt man erstmal, wie eng die Mannschaft hier zusammen steht", sagt er dann zum Beispiel.
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Warum ändern, was so gut funktioniert?
Und dann ist da ja noch die Sache mit der Winzigkeit der Welt. Maximilian Krauß kennt er seit der Schulzeit. Engelhardts Bruder ging mit ihm in eine Klasse. Mit Jonas Hofmann hat er einst in der Nürnberger Jugend gespielt. Zudem ist "Hofi" sein Trauzeuge. Co-Trainer und Ex-Mitspieler Jonas Hildebrandt ist der Patenonkel von Engelhardts Sohn. Alexander Sebald kenne er noch aus gemeinsamen Zeiten bei Hansa Rostock. "Jetzt sind wir alle hier", sagt Engelhardt schließlich und lächelt selig.
Nur sportlich könnte es besser laufen. Könnte man meinen. Ein Tor in einem Testspiel. Aber Engelhardt weiß selbst: "Am Ende zählt es in der Liga." Doch es seien turbulente Wochen gewesen rund um seinen Wechsel. Das halbe Jahr zuvor sei auch nicht einfach gewesen. Und vor allem aber kam Engelhardt natürlich in eine Mannschaft, die tadellos funktionierte. Die im 4-3-3 und mit nur einem zentralen Stürmer spielt. Eine Rolle, die Timmy Thiele tadellos ausgeführt hat bis dahin.
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Keinen Groll gegen Osnabrück
Mit Thiele hat Claus-Dieter Wollitz auch lange gesprochen vor der Engelhardt-Verpflichtung. Auf lange Sicht plant der Trainer, beide Stürmer zusammen "auf die Platte zu bringen". Aber, so Wollitz, "in dieser Saison die Statik zu verändern, das ist mir ein bisschen zu heikel". Will meinen: Warum das System umstellen, wenn es einen bisher zu einer überragenden Saison und Platz eins geführt hat. Also betont Wollitz, dass Engelhardt ein "Top-Typ" sei, den er sehr schätze, weil "er klar ist". Und dass Einwechselspieler eine hohe Bedeutung hätten im Spiel von Energie Cottbus. Engelhardt scheint es ähnlich zu sehen, er sagt: "Ich gehe gut um mit dem Plan, den wir haben."
Auf das Duell mit den Ex-Kollegen aus Osnabrück freut er sich so oder so: "Ich hatte eine coole Zeit da, trotzdem." Auch auf den Geschäftsführer Michael Welling hege er keinen Groll. Er akzeptiere dessen Kritik und könne sich in "deren Situation hineinversetzen". Und das mit dem ersten Drittliga-Tor für Energie? "Klar wünscht man sich das. Aber das kommt." Zur Not als Einwechselspieler. Und vielleicht ja ausgerechnet gegen Osnabrück.
Sendung: rbb24, 28.02.2025, 22 Uhr