Laszlo Benes, Spieler des 1. FC Union Berlin (Quelle: IMAGO / Revierfoto)

Analyse | Union punktet in Mainz Unions Remis in Mainz in der Analyse: Ein erster Schritt

Stand: 24.08.2024 20:35 Uhr

Beim 1:1 in Mainz zeigte der 1. FC Union viel von dem, was ihn in der letzten Saison bis zum Schluss im Abstiegskampf gehalten hat. Die Moral des Teams und der Geniestreich eines Neuzugangs machen allerdings Hoffnung auf bessere Zeiten. Von Till Oppermann

Was wäre der Fußball ohne seine Metaphern? "Auf der Bank schmoren" ist eine davon. Bei 32 Grad in der Mainzer Mewa-Arena verlor diese Redewendung am Samstag ihren übertragenden Sinn. Denn Union-Neuzugang Lazlo Benes dürfte sich in der rheinhessischen Sommersonne tatsächlich gefühlt haben wie ein Sonntagsbraten im Ofen. Ganze 72 Minuten lang durfte er nur zuschauen.

Unions Laszlo Benes nach dem 1:1 gegen Mainz. (Bild: IMAGO / Matthias Koch)
1. FC Union erkämpft sich Punkt in Mainz

Der 1. FC Union hat sich zum Bundesliga-Auftakt ein Remis bei Mainz 05 erkämpft. Nach Rückstand war es der eingewechselte Neuzugang Laszlo Benes, der den Ausgleich für die Eisernen erzielte und so für den verdienten Punktgewinn sorgte.mehr

Jeder Fußballer weiß: Das ist ein unangenehmes Gefühl. Zumal seine Kollegen auf dem Platz phasenweise mehr Pässe zum Gegner als zu ihren Nebenleuten spielten. Erst, nachdem der glücklose Andras Schäfer schon zum zweiten Mal mit dem Ball ins Aus gedribbelt war, erbarmte sich Trainer Bo Svensson. Gut 20 Minuten vor Schluss schickte er Benes auf den Platz – und der zeigte, dass er die Köpenicker an einem guten Tag auf ein neues Level heben kann.

Benes bringt Union zurück

Sofort forderte der slowakische Nationalspieler in der Zentrale den Ball und brachte Ruhe und Struktur in die Angriffe des 1. FC Union Berlin. Seine Verlagerung auf die linke Seite verschaffte Robin Gosens in der 75. Minute genug Platz, um tief in die Mainzer Hälfte vorzustoßen. Als er auf der Höhe des Strafraums angekommen war, suchte er in der Mitte wieder Benes. Der täuschte an, mit seinem starken linken Fuß zu schießen und ließ anschließend einen Mainzer mit einer Drehung ins Leere laufen. Es folgte ein wuchtiger Schuss mit dem eigentlich etwas schwächeren Rechten. Ein Ausgleichstreffer für Union, der ohne die fußballerische Klasse von Lazlo Benes so nicht gefallen wäre.
 
Ähnlich sah es auch Svensson, der Tim Skarke und Janik Haberer - die zusammen mit Benes eingewechselt wurden - in sein Lob einschloss: "Wir haben nach der Trinkpause drei Mal gewechselt und waren dann die bessere Mannschaft." In den Minuten nach dem Ausgleich diktierte Union das Spiel. Kurz sah es so aus, als könnten die Eisernen die Partie gar noch drehen.

Dina Orschmann (1. Frauen 1. FC Union) gegen Emilia Hirche (20, HSV). (Bild: IMAGO / Matthias Koch)
Union-Frauen mit Punktgewinn zum Einstand in der zweiten Liga

Die Fußball-Frauen von Union Berlin haben durch ein 2:2 gegen den Hambuger SV den ersten Punkt im ersten Spiel der zweiten Liga geholt. Dabei spielten die eisernen Ladies in der ersten Hälfte stark auf, trafen sehenswert, doch das Remis war am Ende leistungsgerecht.mehr

In der Schlussphase bekam man eine Idee dessen, was Svensson mit seiner Mannschaft plant. Die Unioner spielten nun in einer 3-4-3-Formation. Durch den zusätzlichen Angreifer gewannen sie einige Bälle tief in der gegnerischen Hälfte. Was sie damit anstellten, war für ein weiteres Tor aber zu ungenau. "Ein verdientes Unentschieden", bilanzierte Svensson.

Union unkonzentriert

Sein Mainzer Kollege Bo Henriksen sah es anders. Seine Mannschaft hätte das Spiel gewinnen müssen, fand er: "Wir haben einen Expected-Goals-Wert von 1,50 und der Gegner hat 0,50." Nicht nur in dieser Statistik waren seine 05er besser als die Gäste aus der Hauptstadt. Hätte Svensson für jeden unsauberen Pass seiner Mannschaft eine Seite aus seinem Notizbuch gerissen, bräuchte er für das nächste Spiel gegen den FC St. Pauli ein neues. Insbesondere nach der Halbzeit fehlte selbst so zuverlässigen Spielern wie Rani Khedira die Konzentration für einfachste Aktionen. Immer wieder verlor Union ohne Not den Ball und brachte sich so selbst in Gefahr. Einzig der Inkonsequenz der Gastgeber war es zu verdanken, dass Nadiem Amiris Freistoß in der 53. Minute ihr einziges Tor blieb.
 
Ihre Unsicherheit aus der letzten Saison scheint die Mannschaft trotz Klassenerhalt und Saisonvorbereitung noch nicht abgelegt zu haben. Auch Svenssons etwas defensivere Formation mit drei zentralen Mittelfeldspielern zu Beginn half da nicht. Das "Projekt Union Berlin 2024/25" ist zum Saisonstart noch lange nicht abgeschlossen. Zumindest für bessere Kommunikation auf dem Platz scheint der neue Trainer aber schon mal gesorgt zu haben. Immer wieder konnte man Spieler dabei beobachten, wie sie ihre Kollegen antrieben, höher anzulaufen, um früher ins Pressing zu kommen. Seine Spieler haben also verstanden, wo Svensson hin will. Den Weg dorthin müssen sie aber alleine gehen.

Robin Gosens vom 1. FC Union Berlin (Quelle: IMAGO / Matthias Koch)
Bleibt er oder geht er?

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Kader noch im Umbau

Dabei ist sechs Tage vor dem Ende der Transferperiode noch offen, wer diesen Weg überhaupt gehen soll. Mindestens einen Mittelstürmer suchen die Berliner noch. Bestenfalls ist der dann etwas spritziger als Leihrückkehrer Jordan Siebatcheu. Gegen Mainz zeigte der US-Amerikaner zwar immer wieder, dass er im Kombinationsspiel und mit dem Rücken zum Tor durchaus seine Stärken hat, aber sein fehlendes Tempo kostete seiner Mannschaft einige gefährliche Umschaltmomente. Eine weitere Baustelle kam dann noch kurz vor Schluss dazu. Innenverteidiger Kevin Vogt verletzte sich bei einer Defensivaktion so schwer, dass er den Platz nur gestützt von zwei Betreuern verlassen konnte.
 
Nicht nur, weil die endgültige Mannschaft für die Saison noch nicht steht, ist es nach dem ersten Spiel gegen Mainz schwer zu sagen, wie weit Unions neuer Trainer seine Mannschaft im Sommer schon entwickelt hat. Die Hitze sorgte dafür, dass es beide Teams phasenweise etwas ruhiger angehen ließen.
 
"Wir lagen in einem kampfbetonten Spiel hinten und sind zurückgekommen", lobte Bo Svensson noch. Eines ist wohl sicher: Das hätte diese Mannschaft in der vergangenen Saison auf keinen Fall geschafft.

Sendung: rbb24, 24.08.2024, 21:45 Uhr